Das historische „Boppehaus“ in Lang-Göns wurde zu einem Schmuckstück

DRK sammelt Lebensmittel für die Butzbacher Tafel
30. November 2022
Zugewanderte Frauen über ihre Rechte und Schutzmöglichkeiten aufgeklärt
1. Dezember 2022

Das historische „Boppehaus“ in Lang-Göns wurde zu einem Schmuckstück

LANGGÖNS. Im frischen Glanz erstrahlt das historische „Boppehaus“ der Familie Kane in Lang-Göns. Text und Fotos: ikr

Langgöns (ikr). „Am Anfang war es ein Schandfleck, jetzt ist es ein Schmuckstück“, freuen sich Janina und Christopher Kane. Das Ehepaar hat das historische und denkmalgeschützte „Boppehaus“ in der Moorgasse 4, mitten im alten Ortskern von Lang-Göns, innerhalb von 13 Monaten von Grund auf renoviert und damit aus einem etwa 40-jährigen Dornröschenschlaf geweckt. „Es war uns ein Herzensprojekt“, sagen die beiden. Anfang November sind sie mit ihrer kleinen Tochter eingezogen, das war sogar zwei Monate früher als ursprünglich geplant. 

Das Fachwerkhaus zählt zu den ältesten im Ort. Vor der Kernsanierung glich das Gebäude, das vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammt, vielleicht aber sogar deutlich älter ist, einer Ruine. Der Großvater von Christopher Kane hatte das Haus 1990 gekauft, es stand seit ca. 1985 leer. Dem Enkel als gebürtigem Lang-Gönser war es schon immer ein Anliegen, genau hier, auf dem Familiengrundstück, dauerhaft wohnen zu bleiben, auch seine Frau hatte nichts dagegen. „Das Haus hat einen eigenen Charme, es ist individuell und liegt auf einem Familiengrundstück“, nennt der Bauherr einige Vorteile. 

Lange hat das Paar überlegt, ob es das Wagnis der Sanierung eingehen soll. „Meine Schwiegermutter sagte früher immer: ‚Hier kann man nicht reingehen.‘ Aber jetzt wohnen wir hier, da sind wir schon richtig stolz drauf“, freut sich Janina Kane. Am 20. Januar 2020 hatte das Ehepaar zum ersten Mal mit dem Gedanken gespielt. Beide erinnern sich: „Früher hieß es immer ‚Das wird mindestens ’ne halbe Million kosten’, deswegen hatten wir nie einen Gedanken daran verschwendet, das Projekt zu starten, man konnte es sich einfach auch nicht vorstellen. Als Statiker und Architekt dann vor Ort waren, konnten sie uns zum Glück schnell vom Gegenteil überzeugen.“

In der kurzen Zeit seit dem Einzug der jungen Familie gab es schon zahlreiche positive Rückmeldungen, nicht nur aus dem Familien- und Freundeskreis, sondern auch von Fremden: „Wir bekommen sehr viele Komplimente, die Leute gehen auf der Straße vorbei, sprechen uns an und sagen, wie gut ihnen das Haus jetzt gefällt“, erzählt die Hausherrin stolz und führt gemeinsam mit ihrem Ehemann durch das Anwesen, in dem die Familie jetzt auf zwei Etagen mit insgesamt 145 m² lebt. 70 m² hat der Dachboden, der aber nur gedämmt und nicht ausgebaut wurde. Ein Anbau soll im kommenden Jahr die Funktion eines Freisitzes bekommen, auch ein Ofen kann dort an den Kamin angeschlossen werden.

Ein ganz besonderes Lob geht an den Architekten Berchtold Büxel aus Lich, der das Projekt maßgeblich begleitete: „Ohne diesen Architekten hätte es viel länger gedauert, er hat sehr gut gearbeitet.“ Als überaus positiv erlebt haben die Kanes auch die Vergabe der Gewerke an örtliche und regionale Firmen: „Das hat sehr gut funktioniert, auch die Firmen untereinander haben sich perfekt abgestimmt. Das ist der Vorteil, denn diese regionalen Unternehmen kennen sich meistens schon von anderen Baustellen“, weiß Christopher Kane inzwischen aus Erfahrung.

Das Schwierigste der ganzen Sanierung sei die Aufarbeitung der alten Balken gewesen. Christopher Kane hat dies zur Chefsache gemacht: „Sie mussten gesäubert, geschliffen und gehobelt werden, das war alles sehr aufwendig. Am Ende wurden sie dann noch lasiert. Ich habe drei Monate lang nur Balken geschliffen, bevor der Innenausbau beginnen konnte.“

Auch die Treppe war ein Mammutprojekt: Unzählige Schichten Lack hafteten darauf, sie wurde als letztes vor dem Einzug von einer Fachfirma aus der Schillerstraße aufgearbeitet. „Freitags musste der frische Lack noch trocknen, samstags sind wir eingezogen“, erzählen Kanes von diesem perfekten Timing. Zur viel befahrenen Straße hin wurden spezielle Schallschutzfenster eingebaut, dort befindet sich im Parterre jetzt ein Arbeitszimmer, im Obergeschoss ist das Wohnzimmer. Im seitlich zur Straße gelegenen Schlafzimmer des Paares sind normale Fenster eingebaut, „wir können hier gut schlafen und hören von der Straße nicht viel“. 

Wer vor dem Haus steht, erkennt die schiefen Balken: Es musste viel ausgeglichen werden, besonders bei den Böden, „ auch alle Wände sind schief“. Ein ganz besonderes Kleinod ist die neue alte Haustür. Das uralte Stück wurde von einem Schreiner aus Muschenheim fachgerecht aufgearbeitet. Dabei mussten auch unzählige Nägel entfernt werden. „Warum die alle in der Tür steckten, wissen wir auch nicht.“ Architekt Büxel hatte den Kontakt vermittelt, „denn es gibt kaum noch Schreiner, die Türen denkmalgerecht aufarbeiten können“, berichten die Hausbesitzer. 

LANGGÖNS. Janina und Christopher Kane haben mit viel Engagement ihr Haus saniert. Text + Fotos: ikr

Comments are closed.