Vertreter der Vereine aus dem Butzbacher Stadtgebiet erläutern Entscheidung für Doppelanlage in Kernstadt
BUTZBACH (pe). Der Bau der Kunstrasenplätze am „Keltenhof“ in Butzbach bewegt derzeit einige Bürger und Parteien in und um Butzbach. Dabei wird unter anderem der Standort kritisch aus diversen Blickwinkeln betrachtet, was grundsätzlich ernst zu nehmen ist (die BZ berichtete). „Allerdings steckt hinter dem bevorstehenden Bau der Kunstrasenplätze ein langer Prozess, den die Antreiber des Projektes – die fünf Butzbacher Fußballvereine – darstellen möchten“, wie sie in einer gemeinsamen Pressemitteilung schreiben.
Die Vorsitzenden aus Butzbach, Fauerbach, Hoch-Weisel, Nieder-Weisel und Ostheim beschäftigt die Thematik Kunstrasen aus diversen Gründen schon einige Jahre. 2017 fanden darüber erstmals unverbindliche Gespräche zwischen Vertretern der Stadt und Vertretern der Vereine statt. Seit diesem Zeitpunkt stehen die Vereine in Kontakt und entwickelten ein gemeinsames Konzept unter dem Namen „5 Vereine – 1 Konzept“, das sie den Stadtvertretern in einer Sitzung im Jahr 2019 vorstellten. „Das gemeinsame Vorgehen aller Butzbacher Fußballvereine stellte in dieser Form etwas Neues dar, was den politischen Vertretern rund um Bürgermeister Michael Merle besonders wichtig war.“
Die Vereine erläutern: Inhaltlich geht es in dem Konzept zunächst darum, dass der VFR Butzbach wahrscheinlich seinen Platz am Ostbahnhof verlieren wird, da der Eigentümer TSV Butzbach diese Fläche veräußern möchte. Da das Schrenzerstadion kein Flutlicht besitzt und der Bau einer Flutlichtanlage dort nicht umsetzbar ist, benötigt der VFR Butzbach perspektivisch einen weiteren Platz, auf dem er ganzjährig trainieren kann. Hier waren sich alle Vereine von Beginn an einig, dass der VFR einen Ersatz für den Platz am Ostbahnhof benötigt, um überleben zu können.
Gleichzeitig benötigen alle fünf Butzbacher Fußballvereine eine Ausweichmöglichkeit für den Trainings- und Spielbetrieb in den Schlechtwetterphasen. Innerhalb dieser Phasen sind anständige Trainingseinheiten und auch die Absolvierung von Heimspielen nur schwer bis gar nicht möglich. Trainingseinheiten mussten sich die Vereine durch das Anmieten von Plätzen in den vergangenen Jahren teuer erkaufen. Bei 32 Mannschaften (Jugend- und Senioren-Mannschaften aller Vereine) ist das letztendlich nicht darstellbar!
Der Spielplan des Hessischen Fußball-Verbandes sieht Spiele bis Ende November vor. Anfang März starten die Spielrunden wieder. Aufgrund der Witterungsbedingungen wurden die Plätze in den vergangenen Jahren genau in den Monaten November und März seitens der Stadt gesperrt. Die ausgefallenen Spiele müssen hier Jahr für Jahr zusätzlich unter der Woche nachgeholt werden. Was aktuell in der Bundesliga bei Berufssportlern schon zur Verletzungsanfälligkeit führt, ist im Amateursport nicht weniger dramatisch. Etliche schwere Bänder- und Muskelverletzungen waren in der Vergangenheit die Folge. Aus sportlicher Sicht werden Kunstrasenplätze somit für den Fußballstandort Butzbach dringend benötigt.
Ein Blick auf das Umfeld von Butzbach spricht ebenfalls eine deutliche Sprache. In allen umliegenden Städten und Gemeinden existieren genau aus diesen Gründen bereits Kunstrasenplätze. Bad Nauheim, Friedberg, Usingen, Waldsolms, Langgöns und Lich sind hier beispielsweise zu nennen, so die Vereine.
Bei der Anzahl von 32 Mannschaften war allen Beteiligten schnell klar, dass zwei Kunstrasenplätze benötigt werden, um einen Mehrwert für alle Mannschaften der Vereine zu schaffen, so die Pressemitteilung.
Die Standortfrage stellte alle Vereine zu Beginn vor die Herausforderung, sowohl im Sinne des eigenen Vereins als auch im Sinne des Gesamtprojekts zu agieren. Während dieser Phase hat die Stadt Butzbach alle Möglichkeiten abgewogen und auch die verschiedenen Vorschläge der Vereine geprüft. Am Ende dieses Prozesses hat die Stadt den Vereinen im Rahmen einer Sitzung mitgeteilt, dass die Fläche am Aldi-Gelände die einzige Lösungsmöglichkeit sei. Auf allen bestehenden Plätzen sei ein Umbau nicht möglich, da diese zu nah am Wohngebiet liegen und das Schrenzerstadion in diesem Zusammenhang als mahnendes Beispiel diene. Leider setzen Anwohner immer häufiger Polizei und Anwälte ein, wenn es um die Thematik Lärm- und Lichtbelästigung geht – in diesem Fall zum Leid der Vereine, wie die Vorsitzenden bedauern.
Die Vereine haben mit der Festlegung des Standorts den Auftrag erhalten die Rahmenbedingungen zu diesem Standort zu skizzieren. Dabei einigten sich die Verantwortlichen der Vereine, dass die Kunstrasenplätze von allen Vereinen gleichermaßen genutzt werden dürfen. Kein Verein erhält mehr Trainingszeiten als der andere. Das erfordert einen gewissen logistischen Aufwand, aber die Vereine sind sich hier einig, dass sie diesen meistern werden.
Auch zur Gestaltung der Infrastruktur vor Ort hat bereits ein Treffen der Vereine stattgefunden. Dabei geht es in den nächsten Monaten um die sinnvolle Gestaltung von Kabinen und Verkaufsräumen, wenn beispielsweise zwei verschiedene Vereine parallel dort ihre Spiele austragen. „Die Vertreter aller Vereine, die an dem Projekt mitgewirkt haben, sind im Rahmen ihres ehrenamtlichen Engagements gemeinsam mit der Stadt Butzbach einen langen Weg gegangen. Hierbei ist es gelungen, für den Fußball in der Stadt Butzbach und in den Ortsteilen ein Projekt ins Leben zu rufen, das dazu beitragen kann, die Wettbewerbsfähigkeit -und damit die Zukunft- der Butzbacher Fußballvereine zu sichern.“
Das sagen die Vereinsvertreter:
Stephan Mulch (1. Vorsitzender, VFR Butzbach): „Der Standort Ostbahnhof ist aus Sicht des VfR schon lange keine vernünftige und zeitgemäße Spielstätte mehr. Alle Mannschaften leiden sehr unter der räumlichen Enge der Kabinen, fehlender Lagermöglichkeit der Spiel- und Trainingsausrüstung, dem primitiven Verkaufscontainer sowie fehlenden Parkmöglichkeiten um das Ostbahnhofgelände. Mit der neuen Anlage bekommt der Verein die lang ersehnte Verbesserung der aufgeführten Defizite. Der VFR freut sich sehr auf die neuen Plätze und ist der Stadt sehr dankbar, dass dieses Projekt in Angriff genommen wurde.“
Andreas Kattenberg (1. Vorsitzender, SV Philippseck Fauerbach): „Die Kunstrasenplätze werten den Fußball in Butzbach auf. Als Vorsitzender des geografisch am weitesten entfernten Ortsvereins zähle ich auf das Wort meiner Kollegen, dass die heimischen Plätze gerade im Jugendbereich weiterhin die zentrale Rolle spielen werden. Des Weiteren freut es mich sehr, dass die Politik ein Versprechen abgegeben hat, die heimischen Plätze weiterhin zu pflegen und nicht zu vernachlässigen. Somit entsteht für alle Vereine eine zusätzliche Option, die gezielt eingesetzt und genutzt werden kann.“
Mario Dämon (1. Vorsitzender, SV Hoch-Weisel): „Wir vom SV 1946 Hoch-Weisel unterstützen das Kunstrasenprojekt am zentralen Standort ‚Am Keltenhof’ in Butzbach und freuen uns darauf. Dadurch haben alle Vereine gleichermaßen die Möglichkeit, sowohl auf einer modernen Kunstrasenanlage zu trainieren und zu spielen, als auch die jeweiligen Naturrasenplätze weiterhin zu nutzen.“
Steffen Häuser (1. Vorsitzender, SV Nieder-Weisel): „5 Vereine 1 Projekt! Oberste Priorität war immer ein Sportgelände für den VFR Butzbach. Und daran hat sich auch nichts geändert. Zwei Kunstrasenplätze sind bei 800 aktiven Spielern unersetzlich. Und ein Projekt dieser Größe gehört in die Kernstadt und vor allem auf ein Gelände, welches nicht an einem Wohngebiet grenzt. Alle Vereine werden davon profitieren und nur so wird sich der Fußball in der Stadt weiterentwickeln. Der Ist-Zustand ist für die Fußballer nicht mehr zeitgemäß.“
Michael Belke (Abteilungsleiter Fußball, TSV Ostheim): „Bedingt auch durch die Situation beim VFR ist der Standort Butzbach die beste Lösung. Ein Standort außerhalb eines Wohngebietes ist ebenfalls nicht außer Acht zu lassen und hat hohe Priorität, um Eventualitäten bei Lärmstörungen aus dem Weg zu gehen. Hier sind als negative Erscheinungen Sportplätze in Bad Vilbel und Heilsberg zu nennen (begrenzte Personenanzahl auf dem Sportgelände und automatische Stromabschaltung gegen 21.30 Uhr).“