Butzbach bereitet sich vor: Notstromversorgung und Wärmeinseln

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Butzbach bereitet sich vor: Notstromversorgung und Wärmeinseln

BUTZBACH. Für einen möglichen Stromausfall in Butzbach und den Stadtteilen treffen die Stadtverordneten erste Vorsorge. So könnte u.a. das Butzbacher Bürgerhaus als Wärmeinsel dienen.

Parlament bewilligt halbe Million Euro für Anschaffungen / Zeitliche Umsetzung hängt auch von Markt ab

BUTZBACH (thg). Die Butzbacher Stadtverordnetenversammlung beschloss einstimmig einen Beitrag zum Katastrophenschutz: Es sollen Wärme- und Betreuungsstellen zur Vorbereitung auf einen länger anhaltenden Stromausfall oder eine Gasmangellage getroffen werden. Erste Maßnahme soll sein, dass mehr als ein Dutzend städtische Liegenschaften mit einer Vorrichtung zur Netzeinspeisung und einer Netzersatzanlage ausgestattet werden, sprich Notstromaggregate und entsprechende Anschlussmöglichkeiten. 563 000 Euro sind dafür eingeplant. 

Auf Anfrage der BZ sagte Bürgermeister Michael Merle, dass es sich um ein Erstkonzept handele. Seit dem Sommer beschäftige sich die Verwaltung mit möglichen Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und Vorsorgemöglichkeiten. Das geschehe in enger Abstimmung mit der Energie und Versorgung Butzbach. Insofern werde auch noch geklärt, inwieweit die städtische Gesellschaft Geräte benötige. Sie sollen dann gemeinsam mit der Stadt beschafft werden. 

Wie er mit Blick auf den aktuellen Winter die zeitliche Umsetzung der Pläne und Anschaffung erwartet, konnte Merle noch nicht sagen. Es sei wichtig gewesen, das Thema zu verabschieden, damit es noch in den neuen Haushalt aufgenommen werden kann. „Der politische Wille ist da“, unterstrich er. Die Stadt sei somit handlungsfähig. Selbst wenn die Haushaltsgenehmigung noch nicht erfolgt sei, wäre eine Absprache mit der Kommunalaufsicht möglich, diese Vorsorgemaßnahme für die Bevölkerung vorzuziehen. Es stelle sich aber die Frage, was der Markt hergebe. Derzeit würden Notstromaggregate vielmehr in der Ukraine benötigt. 

Die Stabilität der Energieversorgung werde noch in den kommenden Jahren Thema sein. Insofern müsse sich die Stadt in diesem Bereich auch „personell breiter“ aufstellen. Der bisherige Personalbestand werde dafür nicht ausreichen. Es sei aber auch mit Augenmaß zu handeln. 

Im Feuerwehr-Stützpunkt wird ein 60 kVA Stromerzeuger  bereit gehalten.

Ein ausführlicher Bericht ist der verabschiedeten Beschlussvorlage beigefügt. Bei einer Bestandsaufnahme zur Ersatzstromeinspeisung habe sich gezeigt, dass nur die Feuerwehrhäuser in Butzbach über entsprechende Vorrichtungen verfügen. Im Jahr 2017 wurden gebrauchte Ersatzstromanlagen (Generatoren) aus den Beständen der Bundeswehr kostenfrei übernommen, um die Liegenschaften mit Ersatzstrom zu versorgen.

Die Nutzung der vorhandenen Feuerwehrhäuser als Wärmeinseln ist aus kapazitiven und einsatztaktischen Gesichtspunkten ausgeschlossen. Neben den Feuerwehrhäusern wurden alle Dorfgemeinschafts- und Bürgerhäuser sowie Mehrzweckhallen mit ihren technischen Anlagen betrachtet, ebenso der Sitz der Stadtverwaltung und der Baubetriebshof. 

Im Fall eines langanhaltenden Stromausfalls werden in allen Stadtteilen die vorhandenen Feuerwehrhäuser als Notrufsammelstellen eingerichtet. Per Funk wird Kontakt zum Stützpunkt Butzbach gehalten, von wo aus auch die Wetterauer Leitstelle kontaktiert werden kann. 

Mehrzweckhallen sollen als übergeordnete dezentrale Wärmeinseln eingerichtet werden. Sie verfügen über sanitäre Anlagen und bieten ausreichend Platz zur vorübergehenden Aufnahme Hilfesuchender. Dabei sollen entsprechend ihrer geografischen Lage verschiedene Stadtteile einer Mehrzweckhalle zugeordnet werden. Im Bereich der Kernstadt sind die Schlosssporthalle, die Alte Turnhalle und das Bürgerhaus als Wärmeinseln vorgesehen.

Um den dauerhaften Betrieb zu gewährleisten, ist ein zentraler Kraftstoffvorrat samt Logistik einzurichten. Dafür werden gegenwärtig 900 Liter Dieselkraftstoff sowie 250 Liter Ottokraftstoff am Feuerwehrstützpunkt in mobilen Tankstellen dauerhaft eingelagert. Mit diesem Vorrat können nur die Feuerwehrhäuser etwa 30 Stunden betrieben werden. Um die Versorgung aller Notfall-Objekte über einen Zeitraum von bis zu 72 Stunden oder länger sicherzustellen, ist die Beschaffung mindestens einer weiteren mobilen Tankstelle mit einem Fassungsvermögen von 1000 Liter in Verbindung mit einem Transportanhänger notwendig.

Stadtbrandinspektor Christian Veitenhansl merkt in seiner Stellungnahme an, dass ein Ausfall der Gasversorgung für Haushaltskunden als unwahrscheinlich angesehen wird. Neben einem Stromausfall müsse auch eine „rollierende Stromabschaltung“ zur Lastabsenkung über Tage oder Wochen berücksichtigt werden. Die Einrichtung von Wärmeinseln sei aus Sicht der Feuerwehr zwar sinnvoll, jedoch aufgrund der „geringen Eintrittswahrscheinlichkeit“ eines Ausfalls der Gasversorgung „weniger prioritär“ zu betrachten. Heizölbehälter in städtischen Liegenschaften sollten gut gefüllt sein, um notfalls mitgenutzt werden zu können. 

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