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Berühmte Besucher Butzbachs

BUTZBACH. Alice von Battenberg war im Jahr 1890 zu Gast in Butzbach, das Foto zeigt sie um 1890. Repros: Storck

Fünfjährige Alice von Battenberg 1890 bei Katharina Müller zu Gast / Schwiegermutter von Elisabeth II.

BUTZBACH (pe). Zu den berühmten Besuchern Butzbachs gehört auch Alice von Battenberg. Sie ist die Mutter des Ehemanns von Queen
Elisabeth II., Prinz Philip. Alice von Battenberg wurde am 25. Februar 1885 im Beisein ihrer Urgroßmutter, Queen Victoria auf Schloss Windsor geboren. Sie war ein wunderschönes Kind mit blonden Haaren und großen braunen Augen. Die Kindheit war von ihrer fast vollständigen Taubheit geprägt. Ihre Mutter verbot den Geschwistern, ihr Zugeständnisse aufgrund der Krankheit zu machen. Sie forderte die robuste und intelligente Tochter, und Alice lernte mit unermüdlichem Willen, in mehreren Sprachen von den Lippen zu lesen und zu sprechen. 

Im Sommer 1890 besuchte die Fünfjährige mit ihrer Mutter deren ehemaliges Kindermädchen Katharina Müller im „Gasthaus zum Goldenen Löwen“ auf dem Butzbacher Marktplatz. Wie aus einem Brief von Victoria von Battenberg vom 21. Juli 1890 an „Kathrinchen“ hervorgeht, äußerte sich Alice noch lange Zeit begeistert von diesem Besuch. Zu dieser Zeit konnte noch keiner ahnen, dass sich hier die zukünftige Schwiegermutter von Queen Elisabeth II. in der Stadt aufgehalten hatte. 

Im Jahr 1902 lernte sie Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark kennen. Ein Jahr später wurde in Darmstadt „dreimal“ geheiratet: Standesamtlich, protestantisch und schließlich griechisch-orthodox in der Russischen Kapelle auf der Mathildenhöhe. Bei der Hochzeit soll es zu einem amüsanten Zwischenfall gekommen sein, der viele Lacher verursachte: Alice hätte die Worte Ja und Nein verwechselt. Auf die Frage, ob sie Andreas heiraten wollte, antwortete sie mit Nein, auf die Frage, ob sie schon vergeben sei, mit Ja. Vielleicht unterschätzte man sie aber auch. Es könnte möglich sein, dass sie sich schon mit den Gegebenheiten in ihrem zukünftigen Heimatland beschäftigt hatte. Die griechische Kopfbewegung für „Ja“ ähnelt unserer Kopfbewegung für „Nein“ und ein Kopfnicken (mit geschlossenen Augen) bedeutet „Nein“. 

Zwischen 1905 und 1914 kamen vier Töchter auf die Welt. Sie alle heirateten später deutsche Prinzen. Das Familienleben wurde bald von Kriegen und Revolutionen überschattet. In den Balkankriegen 1912 arbeitete sie als Krankenschwester und assistierte bei Operationen in den Feldhospitalen. Während des Ersten Weltkrieges wohnte man, bis die griechische Königsfamilie ins Exil getrieben wurde, in Athen. Am Ende des Krieges erkannte sie die Welt nicht wieder und war verzweifelt über die Morde an ihrer Tante Alix, der Zarin und der geliebten Tante „Ella“, der Großfürstin in Russland. 

1920 konnte die Familie nach Griechenland zurückkehren. Man lebte auf Schloss „Mon Repos“ auf Korfu, dem Sommersitz der griechischen Königsfamilie. Dort wurde der ersehnte Sohn Philip am 10. Juni 1921 geboren. Die Rückkehr war jedoch nur kurz. Nach einem Staatsstreich musste Andreas Bruder, König Konstantin I., abdanken. Alices Mann konnte seiner geplanten Hinrichtung 1922 gerade noch, durch Einflussnahme der britischen Krone, entkommen und die Familie ging erneut ins Exil. Neuer Wohnort wurde Paris. 1929 ließ Andreas seine Frau Alice mit den fünf Kindern mittellos zurück und ging mit seiner langjährigen Geliebten nach Monte Carlo, wo er 1944 starb. 

Vor den Schicksalsschlägen in der Familie und der Härte des Alltags flüchtete sich Alice in eine religiöse Traumwelt. 1930 erlitt sie einen Nervenzusammenbruch. Wegen des Verdachts der Schizophrenie, ließ ihre Mutter Victoria sie im gleichen Jahr in das Sanatorium Tegel in Berlin einweisen. Sigmund Freud empfahl, um die Stimmungsschwankungen zu beseitigen, eine Röntgenbestrahlung der Eierstöcke, eine Behandlung, die heute den Straftatbestand der schweren Körperverletzung erfüllen würde. Gegen ihren Willen brachte man sie etwas später in die berühmte Psychiatrie in Kreuzlingen in der Schweiz. Alice betonte immer wieder, dass sie nicht krank sei und unternahm in den zweieinhalb Jahren mehrere Versuche aus der Klinik herauszukommen. 

Letztendlich hatten ihre Appelle an die Familie Erfolg. Nach ihrer Entlassung zog sie zeitweise zu einer Familie in der Nähe von Köln, die sich in der aufkommenden Nazi-Zeit in der Opposition betätigte. Alice war politisch interessiert und schrieb bereits 1937 an ihren Bruder Louis, dass sie sich ein vereintes Europa mit einer gemeinsamen Währung wünsche, zu einer Zeit, als kaum jemand an so etwas zu denken wagte. 

Das Verhältnis zu ihrem Sohn Prinz Philip wurde in dessen Kindheit zerstört, durch die zwangsweise Einweisung verschwand sie aus dem Leben des kleinen Sohnes. Philip wurde von seiner Großmutter Victoria, seinen Onkeln und in Internaten (Salem) erzogen. Auch als es ihr wieder besser ging, fanden Alice und ihr Sohn lange Zeit nicht mehr zueinander. Die Familie sah sie erst wieder, als ihr Onkel, Großherzog Ernst Ludwig 1937 in Darmstadt starb. Einige Wochen später musste sie den Flugzeugabsturz ihrer Tochter Cecile und deren Familie verkraften. 

Während des Zweiten Weltkrieges lebte Alice in Athen. Sie engagierte sich beim Roten Kreuz, betrieb eine Suppenküche und setzte sich für die notleidende Bevölkerung ein. Sie ging ein hohes Risiko ein, indem sie für einige Monate Mitglieder der jüdischen Familie Cohen während der nationalsozialistischen Besatzung versteckte und damit deren Deportation in ein Vernichtungslager verhinderte. Nach Kriegsende entsagte sie all ihren Titeln und gründete nach dem Vorbild ihrer Tante Ella den Nonnenorden „Maria und Martha“. 

Philip ging nach dem Internat wie sein Großvater und sein Onkel Louis Mountbatten (der für ihn zu einem Vaterersatz geworden war), im Jahr 1939 zur Royal Navy. Onkel Louis war es auch, der die Finger im Spiel hatte, als sich Philip und die 13-jährige britische Thronfolgerin kennenlernten. Für die Hochzeit mit Elisabeth, 1947, verzichtete er auf seinen Titel „Prinz von Griechenland und Dänemark“. Er erhielt die britische Staatsbürgerschaft und änderte seinen Familiennamen in „Mountbatten“, der englischen Variante des Mädchennamens seiner Mutter Alice. 

Doch seinen Namen durfte er nicht vererben. „Nichts als eine verdammte Amöbe“ sei er. „Ich bin der einzige Mann im Land, der seinen Namen nicht an seine Kinder weitergeben darf“, schimpfte er. Erst 1960 gab die Queen nach und verkündete, dass ihre Nachkommen aus der Ehe mit Philip, die nicht den Titel „Royal Highness“ führen, den Familiennamen „Mountbatten-Windsor“ tragen sollen. Entgegen der ursprünglichen Absicht, wurde diese Regelung auch für die folgenden Generationen übernommen. 

Die Hochzeit war das letzte Mal, dass man seine Mutter Alice in prunkvoller Kleidung sah. Von 1949 an trug sie, obwohl sie keine vollwertige Nonne war, eine graue Nonnentracht, selbst bei der Krönungszeremonie ihrer Schwiegertochter. Aber sie benahm sich nicht wie eine Nonne, wie ihre Mutter urteilte: „Was soll man über eine Nonne sagen, die stark raucht und Canasta spielt.“

1967 musste Alice nach dem griechischen Militärputsch das Land endgültig verlassen und nahm das Angebot ihrer Schwiegertochter an, zu ihr und ihrem Sohn Prinz Philip in den Buckingham-Palast zu ziehen. Dort starb sie am 5. Dezember 1969. Zuerst wurde sie in der königlichen Gruft in Windsor Castle beigesetzt, am 3. August 1988 erfüllte sich aber ihr Wunsch, in die Nähe ihrer verehrten Tante Ella in die Maria-Magdalena-Kirche auf dem Jerusalemer Ölberg überführt zu werden. Im Oktober 1994 nahmen Prinz Philip und seine Schwester Prinzessin Sophia von Hannover an einer Zeremonie in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel teil, bei der Alice unter anderem für ihre Hilfe für die Familie Cohen posthum als eine „Gerechte unter den Völkern“ geehrt wurde. Im Jahr 2018 zollte Prinz William seiner Urgroßmutter Alice bei einem Besuch in Jerusalem an ihrem Grab Respekt.  Dagmar Storck 

Alices Sohn Prinz Philip ist Ehemann der englischen Königin Elisabeth II.

Das Grab seiner Urgroßmutter Alice in Jerusalem besuchte unter anderem Prinz William.

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