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56 000 neue Bäume für Butzbach

BUTZBACH. Am Bürgerwald am Radweg in Ebersgöns wurden in den vergangenen Wochen junge Bäume gepflanzt, die außerhalb des Zauns mit besonderen Schutzröhren gegen Wild versehen wurden. Text + Foto: thg

Wiederbewaldung hat begonnen / „Bürgerwald“ in Ebersgöns / Klimawandel und Käfer als Herausforderung

BUTZBACH (thg). 56 250 Baum-pflänzchen wurden im März und April im Stadtwald im Revier Butzbach auf zusammen zehn Hektar neu gesetzt. Das berichteten Bürgermeister Michael Merle, die Hessen-Forst-Vertreter Thomas Götz und Oliver Schneider sowie Karin Morkel von der Stadtverwaltung am Radweg in Ebersgöns. Und dennoch ist es angesichts der Schäden im Wald laut Schneider nur „ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Merle hatte zum Pressetermin an die Fläche eingeladen, auf der ein Bürgerwald eigentlich mit einer allgemeinen Pflanzaktion im März entstehen sollte – vor den Corona-Beschränkungen. Die Fachleute erläuterten das Vorgehen. 

Das Gesamt-Paket der Pflanzungen ist mit Kosten von rund 130 000 Euro zu beziffern. 95 000 Euro entfallen auf die Vorbereitung der Flächen, den Kauf und die Pflanzung selbst. 35 000 Euro entfallen auf die Schutzmaßnahmen wie etwa den Zaun, der in Ebersgöns unter anderem die jungen Eichen schützt. 

Eine finanzielle Förderung des Landes ist nur für die Posten, die mit der Pflanzung verbunden sind, möglich. Beispielsweise ist ein Zaun nicht förderfähig. Etwa 50 000 Euro erhält die Stadt für die Pflanzungen. Im Zuge des Bürgerwald-Projekts sind bislang rund 4200 Euro an Spenden eingegangen, weitere Spenden sind angekündigt. Eine weitere Bürgerwaldfläche könnte im Herbst mit einer Pflanzaktion angegangen werden. Vorgesehen ist eine Fläche am Hausberg. 

Die städtischen Forstwirte waren hauptsächlich in der Organisation der Pflanzungen tätig. Die beauftragte Baumschule hat einen Teil der Pflanzen direkt gesetzt. Hinzu kam ein Unternehmer, der bereits im Stadtwald tätig ist. Für die Pflanzung von Traubeneiche und Stieleiche musste der Boden zuvor gemulcht werden. Weil der Förderbescheid vom Land auf sich warten ließ, wurde die gesamte Aktion sehr kurzfristig umgesetzt. Wo gemischte Baumarten angepflanzt wurden, wurde auf die Bodenvorbereitung verzichtet. Je nach Bodenverhältnissen an einem Standort wurden die Baumarten ausgewählt.

28 250 Pflanzen umfassen die Eichenarten, 10 000 sind Buchen, 1000 Setzlinge sind Kirsche, Wildobst oder Esskastanie. Auch 10 000 Weißtannen wurden gepflanzt, ferner 3500 Douglasien. Wie Schneider berichtete, erwies sich die Weißtanne unter anderem im Bereich Ebersgöns als nicht betroffen von Schädlingen oder anderen Schäden. Die Forstleute wiesen aber darauf hin, dass Käferarten, die eigentlich die Fichten befallen, offenbar dazu übergehen, den „nächstbesten“ Nadelbaum zu befallen. So seien bereits Douglasien unter den Käferopfern. Aber noch müsse die Entwicklung beobachtet werden, ob die Tiere tatsächlich weitere Bäume dieser Art befallen oder darin gar nicht weiter überleben können. 

Das große Problem der Trockenheit begleitete auch die Großpflanzaktion. Aber zwischenzeitlich regnete es, sodass die Zuversicht besteht, dass die Pflanzen anwachsen, die zudem von der Baumschule teils in Silikat getauchte Wurzeln haben, die die Wasserversorgung verbessern sollen. Dennoch ist die Erfahrung der Forstleute, dass es auch Ausfälle geben wird, dass Pflanzen nicht anwachsen. Der „Verbiss“ ist ebenfalls ein Problem, denn Rehe fressen gern die jungen Pflanzen an. Dagegen soll wie in Ebersgöns ein Zaun schützen. Die Beteiligten waren sich auch darin einig, weiter das Gespräch mit der Jägerschaft zu suchen, um die Wildbestände zu verringern. Auch die Höhe der Jagdpacht sollte diskutiert werden. Rotwild wird an der Pflanzstelle nicht als Problem angesehen. Wildschweine könnten aber versuchen, in den geschützten Bereich zu gelangen. 

Derzeit ist von den Baumschulen noch sehr gutes Pflanzenmaterial erhältlich. Dies werde aber über die nächsten Jahre schwieriger. „Die Baumschulen sind ausverkauft“, sagte Revierförster Schneider. Die Nachfrage nach Saatgut ist hoch. In Butzbach gebe es einen Weißtannenbestand, der als Saatgutlieferant anerkannt sei. Daraus entsteht auch ein finanzieller Ertrag für die Stadt. 

Allerdings fehlen die Einnahmen aus dem Holzmarkt, der sich gerade wieder entwickelt. Aber wegen der hohen vom Borkenkäfer bedingten Holzernte werde im Sinne der Nachhaltigkeit die Einschlagsmenge künftig geringer. 

Die Wiederbewaldung laufe parallel zur Lösung des Borkenkäfer-Problems. Die vom Käfer befallenen Bäume sollen nun noch aus dem Wald geholt werden. So soll das restliche Holz geschützt werden. Dennoch wird ein weiteres Käferjahr erwartet, haben doch sogar Larven den milden Winter überlebt. Ziel der derzeitigen Anpflanzungen und Maßnahmen ist es, dass der Wald klimafester wird. Auch für die Forstleute ist der Klimawandel eine Herausforderung, der mit den vergangenen trockenen Perioden Auswirkungen auf die bisherigen Bestände habe. 

Der Beitrag verfällt zur festgelegten VERFALLSZEIT am VERFALLSDATUM.

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