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Butzbacher denken den Bahnhof neu

STADTENTWICKLUNG – Ideensammlung auf der zweiten Leitbildkonferenz / „Kein Provisorium bauen“

BUTZBACH (thg). Wie soll ein Bahnhofsgebäude in Butzbach aussehen? Soll es lieber gar kein Provisorium vor einem Neubau geben? Wie soll der Platz gestaltet werden? Als große Freifläche mit Wasser und Grün? Wohin mit den Bussen und den Pendler-Autos? Viel Diskussionsstoff hatten die etwa 80 Besucher der zweiten Leitbildkonferenz zum Stadtentwicklungsprozess im Butzbacher Bürgerhaus am Montag. Ausgehend von der theoretischen Basis des in sieben Themenfelder gegliederten Leitbilds griffen die Organisatoren als viel nachgefragte „Baustelle“ den Bahnhof und Umgebung und die Fragestellung, wie Atmosphäre in der Stadt geschaffen werden könnte, schon einmal heraus. 

Dr. Andrea Soboth und André Haußmann, die die Stadt im Entwicklungsprozess beraten, führten eingangs Hauptaspekte der sieben Leitziele der Stadtentwicklung auf. Und sie riefen die Bevölkerung über die Anwesenden hinaus zum Mitmachen auf. Denn wer nicht an Veranstaltungen teilnehmen könne, finde die Informationen im Internet unter www.butzbach-bewegen.de und könne sich auch so einbringen mit Ideen und Anregungen. 

An Tischen wurde im Bürgerhaus dann über die beiden Themenblöcke diskutiert, wobei am Ende deutlich mehr Bahnhof als allgemeinere Atmosphäre zu vernehmen war. Den Arbeitstitel „Bahnhof neu denken“ nahmen die Gruppen ernst. Mehrmals wurde darauf hingewiesen, dass nicht, wie unter anderem im Vertrag mit dem Investor der geplanten Wohnbebauung vorgesehen, ein Provisorium für ein Bahnhofsgebäude, sondern gleich ein richtiges, gut geplantes Gebäude gebaut werden sollte. In die Überlegungen der Umgestaltung sollten auch die Gebäude hinter dem Deutschen Haus an der Ludwigstraße einbezogen werden. 

„Ein mit Menschen besetzter Fahrkartenschalter“, etwa das Citybüro, gehört zu den Wünschen, Kiosk, Café – eventuell auf dem Dach des Gebäudes –, Gastronomie, ein Bioladen oder auch ein Kulturzentrum wurden vorgeschlagen, ebenso ein „bewirtschaftetes“ und damit sauberes WC. Wenn Einzelhandel einziehen soll, dann nur in geringem Maß, damit nichts aus der Innenstadt abgezogen werde. Elektronische Displays sollen auf einen Blick über an- und abfahrende Züge und Busse informieren. 

Andererseits wurde gewünscht, das Gebäude sollte nicht zu groß, geschweige denn dominant sein. Eine großzügige Freifläche solle erhalten bleiben, Parkplätze in einer Tiefgarage sollten geprüft werden. Und vielleicht sollte der Bahnhof dann nicht mehr diesen Namen tragen, wenn sich das Unternehmen Bahn aus der ganzen Sache ohnehin heraushält.

Barrierefreiheit war ein wichtiges Thema: „Es darf nicht sein, dass behinderte Menschen erst nach Gießen fahren müssen, um mit dem Zug nach Frankfurt zu kommen.“  Auch in der Unterführung müsse etwas passieren, speziell im Winter, wenn es glatt ist. Überdachtes und vor allem beheiztes Warten wurde gewünscht, ebenso ein Defibrillator und W-Lan. Kleinere Busse könnten eingesetzt werden. 

Dass der Butzbacher Bahnhof nicht allein betrachtet werden sollte, sondern auch im Zusammenhang mit den Haltepunkte in Kirch-Göns und Ostheim, war ein weiterer Aspekt. Im Grunde müsse ein Mobilitätskonzept für die gesamte Stadt erarbeitet werden. 

Zum Thema Atmosphäre gehörten unter anderem die Anregungen für mehr Grün und Wasser am Bahnhof. Kulturveranstaltungen wie zum Beispiel ein Musikfestival, das auch die Stadtteile einbezieht und einen Bustransfer bietet, wurde ebenso vorgeschlagen wie ein besseres Angebot von Bibliotheken. Mehrgenerationenwohnen und Stätten der Begegnung, in denen möglicherweise auch eine Kita integriert ist, wurden ferner genannt. Für das alte Heizwerk im Degerfeld sei eine Nutzung für Veranstaltungen denkbar. Wichtig sei es, die Veranstaltungen in der Gesamtstadt zu koordinieren, damit Feste nicht um Besucher konkurrieren müssten. Um ein Gesamt-Butzbach-Gefühl zu erreichen, könnten auch die Dörfer im Design des Butzbach-Logos mit Friedrich Ludwig Weidig eigene Kennzeichen erhalten. 

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