Comedian erschafft auf Bühne in  Butzbach „Neues und Einzigartiges“

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Comedian erschafft auf Bühne in  Butzbach „Neues und Einzigartiges“

BUTZBACH. Moritz Neumeier improvisierte bei seinem Comedy-Programm „Live in Butzbach“, der teils von Glockengeläut begleitet wurde. Foto: win

Moritz Neumeier improvisiert bei „Live“ im Schlosshof / Schonungsloser Humor bis an die Schmerzgrenze

BUTZBACH (win). Moritz Neumeier improvisiert. In Kiel, Wuppertal, Dortmund und – am Dienstagabend auch in Butzbach. Der Stand-up-Comedian stand auf der Schlossbühne, um „Neues und Einzigartiges zu erschaffen“, sprich zu improvisieren. 

Für den „Warm-up“ im Vorprogramm sorgte Hinnerk Köhn aus Eckernförde, Poetry-Slammer und Autor, bekannt für seinen schwarzen Humor und Sarkasmus. Er konnte seine Eltern irgendwann am Beispiel Roland Kaiser überzeugen, dass Rap tatsächlich nicht schlimmer als Schlager ist.

Butzbach war Neuland für Neumeier: „Der Ort klingt so, als würde Bilbo Beutlin bei Euch wohnen“ und „das Schloss sieht aus wie ein Studentenwohnheim“, stellte er fest. Er war schon gespannt, über welche Themen aus dem Publikum er improvisieren würde und welche Fragen ihn erwarteten. Neumeier spricht über das Leben, über das eigene – und das der anderen. Schonungslos ehrlich, mit Humor bis an die Schmerzgrenze, beleuchtet er jeden noch so düsteren Winkel. Leben eben. Für eventuell zart besaitete Seelen im Publikum gab er gleich zu Beginn eine Warnung heraus: „Es kann alles passieren, jedes Thema.“ Doch das Publikum war bereit und freute sich genau deshalb auf einen großartigen Abend. 

„Butzbach ist mit Abstand der schönste Ort der Tour“ schmeichelte der Comedian sich ein. Nun, dieser Eindruck wurde dann um punkt halb acht auf eine harte Probe gestellt, als das allabendliche, nicht enden wollende Glockengeläut ertönte, das bisher noch jeden Künstler auf der Schlossbühne irritiert hat. „Ist das bei euch immer so? Absurd laut, und das nicht mal zur vollen Stunde, Süddeutschland halt“, stellte das Nordlicht fest. 

Der Comedian spricht unverkrampft über seine Depressionen, seine Gedanken und Sorgen – „Es hilft nicht, wenn einer sagt, dass es ‚xy’ noch viel schlechter geht“ – und trotz aller Ernsthaftigkeit, bringt er die Zuschauer damit zum Lachen. Dennoch, die Botschaft, Depressionen nicht zu verstecken, kommt beim Publikum an. Seine entwaffnende Art, Tabuthemen anzusprechen, nimmt ihnen zugleich den Stachel.

Nach anderthalb Jahren coronabedingter Zwangspause ist er froh, wieder auftreten zu können. Die Zeit ohne Auftritte hat er genutzt und sich viel um seine Kinder gekümmert. So wie ihm erging es vielen. Intensive Familienzeit, wird sie ihm fehlen? „Nein“, gibt er unumwunden zu. Er spricht aus, was viele denken, sich aber nicht laut zu sagen trauen. So schön die Zeit gewesen sei, so cool sei es nun, wieder auf der Bühne zu stehen. Denn ein Leben ohne Bühne würde für ihn nicht funktionieren. Dafür gibt es zustimmendes Nicken im Publikum und begeisterten Beifall. Im Anschluss an die Show fand sein Buch „Urlaub trotz Kindern“ am unkonventionellen Merchandising-Stand viele Abnehmer.

Gleich zu Beginn seines Auftritts behauptete er, „heute einen schlechten Tag“ zu haben. Davon war bis zum Ende nichts zu merken. Oder anders gesagt: Wenn das ein schlechter Tag war, wie sieht dann wohl ein guter aus?

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