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Das Drama um die Ratzkatrein

„Kleine Bühne Gambach“ und „Lampenfieber“ führen Stück um letzte Hexenverfolgung auf

GAMBACH (hwp). Es ist still im Bürgerhaussaal Gambach, denn alle anwesenden Personen lauschen gespannt den Dialogen der Akteure vor und auf der Bühne. Regisseur und Autor Johannes Schütz verfolgt jeden gesprochenen Satz, jede Betonung, jede Geste und ist offenbar sehr zufrieden. Co-Regisseurin Doris Regina sieht bevorzugt lieber die gesamte Szene und hält ihre Eindrücke mit der Kamera fest – die Proben zum dramatischen Schauspiel um die „Ratzkatrein“ laufen bereits auf hohem Niveau. 

Dieses Stück nach authentischen Fakten von vor über drei Jahrhunderten wurde vor zwanzig Jahren bereits unter freiem Himmel auf Gambachs Straßen und Plätzen aufgeführt – ein riesiger Erfolg. 

Das ist aus den heutigen örtlichen Gegebenheiten heraus nicht mehr möglich und so schrieb Johannes Schütz das bemerkenswerte Schauspiel für eine Fassung auf und vor der Bühne um. Die Texte, die Sprache und die Charaktere sind geblieben – die Inszenierung selbst gibt sich nun modern mit anderer Kulisse, mit professionellem Einsatz von Licht und zeitlosen Kostümen. Es gleitet aber garantiert nicht in das Abstrakte ab – der unmittelbare Bezug zum ursprünglichen historisch klar belegten, unmenschlichen Geschehen um die unschuldig als Hexe bezichtigte, gnadenlos gefolterte und bestrafte Katrin Ratz ist in jeder Minute zu sehen, ist spür- und hörbar. 

Die Zuschauer der vier terminierten Aufführungen sollen auf jeden Fall nicht dem irrigen Gedanken verfallen, dies sei Jahrhunderte her, war zwar grausam und schlimm, habe aber mit der heutigen Zeit nichts zu tun. Wer sich ein wenig aufmerksam auf der Welt umschaut und nicht wie so viele „weg sieht“, wird leider rasch feststellen, dass es wie einst heute immer noch unendlich viel Leid, unkontrollierte Gewalt und Folter jedweder Art durch Menschen an Andersdenkenden und unbequemen Mitgeschöpfen gibt und sei es nur, weil jemand einen anderer Glauben hat oder die „falsche“ Hautfarbe. 

Neben dem unterhaltenden Wert des lebhaft präsentierten Stückes wollen Regisseure wie Darsteller hier auch ein Stück weit zum Nachdenken bewegen, die Phantasie beflügeln und mahnende Zeichen setzen – ein lobenswertes Unterfangen in Zeiten digitalisierter Anonymität und zunehmend reduzierter Gefühlsempfindungen. 

Es ist ein Ruf an die Mitmenschen, beginnendes Unrecht frühzeitig zu erkennen und aufrecht dagegen vorzugehen, bevor es dafür zu spät ist.  

Dieses Drama um die letzte Hexenverfolgung unserer Region wird aufgeführt auf der Bürgerhausbühne in Gambach am Freitag, 26. und Samstag, 27. Oktober sowie am Freitag, 2. und Samstag, 3. November, jeweils um 20.00 Uhr. Für Zuschauer unter 14 Jahren ist das Stück nicht geeignet. Zu der Inszenierung von „Kleine Bühne Gambach“ und „Theatergruppe Lampenfieber“ sind Karten noch erhältlich unter Telefon: 06033/68520 (Montag bis Donnerstag von 18.00 bis 20.00 Uhr).

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