Michael Linke weist Kritik von Diethardt Stamm zurück / Anlage am Ökohaus „nicht mehr Stand der Technik“
BUTZBACH (thg). In einer Pressemitteilung über seine Hauptversammlung hatte der Sonnenstromverein Hessen (SVH) Kritik an der Butzbacher Berufsschule geübt. Die Schulleitung um den neuen Schulleiter Michael Linke wies in einem Pressegespräch gestern die Kritik hinsichtlich der Photovoltaik-Anlage am Ökohaus der Berufsschule Butzbach zurück. Er wehre sich gegen die „Verunglimpfung“. Das Kollegium der Schule sei „entsetzt“ über die Äußerungen des SVH.
Linke bezeichnete die Aussagen von Diethardt Stamm – ehemals Mitglied der Berufsschulleitung – als einer der Verfasser der SVH-Pressemitteilung als „dreist“. Der Schulleiter stellte dar, dass die Anlage dem Verein gehöre, nicht der Schule. Der Verein zahle keine Miete, die Einnahmen streiche er ein. Zudem wisse auch niemand, wer die Anlage seinerzeit genehmigte, Unterlagen dazu gebe es in der Schule nicht, eine Nachfrage beim Kreis als Schulträger sei ohne Erfolg geblieben. Für diese spezielle Anlage am Ökohaus liege kein Konzept vor, mit dem Wartung und Unterhaltung möglich wären. Zudem fehlten der Schule die personellen Ressourcen.
Im Sommer habe sich herausgestellt, dass ein Defekt an der Anlage bestehe, so Linke. In Absprache mit dem Kreis habe er veranlasst, dass geprüft wird, ob davon eine Gefahr ausgeht, was aber nicht der Fall sei. Die Überprüfung habe auch ergeben, dass die Anlage nicht von Schülern wieder in Gang gesetzt werden könne. Die stellvertretende Schulleiterin Britta Schütte stellte zudem klar, dass an der Berufsschule weiter solartechnische Assistenten ebenso ausgebildet würden wie umwelttechnische Assistenten. „Wir stecken viel Energie in die Ausbildung.“
Jens Voß vom Schulleitungsteam unterstrich dies und wies darauf hin, dass an der Schule Techniker als Spezialisten ausgebildet würden. Auch Landesbedienstete würden im Hinblick auf das Programm CO2-freies Hessen geschult. In der SVH-Pressemitteilung würde zudem die Landwirtschaft diskreditiert, sagte Schulleitungs-Mitglied Johannes Naumann. Die Ausbildung in diesem Zweig an der Berufsschule sei vielschichtig.
Naumann sagte ferner, die Anlage am Ökohaus entspreche nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Für das Haus sei ein Forschungsprojekt „Kühlen mit Sonne“ über drei Jahre gelaufen, 2011 sei der Abschlussbericht verfasst worden, erinnerte sich Voß. Es habe sich herausgestellt, dass die hoch komplexe Anlage in diesen Regionen viel zu aufwändig und daher nicht wirtschaftlich und eher für sonnenreichere Länder geeignet sei. Naumann habe bis vor zwei oder drei Jahren beispielsweise an heißen Tagen jeweils nach Inbetriebnahme der Anlage etwa alle halbe Stunde den Filter in den beiden Kühltürmen wechseln müssen. Der Effekt der Anlage auf das Haus sei gering. Rollos sollen nun dafür sorgen, dass sich die Räume nicht aufheizen. Gäbe es entsprechende Unterlagen wäre sie nach Ende des Forschungsprojekts zurückgebaut worden.
Und auch der vom SVH angesprochene Wein sollte für Schatten und Kühle im Haus sorgen. Wie die Schulleitung sagte, habe Stamm den Wein dafür angepflanzt. Im Sommer habe Stamm dann Linke gebeten, den Wein zurückschneiden zu dürfen. In Absprache mit dem Hausmeister und nach Klärung, dass der SVH und nicht die Schule den Schnittabfall entsorge, habe der seinerzeit noch kommissarische Schulleiter Linke zugestimmt. Kritik an der Schule habe Stamm im Zuge dieser Aktion gegenüber Linke nicht geäußert. Die „Drahtbespannung“ oberhalb der Photovoltaik-Module geht weder auf Linke noch auf seine Stellvertreterin Schütte zurück, wie beide betonten. Sie habe schon vor einigen Jahren existiert, wie Naumann bestätigte.
Das Schulleitungsteam berichtete, dass an der Butzbacher Berufsschule mehrere Photovoltaik-Anlagen bestehen. Eine davon gehöre dem SVH, die anderen dem Förderverein der Schule – diese funktionierten, und es lägen Genehmigungen und Verträge vor. Sie spielten auch in der Ausbildung der solartechnischen Assistenten weiter eine Rolle. Der produzierte Strom werde komplett ins Netz eingespeist.
Linke sagte, er werde sich nun an den Kreis wenden, was weiter passieren soll. Der Kreis als Eigentümer des Gebäudes solle entscheiden, wie man mit dem Thema umgeht.