Autoscooter läuft immer noch gut, Riesenrad muss austariert sein

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Autoscooter läuft immer noch gut, Riesenrad muss austariert sein

BUTZBACH. Generalpächter Norbert Winter (l.) und Steven Zey (3.v.l.) erläuterten zusammen mit Riesenrad-Betreiber Robert Gormanns (2.v.l.) das Geschehen hinter den Kulissen des Faselmarkts. Text + Fotos: thg

Schausteller auf Faselmarkt gewähren in Führung Blick hinter Kulissen / Popcorn ist nicht gleich Popcorn

BUTZBACH (thg). Vier Tage lang bieten die Beschicker und Schausteller auf dem Butzbacher Faselmarkt Unterhaltung und Vergnügungsangebote. Aber dahinter stehen viel Arbeit und auch viel Technik. Einen Blick hinter die Kulissen gewährten gestern einige der Betreiber von Markt-Attraktionen rund einem Dutzend Interessierter im Rahmen einer Führung mit Generalpächter Norbert Winter. 

Wolfgang Kopf aus Aschaffenburg hat seinen Autoscooter auf der Alten Mälzerei aufgebaut. Das Fahrgeschäft ist seit Jahrzehnten beliebt und kommt offenbar nie aus der Mode, worüber sich Kopf freut. Auch wenn merklich mehr Familien kämen, sei es für die Jugendlichen immer noch ein gutes Gefühl, so ein Auto selbst zu steuern. Seit den 60er Jahren war sein Opa bereits als Betreiber des Fahrgeschäfts unterwegs, 2014 übernahm er das Geschäft von seinen Eltern. Ob seine Kinder, die noch zur Schule gehen, eines Tages weitermachen, lässt er noch offen. 

Kopf war schon von Kindesbeinen an mit dabei, wenn es auf die Tour zu den Volksfesten ging. „Als Kind war ich auch schon an der Kasse, in den Ferien habe ich beim Auf- und Abbau mitgeholfen“, erinnerte er sich gestern. Er betreibt ferner ein Kinder-Kettenkarussell. Dieses Fahrgeschäft war für ihn auch wichtig in der Corona-Zeit. Er habe in Aschaffenburg einen Standplatz erhalten, und das Angebot sei gut genutzt worden. Die Pandemie ohne Märkte und Feste habe sein Betrieb überstanden. Die Branche sei vom Staat gut unterstützt worden. Aber viele hätten es auch „nicht geschafft“. Derzeit belasten besonders die Stromkosten das Geschäft. 

Seit der Pandemie sei es auch schwieriger geworden, Mitarbeiter zu finden. Drei bräuchte er, meist hat er einen bis zwei. Die moderne Anlage des Autoscooters mit einem Kaufpreis von rund einer halben Million Euro lässt sich aber mit weniger Aufwand als früher wieder abbauen, indem die Teile von außen auf den Mittelbau eingeklappt werden. Darunter werden vier Achsen montiert, und dann kann der 50-Tonnen-Transport, der stets eine Sondergenehmigung benötigt, die alljährliche Tour absolvieren. Damit sich der Fahrten-Aufwand im Rahmen hält, befinden sich die Standplätze im Umkreis von 150 Kilometern um Aschaffenburg. Außerdem erklärte Kopf, wie ein Fahrzeug funktioniert und gewährte einen Blick unter eins der mit Strom-abnehmer versehenen Gefährte.

Mit Strom arbeitet zwar auch der benachbarte „Krake“ der Firma Ernst Klinkerfuß, den Tom Klinkerfuß erklärte. Das Heben und Senken der Arme, an denen die bunten Gondeln angebracht sind, geschieht jedoch hydraulisch. Platz für 60 Menschen bieten die 30 Gondeln des Familienbetriebs aus Wiesbaden. 

Hydraulik spielt auch bei Auf- und Abbau des Riesenrads auf dem Butzbacher Marktplatz eine große Rolle. Robert Gormanns erläuterte, dass auf diese Weise und mit Seilwinden kein Kran benötigt werde, um das Riesenrad aufzustellen. Seit 1951 ist die Familie mit diesen besonderen Fahrgeschäften unterwegs, mittlerweile in der sechsten Generation. Das älteste im Bestand wurde im Jahr 1895 gebaut und ist aus Holz. Es ist nur noch einmal pro Jahr im Einsatz, auf dem Bonner Weihnachtsmarkt. 

Das 35 Meter hohe Riesenrad „Ostseestern“ auf dem Butzbacher Marktplatz ruht auf drei nebeneinander montierten Wagen, auf denen die Teile auch transportiert werden. Die Anlage ist 18 Meter breit und 16 Meter tief. Sie stammt vom niederländischen Premium-Hersteller dieser Spezialfahrgeschäfte, wie Gormanns unterstrich. Der Aufbau dauert zwei Tage, innerhalb von fünf bis sechs Stunden hat die eingespielte Truppe nach Marktende alles wieder verstaut. 

Gormanns wies darauf hin, dass in der Nabe des Rads nur die Achse sitzt, nicht etwa der Antrieb, was oft vermutet werde. Die Motoren, die über gummibereifte Räder das Rad antreiben, sitzen etwas über Kopfhöhe am Gestell. Wichtig für den ausgewogenen Betrieb sei es, eine gute Gewichtsverteilung der Passagiere auf die Gondeln zu beachten. Allerdings könne ein Rad dieser Bauart auch rund 200 Kilo Unterschied in den Kabinen bewältigen. 

Erstmals bot Gormanns in Butzbach ein Frühstück im Riesenrad an – in Kooperation mit dem Blauen Haus. Die Plätze für die anderthalbstündige Veranstaltung am Sonntagvormittag waren schnell vergriffen. 

Kulinarisch wird es auch am Stand mit den typischen Volksfest-Süßigkeiten auf dem Marktplatz, mit dem die Butzbacher Familie Kalbfleisch im Jahr 1977 begann, wie Norbert Winter erläuterte. Außer Lebkuchen und Magenbrot werden alle Waren selbst hergestellt. Winter zeigte den modernen Ofen für gebrannte Mandeln, die in zwei Arbeitsgängen auf 150 Grad erhitzt werden müssen, damit sie am Ende auch braun werden. Popcorn ist nicht gleich Popcorn. Winter erklärte, dass der Mais eine bestimmte Feuchtigkeit enthalten müsse, damit er wie gewünscht aufplatzt. Am Stand von Kalbfleisch-Winter kommen Mushroom- oder Butterfly-Mais zum Einsatz. Die beschreibt die Form entweder Pilz oder Schmetterling, die am Ende der Verarbeitung entsteht. Vorrangig ist Mais aus den USA geeignet, in Frankreich gibt es mittlerweile ein Unternehmen, das ähnlichen Mais produziert. 

Viel hat sich auch im Bereich der Süßwaren gewandelt. So gibt es beispielsweise gebrannte Mandeln und  Popcorn auch in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen als die traditionellen Kirmes-Leckereien. 

Wie der Autoscooter funktioniert, erläuterte Wolfgang Kopf, und Winter erklärte die Herstellung von gebrannten Mandeln und Popcorn (unten).

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