Butzbach in den Siebzigern: Reformen, Randale und Altstadt-Report

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Butzbach in den Siebzigern: Reformen, Randale und Altstadt-Report

BUTZBACH. Auch Jugendzentren waren ein Thema der Zeit, so auch in Butzbach

Vortrag von Antje Sauerbier beim Geschichtsverein am Mittwoch, 28. Juni, im katholischen Gemeindehaus

Butzbach (pd). „Reformen, Randale und Altstadt-Report“ – so lautet der Titel der kommenden Veranstaltung des Geschichtsvereins und des neuesten Buches und von Antje Sauerbier, in dem das Lebensgefühl der damaligen Zeit lebendig eingefangen wurde.
Butzbach in den progressiven siebziger Jahren – das ist nicht nur ein Ausruf, der bei jeder/m viele Bilder im Kopf zum Laufen bringt! Es ist jetzt auch ein umfangreiches zweibändiges Werk, das die Autorin persönlich in einem Lichtbildervortrag am Mittwoch, 28. Juni, um 19 Uhr im Katholischen Gemeindehaus, Am Bollwerk 25, vorstellt. Der Erwerb handsignierter Exemplare ist im Anschluss nach dem Vortrag möglich.
Die Veranstaltung findet statt im Rahmen des diesjährigen Jubiläumsprogramms des Geschichtsvereins für Butzbach und Umgebung.
Sauerbier hat sich der jüngeren Geschichte Butzbachs verschrieben und einen Namen gemacht. Nach den Fünfzigern und Sechzigern stellt sie nun in ihrer dritten lokalgeschichtlichen Publikation die siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts in den Fokus ihrer Forschung.
Aus der Rückschau ist das Bild dieses Jahrzehnts schillernd poppig-bunt – mit Pril-Blumen, Schlaghosen und Plateauschuhsohlen. Dies mag vordergründig darüber hinwegtäuschen, dass es eine Zeit großer wirtschaftlicher Veränderungen und sozialer Umwälzungen ist.
Die Republik erbebt unter der Ölpreiskrise, eine schwere Rezession erfasst die Wirtschaftsnation mit spürbaren Folgen für jeden Einzelnen. Das stete Wachstum hat durch Preissteigerungen und Arbeitslosigkeit einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Selbst und gerade der Industriestandort
Butzbach ächzt unter rückläufiger Auftragslage und Kurzarbeit. Auch schmerzliche Firmenpleiten muss die Stadt verkraften.
Freie Fahrt für freie Bürger – trotz Ölpreisschock ist das Auto noch immer Ausdruck von Wohlstand, Mobilität und Freiheit. Der verkehrsgerechte Ausbau deutscher Innenstädte genießt in den Siebzigern vielerorts höchste Priorität. Butzbach, wo eine Ringstraße durch baugeschichtlich wertvolle, teils unter Denkmalschutz stehende Gebäude in der dringend sanierungsbedürftigen Altstadt gebrochen werden soll, nimmt sich davon nicht aus.

Die Siebziger sind eine Zeit der Reformen: Die Gebietsreform der Jahre 1969 – 1979 verändert die Landkarte in West-Deutschland. Um effektive Verwaltungseinheiten zu schaffen, werden „Kommunalehen“ geschlossen, was nicht selten als „Zwangsehe“ empfunden wird. Auch die Stadt Butzbach – die nach den Ideen der Landesplaner als Siedlungsschwerpunkt zwischen den Ballungsgebieten Untermain und Lahn-Dill ausgebaut werden soll – geht auf „Brautschau“.
Nicht nur die gebietliche Neuordnung bewegt die Gemüter, auch die Schulpolitik und das Strafrecht erfahren tiefgreifende Neuerungen, und nicht jede Reform stößt auf ungeteilte Zustimmung. Butzbach ist als Schulstandort und „Knaststadt“ von diesen Entwicklungen unmittelbar betroffen.
Tradition und Moderne lagen und liegen in Butzbach schon immer nah beieinander – die Siebziger stellen dies einmal mehr unter Beweis. Wie reagierten die Menschen hier auf die großen Veränderungen, die ihr Leben in der aufstrebenden Kommune – der Perle der Wetterau – fortan bestimmen sollen? Unterstützten sie die Reformen, verhielten sie sich eher zögernd oder standen vielem eher ablehnend gegenüber? Dem geht die Autorin in ihrer neuen Publikation auf den Grund.
Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei. Für Erfrischungen ist gesorgt.

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