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19. September 2022ESPA (ikr). Eine Menge Kunst, Kultur, Kinderspaß, historisches Handwerk, Genuss, Geselligkeit und ein ganz besonderes Überraschungsgeschenk gab es für die Besucher am Wochenende bei der 675-Jahr-Feier in Espa zu entdecken. Drei Tage lang feierten die Bewohner des kleinsten Langgönser Ortsteils unter dem Motto „Espa – das bunte Dorf“ die Ersterwähnung ihres Dörfchens im oberen Kleebachtal, die auf das Jahr 1347 datiert.
Los ging es bereits am Freitagabend mit der offiziellen Eröffnung im Bürgerhaus. Thorsten Döring, 1. Vorsitzender des Vereins „Dorfgemeinschaft Espa“, der aus dem Organisationsteam für das Jubiläum hervorging, begrüßte die zahlreichen Gäste „im Reich von König Marius‘ südlichster Spitze“. Das Festmotto solle die Zusammengehörigkeit ausdrücken, „unsere Ortsteile sollen noch mehr zusammenwachsen“, wünschte er sich.
Für die Überraschung des Abends sorgte Rainer aus dem Licher Ortsteil Ober-Bessingen: Er überreichte Thorsten Döring ein altes Ortsnamenschild, das Espa dem Lahn-Dill-Kreis zuordnet und dadurch nicht nur eine Rarität ist, sondern auch eine kuriose Geschichte aufweist. Als Rainer im Sommer mit Ferienspielkindern aus Lich durch das Flüsschen Wetter lief, rief ein Kind plötzlich: „Hier ist Blech.“ Es war das alte Ortsschild aus Espa. „Wie es in die Wetter gekommen ist, wird wohl ein Rätsel bleiben“, schmunzelte der Überbringer, der am Tag vor dem Jubiläumsabend zufällig im Internet von der Feier gelesen hatte und spontan beschloss: „Das Schild gehört wieder dahin, wo es hergekommen ist.“ Erhard Mank, Vizevorsitzender der „Dorfgemeinschaft Espa“, rief: „Ich kann mich nicht erinnern, dass Espa jemals zum Lahn-Dill-Kreis gehörte, höchstens ein bis zwei Jahre. Wir waren früher immer Kreis Wetzlar.“ Der Langgönser Parlamentspräsident Martin Hanika konnte zur Aufklärung beitragen: „Die Zugehörigkeit von Espa zum Lahn-Dill-Kreis währte, im Rahmen der Gebietsreform und dem nur kurzen Konstrukt der Stadt Lahn, tatsächlich nur vom 1. Januar 1977 bis zum 1. August 1979. Dann wurde dieser Kreis wieder geteilt, und Espa kam zu Gießen.“
In seiner Ansprache überbrachte Bürgermeister Marius Reusch als Schirmherr die Glückwünsche der Gemeindegremien und ging auf die Geschichte von Espa ein. Das Dorf sei im Mittelalter von den Gründern aus dem Wald herausgeschnitten und unter schwierigsten Bedingungen urbar gemacht worden. „Die Leute hier mussten kreativ sein, um über die Runden zu kommen, der hier erfundene Fliegenwedel beispielsweise hat sich in ganz Europa verbreitet. Die Espaer haben immer versucht, aus Wenig passende Lösungen zu finden für eine gute Gemeinschaft.“
Das abgelegene Örtchen habe in den vergangenen Jahrzehnten aus diesem Standortnachteil einen Vorteil gemacht, „es ist ein sehr attraktiver Lebensort geworden und hat viel Zuzug, aktuell mehr als 700 Einwohner, das ist ein Rekordstand“, betonte der Rathauschef. Er kündigte an, dass Espa demnächst eine eigene Kita bekommen soll. Das Jubiläum habe, auch durch die neueste Vereinsgründung, einen starken Impuls gesetzt, der der ganzen Gemeinschaft guttue.
Ortsvorsteher Volker Rühl dankte wie seine Vorredner ausdrücklich allen, die bei den Vorbereitungen und der Durchführung der Feierlichkeiten unterstützt hatten.
Kunst hat in Espa dank der Malerin Holde Stubenrauch, die hier eine Atelier-Galerie und Malschule hat, einen sehr hohen Stellenwert. Davon zeugten die farbenfrohen Bilder von Erwachsenen und Kindern, die im Bürgerhaus ausgestellt waren. Zwölf Kinder malten unter ihrer Anleitung bereits vor dem Jubiläum drei Tage lang Bilder, von denen zwölf zu einem Kalender gestaltet wurden. Ebenso wurden zwölf Bilder von neun Künstlern für einen weiteren Kalender ausgewählt. „So haben wir ein immerwährendes Andenken an 675 Jahre“, freute sich die Künstlerin.
Einen berührenden musikalischen Beitrag überbrachten die Sänger des Frohsinn Brandoberndorf und die Sangesfreunde Kleebachtal mit Bürgermeister Marius Reusch in ihren Reihen bei ihrem gemeinsamen Auftritt: Unter der Leitung von Otmar Rücker intonierten sie das Cimbria-Lied, das einstmals im Ort sehr bekannt war. Pfarrersfrau Lydia Schmittborn hatte es im Andenken an den tragischen Untergang des Auswandererschiffes Cimbria am 17. Januar 1883 geschrieben. Unter den 400 Opfern waren auch die Brüder Wilhelm und Charles Alexander Beuth aus Espa. Dies erläuterte Klaus Kutt, ehemals letzter Bürgermeister von Espa vor der Gebietsreform. Er hielt einen Vortrag zur Geschichte des Ortes mit dem Titel „Aus Armut in die Welt“.
Horst Debes hatte einen Film mit dem Titel „Was geschah in Espa“ gedreht.
Am Samstag und Sonntag war die Kleehofstraße zwischen altem und neuem Feuerwehrhaus gesperrt, sodass Fußgänger in Ruhe flanieren konnten. Für die Kinder gab es ein vielfältiges Programm: Bei der Feuerwehr wurde eine neue Spritzwand offiziell eingeweiht, die Feuerwehrmitglied Walfried Rühl ehrenamtlich gebaut hat. Gesponsert wurde sie von Dirk Eiskirch, Zoltan Peter und Christina Pabst. Auch Bobbycar fahren oder die Schaumkusswurfmaschine ausprobieren kam bei den Kindern gut an. Handwerkern, darunter Korbflechter Manfred Wiessner und seine Tochter, die am Spinnrad saß, konnte man über die Schulter schauen. Im Festzelt gab es verschiedene Musik- und Tanzdarbietungen, und ein besonderer Höhepunkt war am Sonntag die Sandmalerei von Conny Klement in der Espaer Kirche. Diese besondere Art, biblische Geschichten zu erzählen, beherrschen nur wenige Menschen weltweit.
Am Ende zogen die Organisatoren trotz des regnerischen und herbstlich kühlen Wetters, das hohe Besucherzahlen leider verhinderte, ein positives Resümee.

ESPA. Einen Extra-Applaus gab es im Festzelt für Bürgermeister Marius Reusch, der sich von Isabel Haub von der Formation „Isi Boots“ in den entsprechenden Tanzschritten unterweisen ließ.

ESPA. Die neue Spritzwand der Freiwilligen Feuerwehr Espa wurde offiziell eingeweiht. Darüber freuten sich Walfried Rühl, Dirk Eiskirch, Zoltan Peter, Christina Pabst, Mitglieder der Mini- und Jugendfeuerwehr, Wehrführer Thorsten Rühl und Jugendwartin Jennifer Schaller-Papst. Miniwartin Kim-Marie Rühl fehlt.

ESPA. Eine Rarität mit besonderer Geschichte ist dieses alte Ortsschild, das Rainer aus Ober-Bessingen (r.) an Thorsten Döring überreichte.