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3. Mai 2022Geschichts-Leistungskurs der Weidigschule besucht Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs in Verdun
BUTZBACH (pm). Die Fahrt ins französische Verdun konnte aufgrund der Corona-Pandemie in den beiden zurückliegenden Jahren nicht stattfinden, hat aber seit über 20 Jahren festverankerte Tradition im Fachbereich Geschichte der Weidigschule. Nun fuhren wieder die Geschichtskurse der Jahrgangsstufe 12 an den Kriegsschauplatz.
„Zahlreiche Schülergenerationen haben bisher vor ihrem Abitur an ihr teilgenommen und sich dabei vor Ort ein eindrückliches Bild über Ausmaß und Schrecken dieser so untrennbar mit dem Namen ‚Verdun‘ verbundenen martialischen Schlacht des Ersten Weltkrieges gemacht: An der festgefahrenen Westfront des Krieges ereignete sich 1916 eine der größten Kriegshandlungen des Ersten Weltkriegs. Sie zog sich von Februar bis Dezember und endete mit riesigen menschlichen Verlusten für beide Seiten, aber ohne eindeutigen Sieger. Mehr als 300 000 französische und deutsche Soldaten starben auf den Kriegsschauplätzen der Region. Hinzu kamen knapp 400 000 Verwundete. Der Opfer der ‚Hölle von Verdun‘, wie die Schlacht oft genannt wird, wird durch zahlreiche Denkmäler und eine Kriegsgräberstätte auf dem Gebiet des Schlachtfeldes gedacht.
Die Landschaft in Lothringen trägt unübersehbare Zeichen der damaligen Ereignisse, die eine unwirkliche Kraterlandschaft zurückgelassen haben. Bis heute werden menschliche Gebeine und Granaten entdeckt, die vom französischen Kampfmittelräumdienst unschädlich gemacht werden müssen. Diese Informationen erhielten die Weidigschüler von Pierre Lenhart, dem äußerst sachkundigen Fremdenführer.
Gemeinsam mit ihm erreichten die Schüler den Wald von Caures, der ebenfalls gezeichnet von Artillerie noch heute wie eine Sumpflandschaft aussieht. Erst seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erhole sich die Natur langsam, so Lenhart, trotzdem sei der Wald, in dem die folgenreiche Schlacht ihren Anfang genommen hatte, mit Blindgängern überfüllt. Lenhart berichtete von dem französischen Kriegshelden Emile Driant, der den deutschen Angriff auf Verdun dort vorausschauend zusammen mit seinem Jäger-Bataillon verlangsamt und dabei sein Leben verloren hatte.
Nächstes Ziel der Fahrt war das Museum ‚Memorial de Verdun‘, das sich in direkter Positionierung auf dem Schlachtfeld befindet. Es zeigt Informationen über die Schlacht. Im Jahr 2016 wurde die neue und überarbeitete Ausstellung eröffnet, die nicht nur dreisprachig (nämlich französisch, englisch und deutsch) gestaltet ist, sondern die Besucher auch zum aktiven Erkunden der düster-stimmungsvollen Ausstellungsräume animiert. Die Exponate zeigen neben dem bedrückenden Alltag an der Front auch den Wahnsinn des Krieges und seine dramatischen Folgen.
Am Nachmittag besuchte die Gruppe das Beinhaus von Douaumont, eine Grabstätte für die nicht mehr identifizierbaren Soldaten. Im Beinhaus ruhen die Knochen von ungefähr 130 000 Gefallenen, davor befindet sich ein französischer Soldatenfriedhof. Besonders bekannt ist das Beinhaus für das 1984 entstandene Foto von François Mitterand und Helmut Kohl, die sich zum Zeichen der Versöhnung ihrer Nationen vor dem Eingang die Hände reichen.
Schon die ersten gesichteten weißen Kreuze der 16 000 Grabstätten erschütterten die Teilnehmer. Nach einer Führung über das Areal hatten die Schüler Zeit zur Verfügung, die sie nutzten, um das Gebäude näher zu betrachten oder einige der Gräberreihen entlangzulaufen. Dabei war insbesondere der von außen sichtbare Anblick der in den Grüften gestapelten Schädel und Knochen schwere Kost für die Jugendlichen. Beeindruckend fand die Gruppe die Architektur des Beinhauses und ihre symbolische Bedeutung: So ist das über der Region thronende Gebäude einem riesigen, in den Boden gerammten Schwert nachempfunden und die Fenster sind rot verglast, um an das vergossene Blut zu erinnern.
Den Abschluss des Tages stellte die Besichtigung des Forts Douaumont dar. Es war während der zweiten Hälfte des Ersten Weltkrieges heftig und verlustreich umkämpft. Da im Fort auch deutsche Soldaten ums Leben gekommen waren, weht über Douaumont neben der französischen und europäischen auch die deutsche Flagge. Eindrucksvoll schilderte Lenhart den Schülern im Inneren des dunklen Gebäudekomplexes, wie sich der Alltag der Soldaten bei Kälte und Hitze in stets modrig-feuchter Umgebung, bei Hunger und Durst und in ständiger Todesangst durch den nie enden wollenden, ohrenbetäubenden Beschuss darstellte. Eine Gedenkminute mit den Gästen der Weidigschule spiegelte die Betroffenheit über das Schicksal dieser Männer.
Eine Betroffenheit, die durch den Krieg in der Ukraine – und damit erneut auf europäischem Boden – eine erschütternd aktuelle Tragweite bekam, die die Jugendlichen und ihre mitgereisten Lehrer und auch im weiteren Unterrichtsgeschehen begleiten wird.“
Leistungskurs Geschichte Kächler, Jahrgangsstufe 12

Die Kriegsgräber und Fort Douaumont dokumentieren die Vorgänge des Ersten Weltkriegs in Lothringen.