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6,2-Millionen-Euro-Erbe für Waldsolms

WALDSOLMS-WEIPERFELDEN. Dieses Haus „Auf der Hardt“ ist samt 4000-Quadratmeter-Grundstück nun Eigentum der Gemeinde Waldsolms, die einen Käufer sucht. 

Gemeinde erhält als Vermächtnis Haus, Grundstück und Aktiendepot des Ehepaars Wedel aus Weiperfelden

WALDSOLMS-WEIPERFELDEN (pm/thg). Die Gemeinde Waldsolms hat geerbt, wie Bürgermeister Bernd Heine und Roland Hörster, Vorsitzender der Gemeindevertretung mitteilen. 6,2 Millionen Euro in Aktien, ein Haus und das zugehörige 4000 Quadratmeter große Grundstück gehören dazu. „Wir waren angenehm überrascht“, sagte der Bürgermeister. 

In dem Haus „Auf der Hardt“ in Weiperfelden lebten Renate und Alfred Wedel seit dem Jahr 1975. Alfred Wedel ist 2014 in einem Pflegeheim in Butzbach im Alter von 88 Jahren verstorben. Renate Wedel wurde seit Mai 2016 in einem Pflegeheim in Frankfurt betreut. Am 23. Dezember vorigen Jahres ist sie im Alter von 81 Jahren in Frankfurt gestorben.  

„Die Gemeinde Waldsolms erfuhr am 6. April davon, dass sie von Renate Wedel als Ersatzerbin eingesetzt wurde“, so der Bürgermeister. Diese Erbschaft umfasse ein Bankguthaben, ein Aktiendepot und Wertgegenstände. Außerdem hat die Gemeinde das als Vermächtnis vorgesehene Hausgrundstück in Weiperfelden geerbt, da die Vermächtnisnehmerin gegenüber dem Nachlassgericht Frankfurt erklärt hat, dieses nicht annehmen zu wollen. Dies geschah offensichtlich vor dem Hintergrund, dass noch Investitionen an Haus und Nebengebäude vorzunehmen sind. „Es besteht erheblicher Sanierungsbedarf“, sagte Heine. Darüber hinaus sind auch noch die Anliegerbeiträge für die erst kürzlich fertiggestellte Straße „Auf der Hardt“ zu leisten. 

Die Erblasserin hat der Gemeinde als Ersatzerbin zur Auflage gemacht, das Erbe für gemeindliche Einrichtungen und die Infrastruktur zu verwenden. Dies ist nach Heines Worten weit gefasst. Denkbar sei es, Geld für den Kita-Bereich oder das Dorfgemeinschaftshaus oder für den Straßenbau oder andere Zwecke der Gemeinde einzusetzen. Warum die Wahl Wedels auf die Gemeinde fiel, scheint nicht klar zu sein. „Das Ehepaar lebte ganz unscheinbar in Weiperfelden“, sagte der Bürgermeister. Von öffentlichem, sozialem oder anderweitig ehrenamtlichem Engagement sei nichts bekannt. 

Das Aktiendepot kann für die Gemeinde bestehen bleiben. Im Fall einer geplanten Ausgabe könne das Geld entnommen werden. „Aber wir dürfen nicht spekulieren und neue Aktien kaufen“, betonte Heine. Das genaue Vorgehen sei mit dem Amt für Vergabe und Revision des Lahn-Dill-Kreises abgestimmt worden. Solch ein Fall komme nicht sehr häufig vor, so Heine. 

Bis zur tatsächlichen Übernahme der Erbschaft bedurfte es zudem verschiedener Beschlüsse der gemeindlichen Gremien. Das sei zu Corona-Zeiten nicht ganz einfach gewesen. 

Alfred Wedel war an der Börse tätig „und dort sehr erfolgreich“. Ausschüttungen, die das Aktiendepot abwarf, wurden immer wieder neu in Aktien investiert. 

Insgesamt beträgt die Erbschaft – nach den Bewertungsvorschriften ermittelt – rund 6,2 Millionen Euro, wie Heine berichtet. In gleicher Höhe sei auf der Passivseite der Bilanz eine Verpflichtung aus den Auflagen der Bürgschaft eingebucht worden, so dass das Ergebnis der Gemeinde Waldsolms nicht beeinflusst werde. „Dies hat den Vorteil, dass spätere Verwendungen des Erbes auch ergebnisneutral sind und künftige Haushalte nicht belasten.“ 

Stille Reserven – beispielsweise bei dem Hausgrundstück oder dem Aktiendepot – werden erst bei einem tatsächlichen Verkauf realisiert und erhöhen dann sowohl das Aktivvermögen als auch die Verpflichtung auf der Passivseite der Bilanz und stehen somit zusätzlich zur Verfügung. 

„Das Gebäude wird verkauft“, kündigte Heine an, ebenso das zugehörige Grundstück. Ein Maklerbüro sei beauftragt worden. Dann werde man sehen, welches Ergebnis am Markt zu erzielen ist. Die Gemeinde selbst könne mit Haus und Grundstück nichts anfangen. Hinzu komme der Sanierungsstau im Wohnhaus. 

Die Gemeinde Waldsolms bedankte sich posthum bei den Eheleuten Wedel, für diese bedeutende Erbschaft. „Wir werden damit sehr verantwortungsbewusst umgehen, unsere Gemeinde zum Wohle aller weiterentwickeln und beiden ein ehrendes Andenken bewahren“, sichern Heine und Hörster zu.

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