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„Abschuss von Wölfen keine Lösung“

CLEEBERG. Andreas Hoppe beschäftigt sich intensiv mit dem Wolf und war in Cleeberg zu Gast. Foto: ikr

LESUNG – Schauspieler Andreas Hoppe bricht in Cleeberg Lanze für Wildtier und „neuen Nachbarn“

CLEEBERG (ikr). „Ich habe ein Buch für und über die Wölfe geschrieben bevor die ersten Schüsse aus Angst und Unwissenheit fallen.“ Mit diesen Worten brachte der Schauspieler Andreas Hoppe das Thema des Abends auf den Punkt: „Die Hoffnung und der Wolf“ heißt sein Werk. Er fragt im Untertitel: „Wollen wir mit unseren neuen Nachbarn leben?“ Aus diesem Buch las Andreas Hoppe im Rahmen der Ovag-Reihe „LeseLand Gießen“ im Bürgerhaus Cleeberg. 

Der Wolf spaltet die Menschen seit Jahrhunderten, er wird verteufelt und bewundert. Seit dem Jahr 2000 kehren immer mehr Wölfe nach Deutschland zurück und leben hierzulande in der freien Wildbahn, was bei vielen Menschen Unsicherheit und Angst auslöst.

Den zahlreichen Besuchern der Lesung wurde schnell klar: Dieser Mann hat eine Botschaft, die er klar formuliert: „Wildtiere müssen geschützt werden! Das ist aufwendig, aber unbedingt notwendig und es kann funktionieren“, davon ist der gebürtige Berliner überzeugt. Er appellierte an die Menschen und insbesondere an die Politiker, mit den Naturressourcen achtsamer umzugehen: „Wölfe gehören genauso wie Füchse, Rehe und andere Wildtiere in unsere Landschaft“, ist er überzeugt. 

Zugleich betonte er aber auch, dass die Weidetiere vor den Wölfen geschützt werden müssen. Auch dies sei aufwendig, aber „unbedingt notwendig und es kann funktionieren, denn der Wolf soll seine natürlichen Beutetiere jagen!“ Hoppe drückte großes Verständnis für die Sorgen und Nöte von Bauern und Schäfern, deren Tiere gerissen werden, aus. Die Politik solle den Herdenschutz entsprechend finanziell ausstatten. 

In seinem reich bebilderten Buch verbindet Hoppe viele interessante wissenschaftliche Erkenntnisse mit eigenen, persönlichen Erlebnissen. Besonders seine Reisen nach Kanada, wo der Schauspieler in der Weite der dortigen Landschaft zahlreiche bereichernde und unvergessliche Begegnungen mit den indianischen Ureinwohnern hatte, prägten ihn nachhaltig. Dort stieß er auch das erste Mal auf ein Wolfsrudel. Seitdem setzt er sich für diese Tiere ein. Seit 2000 ist Andreas Hoppe Nabu-Wolfsbotschafter. 

„Der Wolf muss ganz oft für Probleme herhalten, deren Ursachen ganz andere sind. Er bietet die ideale Projektionsfläche für ein klassisches Feindbild, das für den oder das Fremde steht, das unheimliche Unbekannte. Und dann geht es leider ganz schnell um eine Meinung, statt um Tatsachen“, so Hoppe.

Die Bundesregierung wird demnächst über einen Gesetzentwurf zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes entscheiden. Der aktuelle Streit um die Wölfe soll damit geschlichtet, der Abschuss vereinfacht werden. Für Hoppe ist der Abschuss, der von offiziellen Stellen beschönigend „Entnahme“ genannt wird, keine Lösung.  

Hoppe hat die Sehnsucht, dass ethisches Denken wieder mehr in den Vordergrund tritt und hat den Glauben, dass sich der Wolf in Deutschland wieder ansiedeln könne: Es gibt derzeit hier so viel Schalenwild, da hätten die Wölfe lange dran zu knabbern, das schaffen die gar nicht, und für die Jäger bleibt auch genug übrig“, meinte er. 

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