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Demokrat wurde Opfer der Nazis

BUTZBACH. Auf dem Butzbacher Friedhof befindet sich die Dauergrabstätte des Butzbacher Bürgers  Hubert Timmer. Er wurde von den Nationalsozialisten verfolgt, verurteilt und inhaftiert. 1944 starb er an den Folgen der Haft im Gefängnis Frankfurt-Preungesheim. An dem Grabstein befindet sich diese Gedenkplatte.  

Erinnerung an katholischen Gewerkschafter Hubert Timmer, der in Butzbach lebte und 1944 in Haft starb

BUTZBACH. Hubert Timmer, galt den Nazis als ein „grundsätzlicher Gegner des jetzigen Regimes“ und ein möglicher, „im Stillen wirkender Gärungsherd“. Nach neuestem Kenntnisstand ist klar, dass der aufrechte Demokrat und NS-Gegner Timmer (1889–1944), Gewerkschaftssekretär einer zentrumsnahen christlichen Gewerkschaft, eindeutig als Todesopfer des Nationalsozialismus anzusehen ist, wie seit einigen Jahren in der Literatur und im Internet (so die Internet-Präsentation „Märtyrer des Erzbistums Köln“ von Prälat Helmut Moll) zu lesen ist. Timmer war „Anhänger der Zentrumspartei“. 

Friedrich Wilhelm Hubert Timmer, geboren 4.6.1889 in Neuss am Rhein, gestorben 22.4.1944 in Frankfurt am Main, (nicht Homburger Straße 12 im Stadtteil Bockenheim, sonder korrekt: Homburger Landstraße 112 im Stadtteil Preungesheim), gehört zu den wenigen entschlossenen und mutigen Bürgern der Stadt Butzbach, die es bereits 1933 wagten, ihre Kritik gegenüber den Nazis offen zu äußern und geschehenes Unrecht öffentlich anzuprangern. Timmer hat dies in den folgenden Jahren bis zu seinem Tod 1944 schwer gebüßt. 

Timmer war bis zu seiner Sesshaftwerdung in Butzbach (oder Espa) aktiver Gewerkschafter und arbeitete für die christlichen Gewerkschaften. Er arbeitete als Katholik für Arbeitnehmerverbände, die dem Zentrum nahe standen. Er hatte in den 20er Jahren persönliche Kontakte mit den meisten namhaften Politikern der Weimarer Zeit geknüpft, unter anderem kannte er Ebert persönlich. Timmer war in den Jahren vor seiner Ehe in ganz Deutschland aktiv, war aber oft in Frankfurt tätig. Einige Jahre lebte er in Berlin, wo er eng mit Dr. Sonnenschein – bekannt als der „Barmherzige Samariter Berlins“ – zusammen arbeitete. 

Überall, wo er war, organisierte er Versammlungen, auf denen er auch als Redner auftrat. So kam er auch nach Butzbach, wo sich 1919 die große Meguin AG aus Dillingen (Saar) angesiedelt hatte. In Butzbach lernte er dann irgendwann auch die Tochter eines Meguin-Mitarbeiters kennen, die er schließlich heiratete, womit er sesshaft wurde. 

Wie kein anderer NS-Gegner in Butzbach wurde er über viele Jahre verleumdet und in aller Öffentlichkeit schändlicherweise verhöhnt. Timmer hatte sich bereits 1925 bei der Neuwahl des Butzbacher Bürgermeisters für einen Zentrums-Kandidaten eingesetzt, hatte damit aber keinen Erfolg. In der NS-Zeit musste er mehrere Haftstraßen – zwei Mal allein in Butzbach – absitzen, wurde 1933 und 1934 verhaftet, war von 1936 bis zum 20. April 1939 als Schutzhäftling im KZ Dachau. Bereits im September 1939 wurde er wieder von der Polizei wegen Spionageverdachts verhaftet. 

Vor seinem letzten „Wohnort“ in Frankfurt – nach der Einwohnermeldekartei der Stadt Butzbach aus dieser Zeit wohnte er in Frankfurt am Main, – nach einer neuesten nochmaligen Lesung der schlecht lesbar niedergeschriebenen Anschrift in der „Homburger Landstraße 112“, den er als „Zwangsarbeiter“ bei der Firma Teves leisten musste und – nach einer Vermutung seines Sohnes – eventuell bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen sein soll, wohnte er angeblich bei seiner Familie in Butzbach, Weidigstraße 5. 

Die bisher bekannten Akten gaben zunächst keinen eindeutigen Hinweis darauf, dass Timmer im Gefängnis Frankfurt-Preungesheim verstorben ist, wie bereits seit einiger Zeit zu lesen ist. Doch er ist tatsächlich im Gefängnis gestorben. „Frankfurt, Homburger Landstraße 112,“ war die Adresse des in den 1990er Jahren aufgelösten alten Gefängnisses in Frankfurt-Preungesheim. 

Nach einer erneuten Verhaftung im Sommer 1941 kam er in das Gefängnis Diez und anschließend ins Gefängnis Frankfurt-Preungesheim. Von dort soll er Zwangsarbeit bei der Firma Teves geleistet haben und starb völlig entkräftet am 22. April 1944 im Gefängnis Preungesheim. 

Dr. Dieter Wolf

Hubert Timmer (1889-1944).

BUTZBACH. Im Joutz´schen Haus in der Weiseler Straße befand sich das Geschäft von Hubert Timmer.

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