Auf der Suche nach fröhlichen Menschen

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Auf der Suche nach fröhlichen Menschen

LIVE – Ole Lehmann eröffnet Butzbacher Kleinkunst-Reihe mit dem Appell: Einmal wieder mehr Kind sein

BUTZBACH (win). Mit seinem Programm „Homofröhlich“ machte sich der Stand-up-Comedian Ole Lehmann am Mittwochabend im Capitol auf die Suche nach weiteren fröhlichen Menschen und begeisterte das Butzbacher Publikum. Zu Beginn stellte er gleich die Frage „issers oder issers nich?“ und outete sich – als Fleischesser. Er ließ dabei nicht unerwähnt, auch schwul zu sein. 

Lehmann fühlt sich oft als die letzte Gattung seiner Art: der fröhliche Mensch. Warum haben so viele Menschen ihre unbeschwerte Art verloren? Warum wird Ole als Homo beschimpft, wenn es doch nur der lateinische Ausdruck von „Mensch“ ist? 

Lehmann, der in Berlin zu Hause ist, imitierte schlecht gelaunte Menschen am Berliner Alexanderplatz. Ihm sei aufgefallen, dass die Menschen nicht mehr so „grundfröhlich“ wie früher sind. Alle ziehen lange Gesichter, keiner lacht. „Meine Fresse, da sind ja nur noch Hackfressen um mich herum. Nicht hässlich, aber schlecht gelaunt, das macht doch keinen Spaß mehr.“

„Die Leute“ laufen rum wie Zombies“, stellte er fest und schlug vor, einmal wieder mehr Kind zu sein und zum Beispiel hüpfend durch ein Kaufhaus zu springen. Einfach mal tun, was glücklich macht. „Was macht euch glücklich?“ fragte er das Publikum. „Gummibärchen, aber nur die gelben“, bekam er prompt zur Antwort. Für den Bruchteil einer Sekunde drohte eine – seiner Meinung nach – typisch deutsche Grundsatzdiskussion zu entbrennen. Denn schon tönte es aus einer anderen Ecke des Kinos, dass die roten besser seien.

„Was heißt denn homofröhlich?“ wird Lehmann oft gefragt. „Nix“, antwortet er dann. Der 49-Jährige musste dieses Kunstwort noch nicht einmal selbst erfinden. Ein Fan schrieb einst in einer E-Mail: „Deine Geschichten sind immer so schön homofröhlich“. Tatsächlich ist der Titel aber eine Anspielung auf seine eigene Homosexualität und seine Fröhlichkeit, die sich Lehmann auch im Alter bewahren will. Das sei nämlich gar nicht so leicht, erzählt der gebürtige Hamburger auf der Bühne. 

Großartig war seine Imitation von Louis de Funès: „Ja, nein, ooh“. Das Publikum hielt es kaum noch auf den Sitzen vor Lachen. Er wünschte sich, dass mehr Filme mit dem berühmten französischen Komiker gedreht worden wären. „Stellt euch mal vor, Louis de Funès bei Titanic oder als Darth Vader“, heizte er die großartige Stimmung weiter an. Mehr Freude mit Louis de Funès in Alltagssituationen – „Ja, nein, ooh“.

Entdeckt von Thomas Hermanns zog es Lehmann sehr schnell auf die Comedy-Bühnen der Nation, und inzwischen ist er mit seiner charmanten Art zu einer festen Größe in der Deutschen Comedy-Szene geworden. Doch nicht nur auf den verschiedenen Live-Bühnen, sondern auch im Fernsehen ist er regelmäßiger Gast im Quatsch Comedy Club (er ist auch „die Stimme“ des Quatsch Comedy Clubs), Nightwash, Fun(k)haus, TV Total oder Cindy aus Marzahn und die jungen Wilden. Im Quatsch Comedy Club moderiert er auch regelmäßig die Live-Shows in Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Stuttgart.

Singen macht fröhlich, also tut er es. Natürlich gab der preisgekrönte Stand-up-Comedian mit der klassischen Ausbildung zum Musicaldarsteller auch wieder ausgesuchte Pop-Perlen zum Besten, die seine Geschichten wunderbar einrahmten. So zum Beispiel „I guess that’s why they call it the Blues“ von Elton John, „I don’t like Mondays“ von den Boomtown Rats und „Walking in Memphis“ von Marc Cohn. Das Publikum schwenkte begeistert die Handy-Taschenlampen im Takt hin und her.

Es folgte eine ausgesprochen heitere Beschreibung seines Besuchs in der Bali-Therme in Bad Oeynhausen. Dort mischte er sich unter die alten Leute – von ihm liebevoll als „Renter-Schorle“ bezeichnet – um sich beim Aquafit auszupowern. 

 Mitten aus dem Leben, scharf beobachtet und heiter verpackt, machte er sich lustig über die „Öko-Tussen, die aussehen wie Catweazles Schwester“ oder berichtet von „Stöckchen“, einer magersüchtigen Verkäuferin in einem Bio-Supermarkt, in dem man Fleisch von totgestreichelten Tieren kaufen kann. 

Es gab viel Applaus, und eine Zugabe durfte natürlich auch nicht fehlen. Lehmann bot in seinem knapp zweistündigen Bühnenprogramm seinem Publikum einen fröhlichen und unterhaltsamen Abend, an dessen Ende alle ein bisschen mehr „Homofröhlich!“ waren.

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