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Bewegte Geschichte der Markuskirche

BUTZBACH. eine interessante Bauchgeschichte hat die Butzbacher Markuskirche aufzuweisen. In der dortigen Gruft (rechts im Bild) ist seit 1643 auch Landgraf Philipp III. von Hessen-Butzbach bestattet, dem unsere Stadt viel zu verdanken hat.

DATIERUNG – Gail Schunk identifiziert Erzbischof Balduin von Trier als Urheber des Butzbacher Gotteshauses

BUTZBACH (pm). Die Suche nach dem Bauherrn der Markuskirche Butzbach war so fesselnd wie ein guter Krimi. Der Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass die Markuskirche im 12. Jahrhundert vom Erzbischof von Mainz übernommen wurde. Nach mittelalterlichem Kirchenrecht hatte derjenige, der die Einkünfte der Kirche kassierte, Baupflicht. Vor 1230 wurde auch das Kloster Lorch aufgelöst, und somit kam der Erzbischof von Mainz als alleiniger Bauherr in Frage. Erzbischof Siegfried II. war jahrelang in Italien im Exil gewesen und hat bestimmt die Markuskirche in Venedig besucht und gab seinen Neubau in Butzbach um 1230 bis 1240 den Namen des Apostels. 

Seit einem Jahr wird ein Datum gesucht, an dem die Markuskirche an die Propstei St. Petersberg in Fulda zurückgegeben wurde. Im Jahr 1328 hat Papst Johann XXII. auf Bitten des Abts von Fulda den damaligen Administrator des Erzbistums Mainz, Erzbischof Balduin von Trier, eine Rückgabe der Kirche von Melbach an Fulda angeordnet. Diese ist erst 1333 geschehen. Frühestens 1345 bekam die Propstei St. Peter in Fulda die Zehnten von Butzbach und damit die Einkommen der Kirche. 

Die Freude währte nicht lang. 1354 versetzte der Fuldaer Abt den Kirchenzehnten der Markuskirche an Heinrich Crige von Vetzberg. 1365 war dieser Zehnte in den Händen von Konrad von Buches und 1371 ging Fulda auch die Zehnt-Abgabe von Melbach verloren. Mit Sicherheit kann man nur sagen, dass 1391 die Butzbacher Markuskirche wieder in den Händen des Klosters Fulda war.  Die Entstehung des Dachstuhls der Markuskirche wurde durch Baumringdatierung der eingebauten Dachsparren ermittelt. Das Fälldatum der Hölzer im Mittelschiff betrug „1335 + 8“ und im Mittelchor „1341 + 2“.  

Damit kommen nur zwei Bauherren in Betracht: der erste und wahrscheinlich Urheber des gotischen Bauwerks war Erzbischof Balduin von Trier, der damals mächtigste Mann in Deutschland. Der eigentliche neue Erzbischof Heinrich von Virneburg konnte sich gegen ihm nicht durchsetzen. Heinrich wurde wegen seiner Parteinahme für Kaiser Ludwig den Bayern vom Papst abgesetzt; Balduin, jüngerer Bruder Kaiser Heinrichs VII. (1312–1313), wurde von den Domherren von Mainz 1328 zum Verweser des Erzbistums gewählt. 1337 wurde er als Verweser des Mainzer Bischofsamt wieder abgelöst. Danach behauptete sich Heinrich von Virneburg mithilfe seines Dompropstes Kuno von Falkenstein gegen Gerlach von Nassau, der von einem Teil des Domkapitels zum Erzbischof von Mainz gewählt wurde. In dem Krieg gegen Hessen konnte Balduin sogar Gießen einnehmen aber sein Nachfolger Heinrich wurde bei Wetzlar vernichtend geschlagen. Möglich ist es, dass sich die Erzbischöfe während des Krieges gegen Hessen und Thüringen auch in Butzbach aufgehalten hatten. Neben der in Bau befindlichen Markuskirche war auch noch der Residenzbau aus dem 13. Jahrhundert dort.  

1345 bekam also Fulda die Markuskirche zurück. Zu dieser Zeit hatte man bereits eilig ein Dach über dem Mittelschiff und -chor gesetzt. Dann geschah lange Zeit nichts an dem unfertigen Bauwerk, da Fulda dies nicht finanzieren konnte und die Vetzberger als Pfandverleiher Geld verdienen und nicht ausgeben wollten. Erst gegen Ende des Jahrhunderts gelang die Markuskirche wieder an Fulda und der Bau konnte fortgesetzt werden. 

Gail Schunk

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