Betrugsmasche mit hohen Beträgen aufgefallen / Kontodaten aus dem Internet geholt / Banken aufmerksam
BUTZBACH (thg/pm). Mit den Konten des Vereinsrings Butzbach und seiner Stadtteile wurde in den vergangenen Wochen mehrfach versucht, Geld oder Sachwerte in betrügerischer Absicht zu erbeuten. Das berichtete Geschäftsführer Rainer Hachenburger im Gespräch mit der BZ. Unter anderem handelte es sich um Summen von etwa 9500, 7000 und 5000 Euro. Der Betrug flog auf, weil Mitarbeiter der Geldinstitute in Butzbach aufmerksam waren. Hachenburger ist es ein Anliegen, nun die Vereine, aber auch andere Institutionen oder auch Privatleute über solche Betrugsaktivitäten zu informieren.
Alexander C. Weiß, Kassenwart des Vereinsrings, erläuterte das Vorgehen der Betrüger und Schutzmöglichkeiten. Die Täter reichen per Post einen ausgefüllten Überweisungsträger bei einer der Banken ein, bei der der Vereinsring Konten unterhält. Der Überweisungsträger ist vollständig ausgefüllt und unterschrieben, allerdings mit einer falschen Unterschrift eines Vorstandsmitglieds.
Zwei Varianten hat Weiß beobachtet. Die erste ist eine Überweisung über mehrere Tausend Euro an offenkundige Privatpersonen. Sie wissen allerdings nichts von den Betrugsversuchen und erhalten entweder einige Tage nach Eingang der Überweisung eine Aufforderung, den „falsch“ überwiesenen Betrag auf ein anderes Konto zurückzuüberweisen, oder sind auf diverse Spam-E-Mails hereingefallen, in denen beispielsweise mit Provisionen geworben wird, wenn das eigene Konto für Transaktionen ins Ausland als Zwischenkonto genutzt werden soll.
Variante zwei sind Überweisungen an real existierende Firmen mit Bezug auf echte Rechnungen. Es wurde zum Beispiel Hardware auf Rechnung bestellt, und die Firma wartet nun auf einen Rechnungseingang, der aber nicht erfolgen wird. In diesem Fall gibt es also noch weitere Geschädigte.
Anhand der verwendeten Kontoverbindungen und dem Ausbleiben anderer Überweisungsaufträge auf weitere Konten vollzog Weiß nach, dass die Kontodaten etwa von Veröffentlichungen auf der Homepage des Vereinsrings stammen. Dort werden offizielle Mitteilungen wie Protokolle oder Einladungen mit dem Briefkopf des Vereinsrings publiziert – dieser enthält in der Fußzeile auch die Kontoverbindungen, mit denen dann gearbeitet wurde.
Viele Banken sind laut Weiß bereits sensibilisiert für das Problem. Es ist inzwischen unüblich geworden, dass sogenannte beleghafte Überweisungen per Post eingehen. Wenn dann auch noch hohe Beträge überwiesen werden sollen, fragen die Banken in der Regel noch einmal bei den bekannten Ansprechpartnern nach. Aufgrund der Zunahme solcher Betrugsversuche erkennen viele Banken – so wie in diesem Fall die Volksbank Butzbach und die Sparkasse Oberhessen, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt und bearbeiten diese Aufträge nicht weiter, mitunter erstatten sie auch Anzeige.
Der Vereinsring hat sich der Digitalisierung verschrieben. Weiß hatte bei Übernahme der Funktion des Kassenwarts bei den Banken deutlich gemacht, dass alle Kontoaktivitäten entweder über die Vorstandsmitglieder per Karte erfolgen oder digital via Online-Banking. Zusätzlich hat der Vereinsring nun Überweisungen per Beleg gesperrt. So wird zum Beispiel verhindert, dass ein Betrugsversuch über einen niedrigen zwei- oder dreistelligen Betrag erfolgreich ist, weil er durch die Kontrollmechanismen der Banken fällt.
Bereits seit einigen Jahren gab es bei Firmen und Vereinen Versuche, hohe Überweisungsaufträge zu veranlassen, indem die Kassenwarte der Vereine vom Vorsitzenden den vermeintlichen Auftrag erhielten, schnell für ein Projekt eine Summe auf ein Konto zu überweisen. Die Namen der Beteiligten sind in der Regel auf den Online-Präsenzen der Firmen und Vereine nachzulesen, da dort der Vorstand aufgelistet wird. „Um dies zu verhindern, habe ich als Vorsitzender des Feuerwehr-Fördervereins Ebersgöns klar im Vorstand kommuniziert, dass jegliche Überweisungen im Vorstand besprochen werden und es solche Alleinaufträge nicht geben wird“, so Weiß. Meist regelten dies ohnehin bereits die Satzungen. Aber auch die gute Kommunikation im Vorstand und Rückfragen tragen zur Sicherheit bei.
Vereine sollten darauf achten, nicht zu viele Informationen preiszugeben. Es reicht zum Beispiel aus, nur den Vorsitzenden auf der Homepage zu nennen – nicht zwingend muss der gesamte Vorstand aufgeführt sein. Auch muss nicht zwingend die Bankverbindung auf der Homepage zu finden sein. Auf keinen Fall sollten Vereine Hinweise auf Adressen und Erreichbarkeit zum Beispiel aus dem Impressum löschen, da dadurch gegen die Impressumspflichten gemäß Telemediengesetz verstoßen wird und ein Verein dafür kostenpflichtig abgemahnt werden kann.
Der Vereinsring erstattet – auch wenn dem Verein selbst kein Schaden entstand – wegen Urkundenfälschung Strafanzeige. Auch die Banken, die solche Betrugsversuche entdecken, werden in der Regel Anzeige erstatten – ebenso die geschädigten Firmen, deren Rechnungen nicht beglichen werden. Für den Wetteraukreis kann dies auch online erfolgen über https://online-strafanzeige.de/hessen.