Von Firmengelände entwendetes Werk von Steinmetzin in Messie-Wohnung im Raum Butzbach gefunden
LANGGÖNS (ikr). Emely, der Name eines 2008 verstorbenen Kindes, war mit Edding auf einen Kindergrabstein geschrieben worden. Die Schmetterlingsflügel auf der Skulptur hatte eine Butzbacher Familie dazu mit Pailletten verziert. Das im Frühjahr in Langgöns gestohlene Unikat stand in einer Messie-Wohnung im Butzbacher Raum. Dort hatte die Polizei kürzlich einen Haftbefehl gegen die erwachsenen Familienmitglieder vollstreckt, deren Kinder gleichzeitig in die Obhut des Jugendamtes gegeben wurden. Jetzt wurde das Ausstellungsstück einer Steinmetzmeisterin wieder nach Langgöns gebracht und damit seiner rechtmäßigen Eigentümerin übergeben. Die BZ erfuhr auf Nachfrage vom Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelhessen von den Hintergründen des Fundes.
„Ich habe schon gehofft, dass der Kindergrabstein wieder auftaucht, denn er hatte einen hohen Wiedererkennungswert, ich hätte ihn auf alle Fälle unter zehntausenden identifiziert“, sagt Eigentümerin Ulrike Degenhardt. Der Steinmetz- und Steinbildhauermeisterin mit Werkstatt in der Holzheimer Straße 87 in Lang-Göns war im Frühjahr das auffällige Objekt direkt vom Ausstellungsgelände gestohlen worden. Am 22. November brachten zwei Polizisten aus Butzbach den Kindergrabstein Degenhardt zurück.
Sie hatte seinerzeit etwa zwei Wochen Arbeit in die Anfertigung des Grabsteins investiert, der ungefähr die Maße 50 × 60 Zentimeter hat. Es ist ein rötlicher Sandstein, der einen Regenbogen und eine Wolke symbolisieren soll und in den ein Herz aus hellem Kalkstein integriert ist. Die Steinbildhauermeisterin hatte ihn mit einem großen Schmetterling und Sternchen, die sich im Wind bewegen, gestaltet.
Den Diebstahl des Kunstwerks von der Ausstellungsfläche, die sich direkt neben der Straße nach Holzheim befindet, hatte sie angezeigt und die Nachricht auch in den sozialen Medien verbreitet. „Etwas zu klauen, ist schon unanständig, aber einen Kindergrabstein zu klauen, ist ganz besonders gemein“, sagte die Büdingerin, die seit mehr als 30 Jahren in ihrem Beruf arbeitet und seit 2019 ihre Werkstatt etwas versteckt im Hof auf dem Gelände der Natursteinfirma eingerichtet hat.
„Wer den Stein beispielsweise tatsächlich für ein Grab nutzen möchte, muss dies vorher vom Friedhofsamt genehmigen lassen. Dazu sind auch Skizzen abzugeben“, hatte die Steinmetzin nach der Tat erklärt. Möglich wäre es auch gewesen, dass der Stein im Internet verkauft wurde, ohne dass ein interessierter Käufer wusste, dass er Diebesgut war. Es hätte also durchaus sein können, dass der Stein für immer verschwunden gewesen wäre.
Rund ein halbes Jahr dauerte es, bis der Grabstein wieder auftauchte. Über die genaueren Umstände wusste die Steinbildhauermeisterin nichts Konkretes: „Ich war einfach nur froh, dass der Stein wieder da ist.“ Tatsache ist, dass er wohl im Rahmen einer polizeilichen Ermittlung gewissermaßen als „Beifang“ entdeckt wurde. Er war unbeschädigt, „ich habe ihn ein wenig zurechtgemacht und renoviert, jetzt ist er wieder sehr ansehnlich“, erzählt Degenhardt, die in ihrer Werkstatt neben individuell gestalteten Grabsteinen auch kunstvolle Skulpturen wie beispielsweise Buddhas oder Schmucksteine mit besonderen Gravuren anfertigt.
Die Künstlerin dankt ganz besonders den „Freunden und Helfern“: „Die Polizei hat gute Arbeit gemacht und ich fand es auch ganz toll, dass die Polizisten mir den Stein sogar bis in die Werkstatt gebracht haben“, lobt die Büdingerin die Gesetzeshüter aus Butzbach.