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Betriebe sehen skeptisch in die Zukunft

KONJUNKTUR-UMFRAGE – Industrie- und Handelskammer zur Stimmung mittelhessischer Unternehmen 

GIESSEN/FRIEDBERG (pm). Die Stimmung in den Unternehmen in der Retion hat sich verschlechtert. Während sie bei der Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage noch sanft daherkommt, hat sie sich im Vergleich zur Umfrage im Mai eingetrübt. „Mit der derzeitigen Geschäftslage sind 33,5 Prozent der Betriebe zufrieden. Im Frühjahr waren noch 36,6 Prozent. Fundamental anders sind die Resultate bei der Einschätzung des kommenden Halbjahres: 12,8 Prozent rechnen mit weiterhin günstigen Entwicklungen. Abzüglich der skeptischen Stimmen wird aber aus dem positiven Saldo der Vorjahresumfrage (elf Prozent) ein negativer von minus 13,5 Prozent“, berichtet die Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg. Ihr Fazit ist daher: „Die nahe Zukunft sieht man skeptisch. Die Werte führen zu einem Klimaindex von 100,6 (2018: 122,7). Dieser ist ein Durchschnittswert, ermittelt aus den Antworten zur Gegenwart und zur Zukunft.“ Er kann zwischen 200 als bestem Wert und Null als schlechtestem Wert liegen.

Für das laufende Jahr behält der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) seine Wachstumsprognose für das Bruttoinlandsprodukt von 0,6 Prozent im Frühjahr bei. Auch die Bundesregierung hat ihre Prognose auf 0,5 Prozent gesenkt. Für 2020 wird frühestens im zweiten Halbjahr mit einer Besserung gerechnet. 

Hausgemachte Probleme seien die Verteufelung der Dieseltechnologie, die Technikfeindlichkeit gegenüber der Automobilindustrie im Ganzen oder überzogene Forderungen, die aus dem Klimaschutz abgeleitet werden, bereiten den Betrieben große Sorgen. 

Der Maschinenbau in Deutschland muss sich weiterhin auf erhebliche Belastungen einstellen: Handelsstreit zwischen den USA und China, wachsender Protektionismus rund um den Globus, weltweite Konjunkturschwäche, der Brexit sowie ein Strukturwandel in wichtigen Kundengruppen. Daher rechnet die Branche für 2020 mit einem realen Produktionsrückgang von zwei Prozent. Die Prognose für das laufende Jahr liegt mit minus zwei Prozent zum Vorjahr ebenfalls im negativen Bereich. Ein kleiner Lichtblick ergibt sich durch die Digitalisierung. Neue Formen der Mobilität oder eine CO2-neutrale Produktion bieten Chancen für innovative, gut aufgestellte Unternehmen. 

Das Bauhauptgewerbe ist eine starke Stütze der Konjunktur. Die Branche befindet sich in allen Sparten im Hoch. Der Wohnungsbau übernimmt die Rolle der Konjunkturlokomotive. Grenzen setzen eher fehlendes Bauland. Wegen der Infrastrukturinvestitionen, insbesondere im Straßenbau, ist auch der Öffentliche Bau hochzufrieden. Der Wirtschaftsbau entwickelt sich ebenfalls erfreulich. Der Klimaindex liegt bei 133,1 (2018: 133,3).

Die Konsumstimmung bleibt leicht positiv, gestützt durch die nach wie vor robuste Lage auf dem Arbeitsmarkt sowie die starken Lohn- und Rentensteigerungen in den vergangenen Jahren. Der Klimaindex im Einzelhandel zeigt sich stabil und liegt bei 93,2 (2018: 92,3).

Die anhaltenden Diskussionen um Dieselfahrzeuge, hohe Spritpreise, die immer schlechter werdende Verkehrsinfrastruktur und unzählige Staus machen dem Speditionsgewerbe zu schaffen, ebenso der Fachkräftemangel. Klimaindex Verkehrsgewerbe: 109,5 (2018: 128,6).

Den besten Klimaindex erzielt diesmal der Wetteraukreis mit 108,1 (2018: 124,2). Er liegt damit über dem IHK-Durchschnitt von 100,6. Der Landkreis Gießen folgt mit 99,2 (2018: 131,5). Der Vogelsbergkreis belegt den dritten Platz mit 86,3 (2018: 104,7). Das hessische Ergebnis liegt aktuell bei 105,5 (2018: 124,0). 

Der mit Abstand höchste Klimawert aus der Industrie kommt mit 105,6 aus dem Wetteraukreis. Damit ist er deutlich besser als der IHK-Durchschnitt (85,4) und der Wert für Hessen (94,6). Die Industriebetriebe aus dem Landkreis Gießen liegen bei 78,9, der Vogelsbergkreis kommt auf 68,7. 

Sehr differenziert sind die Resultate im Einzelhandel: Landkreis Gießen 70,5 (2018: 96,5), Wetteraukreis 102,9 (2018: 99,8), Vogelsbergkreis 108,0 (2018: 60,6). Damit liegen die Vogelsberger Händler sogar über dem hessischen Wert (107,0). Hoffnungen setzen die Händler auf das Weihnachtsgeschäft. Und sie werden weiter an einer Strategie arbeiten müssen, wie sie mit der Konkurrenz des Online-Handels zurechtkommen. 

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