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Authentische Geschichte kommt an

KONZERT – Musiker um Pirmasenser Hadi Hajdarevic spielen in JVA Rockenberg „Maleks Traum“

ROCKENBERG (pd). Malek ist erst 23 Jahre alt, hat aber für sein junges Leben schon eine bewegte Geschichte zu erzählen. Schulabbruch, Drogen, Körperverletzung und Raub bringen den in Pirmasens geborenen jungen Mann früh auf die schiefe Bahn. Bereits mit 15 Jahren macht er mit dem Jugendknast Bekanntschaft. Zweieinhalb Jahre seiner besten Jugendzeit muss er in der JSA Schifferstadt absitzen.
Der Pirmasenser Musiker Hadi Hajdarevic, der Malek schon seit vielen Jahren kannte, nahm sich des Gestrandeten nach seiner Freilassung an. Kein einfaches Unterfangen, den jungen Rapper von der Straße wegzubringen, erzählt Hajdarevic heute. Die gemeinsame Liebe zur Musik ließ bei den beiden Rappern die Idee wachsen, nicht nur zusammen zu musizieren, sondern die Geschichte vom Malek musikalisch aufzuarbeiten.
Sofort machte sich Hajdarevic ans Werk. Drei Jahre komponierte und textete er gemeinsam mit 20 anderen Pirmasenser Musikern unter anderem Pouya Nemati, Manuel Bastian, Chris und Sebastian Sommer, Bastian Welker, Melissa Könnel, Kristina Gaubatz, Daddy K, Marc Eisenberg, Mac Dam, Sekktor an einem Konzeptalbum, das „Maleks Traum“, heißen sollte. Mit den verschiedenen Aspekten von Maleks Leben und den dazugehörigen Themen wie Sucht, Geld, Familie, Liebe war die Produktion des Albums ein besonderes Hindernis. Im Studio von Andreas Lübbert wurden die Songs dann aufgenommen. Inzwischen ist die CD auf dem Markt.
Die eigentliche Vermarktung von Maleks Traum soll aber mit einer außergewöhnlichen Tour beginnen, einer Gefängnis-Tour durch Jugendstrafanstalten in allen 16 Bundesländern. Der Start war im Jugendknast Schifferstadt, dort wo Malek einst seine Strafe absitzen musste. Am liebsten würde er täglich auftreten, um seinem Leben die Langeweile zu nehmen. Ein Zustand der sich ändert, denn Malek geht nochmal zur Schule, um seinen Abschluss nachzuholen. Das Konzert fand auch bereits in Rockenberg statt. Vollkommen neues Terrain für Malek als auch für die gesamte Band.
„Der Auftakt in Schifferstadt war ein voller Erfolg und wurde sowohl von den Verantwortlichen der Strafanstalt als auch von den Häftlingen positiv aufgenommen. Das erzählt sich intern rum, und die Verantwortlichen in Rockenberg hatten sich gründlich über uns alle informiert. Wir wurden sofort herzlich empfangen und hatten somit keine Bedenken, in Rockenberg die Mensa zu rocken“, erzählt Hajdarevic. Und so war das auch. Mit großem Erfolg und mit der Unterstützung der JVA Rockenberg waren insgesamt 50 Gefangene beim Konzert anwesend und hörten sich Maleks wahre Geschichte an, die nicht nur die guten Seiten zeigt, sondern auch die nackte Wahrheit und die alltäglichen Hindernisse erzählt. Der Leiter der JVA Rockenberg, Klaus Ernst, lobte das Engagement der Band, die Beamten für die Organisation des Konzertes sowie die Insassen. Das Interesse an dem vollkommen neuem Projekt setzt einen Perspektivenwechsel voraus.
„Ich glaube an das Projekt und hoffe, dass wir mit jedem Konzert ein weiteres Jugendgefängnis für uns gewinnen. Nur mit authentischen Geschichten können wir den jungen Häftlingen die Realität näher bringen und sie ermutigen, für ihre Zukunft einen realistischen Plan zu schmieden“, sagt Hajdarevic, der viel Mühe hat, die Gefängnisverwaltungen von seinen Plänen weiterhin zu überzeugen. Aber die nächsten Konzerte sind bereits gesichert. Mehr Informationen über das Projekt findet man auf www.maleks-traum.de/.

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