1,56 Millionen Euro für Reaktivierung

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1,56 Millionen Euro für Reaktivierung

BETREUUNG – Kontroverse um Aufstockung des Ostheimer Kindergartens wegen Bewegungsraum

Ostheim (dt). Am Ende einer längeren, recht intensiven Diskussion stand dann doch ein einstimmiges Votum der Mitglieder des städtischen Sozialausschusses am Montagabend im Gruppenraum des Bürgerhauses Butzbach. Einhellig zugestimmt wurde der Reaktivierung der 2013 zwischenzeitlich geschlossenen Kindertagesstätte „Purzelbaum“ im Stadtteil Ostheim mit einem Brutto-Kostenumfang für Baumaßnahmen von 1,56 Millionen Euro. Im Fokus der zahlreichen Wortbeiträge der Ausschussmitglieder vor der Abstimmung stand eine grundlegende Detailfrage zur Planung und Ausführung der Sanierung und Erweiterung der Kindertagesstätte, wobei es um eine – in der Planung nicht vorgesehene – aber geforderte Aufstockung des neues Anbaus ging.        

Vor der Diskussion gab Bürgermeister Michael Merle einleitende Erläuterungen zur aktuellen allgemeinen Situation der Kinderbetreuung in der Stadt. Im Stadtteil Ostheim sei die Zahl der Kinder „erfreulich angestiegen“, sodass nun wieder größerer Bedarf für eine Kita bestehe. Im Anschluss stellte BWG-Geschäftsführer Alexander Kartmann das gesamte Bauprojekt detailliert am Schaubild vor. Die Baumaßnahme der Kita soll für vier Gruppen, aufgeteilt in zwei Gruppen für insgesamt 24 Kinder U3 und zwei Gruppen für insgesamt maximal 50 Kinder Ü3 geplant und erweitert werden. Für die U3-Gruppen sind angrenzende Schlafräume vorgesehen. Das Gesamtprojekt sieht vor, dass die bestehende und derzeit nicht mehr in Betrieb befindliche Kita um zwei Gruppenräume mit den notwendigen Nebenräumen in östlicher Richtung horizontal erweitert wird. Auch die entsprechenden Park- und Frei-/Spielflächen sind in die Planung einbezogen. Fazit: Damit verfüge die Kita dann erstmals über ein Personal- und Besprechungszimmer, einen Kinderwagenabstellplatz, ein großzügiges Außenlager, ein Eltern-Café, einen U3-Bereich mit entsprechenden Schlafräumen, Intensivräume für den Ü-Bereich und weitere Materialräume.  

Im Brennpunkt der Wortbeiträge vor der Abstimmung stand dabei: Der Ortsbeirat Ostheim hatte im Vorfeld in seiner Sitzung am 28. März einen erweiternden Antrag beschlossen und gestellt, dass zusätzlich zur vorliegenden Planung eine Aufstockung des neuen, geplanten Anbaus vorgenommen werden solle, um einen zusätzlichen Bewegungsraum zu schaffen. Der Magistrat hatte diesen Antrag – insbesondere wegen der dann deutlichen Mehrkosten des Gesamtprojekts – abschlägig beschieden. Zudem müsse es Ziel sein, das in unmittelbarer Nähe befindliche Dorfgemeinschaftshaus mit seiner Vielzahl an geeigneten Räumen besser auszulasten. Derzeit sei insbesondere vormittags dort ein Leerstand festzustellen. Andere Kindertagesstätten wie beispielsweise die „Villa Regenbogen“ in der Kernstadt verfügten ebenfalls über keinen eigenen Bewegungsraum; dort werde regelmäßig auf die Schlosssporthalle zurückgegriffen. Weiter verwies der Magistrat in seiner ablehnenden Begründung darauf, dass – bei einem zukünftigen möglichen Rückgang der Kinderzahlen – einer der bestehenden Gruppenräume bei Bedarf zu einem Bewegungsraum umfunktioniert werden könne. 

In der breiten Diskussion plädierte Stadtverordneter Günter Botzky (SPD) erneut für die gewünschte Aufstockung des neuen Anbaus. Susanne Schmidt (Grüne) regte eine Kostenberechnung an, um zu ermitteln, wie teuer es werde, den derzeit eingeschossig geplanten Anbau schon jetzt statisch so zu errichten, dass eventuell später einmal eine Aufstockung möglich sei. Bürgermeister Merle berief sich auf die Beschlusslage im Magistrat, die eindeutig sei. Wer etwas anderes wolle, müsse einen Antrag stellen und dafür eine parlamentarische Mehrheit finden.

BZ-Kommentar

Aufstockung?        

Unsere Kinder sollen bestmögliche Bedingungen erhalten, um vor dem Eintritt in die Grundschule sorgsam und pädagogisch fachkundig betreut zu werden. Sie sollen nach dem Kindergarten in jeder Hinsicht schulreif und -fähig eine erfolgreiche schulische Ausbildung in Angriff nehmen können. Darüber kann und darf es keine zwei Meinungen geben. Zur Betreuung und Ausbildung von Kindern gehört unabdingbar im Tagesablauf – nicht nur in der Kita – auch sportliche Bewegung. Dazu braucht es – insbesondere in der witterungsbedingt schlechten Jahreszeit – Räume mit entsprechender Ausrüstung und entsprechender Fläche. Leider steht vielerorts in den Kindertagesstätten baulich nur auf eng begrenztem Raum eine Bewegungsfläche zur Verfügung, die diese Bezeichnung oftmals kaum verdient.  

Gesegnet sind die Kitas, die in unmittelbarer Ortsnähe zu Fuß eine Sporthalle, ein Bürgerhaus oder eine andere größere Räumlichkeit erreichen und nutzen können. So ist es auch im Stadtteil Ostheim. Der große Saal des Dorfgemeinschaftshauses bietet in jeder Hinsicht deutlich bessere funktionale Bedingungen für aktive kindliche Bewegung als beispielsweise ein flächenmäßig stark begrenzter Bewegungsraum in der Kita. Dazu käme für die gewünschte eventuelle Aufstockung des Anbaues am demnächst reaktivierten Kindergarten eine deutliche Steigerung des Kostenumfangs. Laut derzeitigen Berechnungen beläuft sich die Reaktivierung auf
1,56 Millionen Euro. Ganz eindeutig und unmissverständlich: Dieses Steuergeld ist hervorragend angelegt, weil es um die Zukunft unserer Kinder geht. Wenn es deutlich mehr sein soll, dann muss dies das Stadtparlament demnächst – auf einen entsprechenden Antrag hin – beschließen.           Rainer Dreut    

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