Arbeitskreis Tschernobyl Langgöns sorgt sich um Freunde in der Ukraine

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Arbeitskreis Tschernobyl Langgöns sorgt sich um Freunde in der Ukraine

LANGGÖNS. Hilfstransporte und Kleidersammlungen über fast drei Jahrzehnte prägten die Arbeit des Arbeitskreis Leben nach Tschernobyl der evangelischen Kirchengemeinde Langgöns, der sich auch nach seiner Auflösung im vergangenen Jahr große Sorgen um die Freunde in der Ukraine macht. – Das Foto zeigt Mitglieder des Arbeitskreises. Foto: wiß

LANGGÖNS (wiß). Auch wenn sich der Arbeitskreis Leben nach Tschernobyl in der evangelischen Kirchengemeinde Langgöns mit einem großen Fest im Oktober vergangenen Jahres nach drei Jahrzehnten karitativen und humanitären Wirkens aufgelöst hat, so blicken Pfarrer i.R. Eberhard Klein, Reinhard Knauf, Sigrid Blochwitz und Gerhard Keller mit großer Sorge auf die aktuelle Lage in der Ukraine. 

„Seit 1990, der Gründung unseres Arbeitskreises, sind wir mit Menschen in der Ukraine, genauer mit Menschen aus Borispol, sehr eng verbunden. Und auch wenn der Arbeitskreis seine Arbeit eingestellt hat, halten wir doch den Kontakt zu unseren Freundinnen und Freunden dort“, betont Gerhard Konrad Keller. 

Es sind 1870 Kilometer von Butzbach nach Borispol, Borispol liegt170 Kilometer südlich von Tschernobyl und 40 Kilometer östlich von Kiew. Ganz nah bei Borispol liegt der internationale Flughafen der Ukraine.

„Am vergangenen Montag (21. Februar) habe ich in großer Sorge eine Mail an Natascha Logatschowa geschrieben. Natascha ist die Vorsitzende des dortigen Vereins „Kinder von Tschernobyl“. Wir kennen uns nun schon seit über 30 Jahren. Natascha war mit ihrem Team mehrere Male bei uns und wir waren häufiger in der Ukraine, in Borispol“, berichtet Keller. „Wie geht ihr mit dieser bedrohlichen Situation um? Welche Möglichkeiten habt ihr, euch zu schützen? Fühlt ihr euch gut informiert oder denkt ihr, dass ihr manipuliert werdet? Fragen, auf die der Arbeitskreis sich eine Antwort erhoffte und auch betonte, obwohl man in Deutschland weit weg sei, hier aber viele Menschen sehr besorgt sind und beten. 

Umgehend kam folgende Antwort: „Es ist schön zu wissen, dass Ihr uns die Daumen drückt. Uns geht es gut. Wir leben wie früher. Kinder gehen zur Schule, Erwachsene arbeiten. Es herrscht keine Panik. Die Menschen sind es einfach leid, Angst zu haben, und die Pandemie hat ihren Teil dazu beigetragen. 

Niemand glaubt, dass Russland einen groß angelegten Krieg beginnen wird, und wir hoffen, dass die Angelegenheit auf diplomatischem Weg gelöst wird. Es gibt eine Menge Provokationen, vor allem an der Frontlinie. Es gibt viel Beschuss, Schüsse auf Zivilisten, Menschen werden getötet oder verwundet in der dunklen Zone der Front. Wir sind über die Ereignisse an der Front informiert und verstehen, dass ein Informationskrieg im Gange ist und niemand in Panik gerät, weil es keinen Ausweg gibt. Gewöhnliche Menschen haben keine großen finanziellen Auswirkungen, sie leben von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck und geraten nicht in Panik, niemand kauft Produkte im Voraus. Die Supermärkte sind überfüllt mit Lebensmitteln. In der Stadt fand eine Überprüfung der Keller statt, wo Menschen schlafen können, aber sie sind wenige und nicht genug für alle. Wir machen uns natürlich Sorgen um die Kinder und Enkelkinder und hoffen, dass alles in Friedensgesprächen endet. Ich arbeite weiterhin mit den Mitgliedern meiner Organisation zusammen, wir treffen uns jeden Tag in kleinen Gruppen von bis zu zehn Personen, wir reden und helfen, wo wir nur können. Die Menschen sind neugierig auf die Situation in Deutschland und wollen, dass es Ihnen gut geht. Bitte grüß alle meine Freunde in Langgöns von mir und meiner Familie. Vielen Dank für die Mail Natasha“. 

Am Donnerstag nach den Meldungen wandte sich Keller nach einer Solidaritätskundgebung in Gießen, zu der Gewerkschaften und die Kirche aufgerufen hatten, erneut an Logatschowa – und hat leider keine Antwort erhalten. „Wir versuchen, den Kontakt nach Borispol aufrecht zu erhalten. Am Donnerstag sind Bomben und Raketen auf den Flughafen niedergegangen, auch in der weiteren Umgebung Borispols gab es Explosionen. „Wir als Mitglieder des Arbeitskreises sind entsetzt und fassungslos über die russische Aggression. Und wir sind voller Sorge“, so Keller. 

Kleiderkammer Borispol 2013

Die Fotos zeigen die Entladung eines Hilfstransportes, die Suppenküche in Borispol und die Kleiderkammer. Fotos: wiß 

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