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Butzbacher „Bahnhof neu denken“

STADTENTWICKLUNG — Beteiligungsprozess geht weiter auf dem Altstadtfest und in Leitbildkonferenz

BUTZBACH (thg). In Butzbach wird weiter intensiv am Stadtentwicklungsprozess gearbeitet. Bürgermeister Michael Merle, André Haußmann von Marketing Effekt als Berater sowie von der Stadtverwaltung Markus Lambrecht und Oliver Leuschke erläuterten aktuelle Aspekte und wiesen auf die öffentliche Fortsetzung der Aktivitäten hin: Die zweite Leitbild-Konferenz für alle Interessierten beginnt am Montag, 3. September, um 19.00 Uhr im Bürgerhaus Butzbach. 

Der Ende Mai vorgestellte Leitbildentwurf wurde in weiteren Arbeitsschritten und Gruppen diskutiert, unter anderem mit allen Beiräten der Stadt Anfang der Woche. Ebenfalls in dieser Woche traf sich die so genannte erweiterte Steuerungsgruppe. Das Leitbild wird in seiner aktuellen Fassung Anfang September vorgestellt. An diesem Abend wird somit auch der Bürgerdialog fortgesetzt, den die Stadt schon am vorhergehenden Wochenende weiter pflegt: Denn auf einer Bühne am Rossbrunnenplatz gibt es am Altstadtfest-Samstag und -Sonntag ein Programm mit Martin Guth zum Thema Stadtentwicklung mit verschiedenen Aktionen und Interviews mit Beteiligten. Wer noch Ideen zur Stadtentwicklung beitragen möchte, kann diese an beiden Tagen dort abgeben. 

Auch wenn der Entwicklungsprozess laut Haußmann und Merle noch nicht auf der Ebene für Details und konkrete Projekte angekommen ist, so soll doch ein besonderes Vorhaben bereits angestoßen werden: die Neugestaltung des Bahnhofsareals. Dieses Thema hatte sich in den vergangenen Veranstaltungen und Rückmeldungen von Butzbachern als am häufigsten genanntes herausgestellt. 

„Bahnhof neu denken“ lautet die Überschrift, die alle Möglichkeiten offen hält. Denn ein Bahnhofsgebäude erfülle heute mehr und andere Funktionen als es das bisherige tat. „Mir schwebt ein städtebaulicher Ideenwettbewerb vor“, sagte Merle. Dazu werden die Vorschläge aus der Bevölkerung gesammelt und sollen darin einfließen. Das Projekt Bahnhofsneubau habe bislang Entwurfscharakter, eine erste Planung gebe es. Vor der Sommerpause wurde den städtischen Gremien die entsprechende Machbarkeitsstudie vorgestellt. Merle betonte aber auch, dass über den Standort des Gebäudes erst endgültig entschieden werden könne, wenn der Verlauf der Überführung über die Bahngleise feststeht. Die Herstellung der Barrierefreiheit sei allerdings sehr komplex. Zudem müssten die Gremien auch entscheiden, ob überhaupt eine Überführung errichtet werden soll. 

Auch unter dem Stichwort „Atmosphäre“ sieht Merle das Bahnhofsgelände. Es gehe um Ästhetik, um Städtebau und Aufenthaltsqualität, denn die Pendler verbrächten tagtäglich Lebenszeit am Bahnhof. Außerdem sei dort zum einen das Tor zur Stadt, zum anderen aber auch das „Tor zur Welt“. Lambrecht führte an, dass der Bahnhofsvorplatz die wohl höchste Frequentierung hat, aber den Menschen keinen Mehrwert biete. Er und Haußmann nannten das Konzept des „Bürgerbahnhofs“ mit unter anderem Dienstleistungen der Stadtverwaltung. Außerdem solle man auch Konzepte im Ausland betrachten. 

Auch wenn die Funktionen des Personenverkehrs vorgegeben sind, ließen sich diese auch anders erfüllen. „Viele Menschen wundern sich, dass die großen Busse halbleer durch die Stadt fahren. Vielleicht können auch kleinere Busse eingesetzt werden“, führte Merle als Idee an. 

Hinsichtlich des zeitlichen Ablaufs mahnte der Bürgermeister Geduld an: „Wenn wir in drei bis fünf Jahren barrierefrei sind, wäre das gut.“ Aus seiner Sicht hat das Thema Barrierefreiheit Priorität. Klar sei auch, dass die Unterführung erhalten bleibt, in die für eine Verbesserung der Situation nennenswert investiert werden müsse. „Allein aus finanziellen Gründen kann alles nur in Abschnitten umgesetzt werden“, betonte Merle. Die Stadt sei auf Fördermittel angewiesen. Und außerdem gebe es wichtige konkurrierende Investitionsaufgaben wie die maroden Parkhäuser, die zu sanierenden Freibäder Butzbach und Maibach, ein neuer Kunstrasenplatz sowie die Bauten für Kinderbetreuung und Feuerwehr. Es sei die Frage, welche politischen Prioritäten es gibt. 

Ein Provisorium eines Bahnhofsgebäudes soll es in jedem Fall geben, damit den Nutzern des öffentlichen Personenverkehrs Schutz vor schlechten Wetterverhältnissen geboten wird. Auch die Toilettensituation soll deutlich verbessert werden. Es gebe bereits Planungen, mit denen sich der Magistrat noch beschäftigen werde. Die Kosten für das Provisorium belaufen sich laut Merle auf etwa den Betrag, den der Investor des „Wohnens am Bahnhof“ laut jüngst diskutiertem Vertrag zu zahlen verpflichtet ist: 125 000 Euro sind darin als zweckgebundener „Infrastrukturbeitrag“ genannt.

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