SPD-Ortsverein Butzbach würdigt früheren Landes- und Europapolitiker / „Ikone der Sozialdemokratie“
GRIEDEL (pm). Am Sonntag, 27. Dezember, feiert Willi Görlach seinen 80. Geburtstag. Görlach wurde 1940 geboren und er ist bis zum heutigen Tage seiner Heimatstadt Butzbach treu geblieben.
Nach Abschluss der mittleren Reife wurde er bei dem Butzbacher Apparatebau-Unternehmen Pintsch-Bamag zum Mechaniker ausgebildet. Es war für ihn selbstverständlich, dass er der Gewerkschaft IG Metall beitrat. Am Hessenkolleg in Wiesbaden erlangte Görlach die Hochschulreife und absolvierte ein Studium der Berufs- und Wirtschaftspädagogik sowie allgemeinem Maschinenbau, das er mit dem ersten und zweiten Staatsexamen abschloss. Dieses Studium war die Grundlage seiner Arbeit als Studienrat an der Kreisberufsschule Nord in Butzbach. Er trat in die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ein.
Am 1. Januar 1958 trat er in die SPD ein. Er hatte eine Reihe von Funktionen in den lokalen und regionalen Gebietskörperschaften der SPD inne, unter anderem war er stellvertretender Parteivorsitzender in Hessen (1981 – 1988).
Von 1970 bis 1989 war er Mitglied des Landtags. Er war stellvertretender Vorsitzender (von 1972 bis 1973) und dann ein Jahr lang Vorsitzender der SPD-Fraktion. In den Jahren 1974 – 1980 und 1984 – 1987 war er Minister in der Landesregierung, zuständig für Land- und Forstwirtschaft sowie Umweltschutz. Von 1985 bis 1987 war er Mitglied des Bundesrates.
1989 wurde er erstmals von der Liste der SPD Mitglied des Europäischen Parlaments. 1994 und 1999 kandidierte er erfolgreich für eine Wiederwahl. Er war unter anderem vom März 1995 bis Oktober 2000 Mitglied des Vorstandes der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei Europas. Daneben arbeitete er im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Dem Europäischen Parlament gehörte er bis 2004 an.
Görlach ist ein kämpferischer Sozialdemokrat und ein Vorreiter in Sachen Umweltpolitik. Als die Grünen noch nicht gegründet waren und Umwelt- und Klimaschutz noch kaum in Politik und Bevölkerung angekommen, hat Görlach diese Themen in den Fokus der Politik gerückt.
Der ländliche Raum lag dem Wetterauer Görlach besonders am Herzen. Speziell während seiner Amtszeit als Minister für Landwirtschaft und Umwelt machte er sich für die ländlichen Regionen stark.
Nicht immer vertrat er die Mehrheitsmeinung in seiner Partei. Das hat ihn allerdings nicht davon abgehalten für seine Überzeugung einzustehen und Mehrheiten dafür zu finden. In seinen acht Jahren als Vorsitzender des SPD-Bezirks Hessen-Süd hat er streitbar und zukunftsweisend die Sozialdemokratie geprägt.
Wegen seiner hervorragenden Leistungen für das Gemeinwesen erhielt Görlach im Jahr 1983 das Verdienstkreuz erster Klasse. Dieser Verdienstorden wird an Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen sowie darüber hinaus für alle besonderen Verdienste um die Bundesrepublik, wie zum Beispiel im sozialen und karitativen Bereich. Er ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung in Deutschland und damit die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.
Im Jahr 2002 wurde Görlachs außergewöhnliches Leben und Wirken durch die Verleihung des großen Verdienstkreuzes gewürdigt.
In der SPD Butzbach genießt Görlach nicht nur als hoch dekorierter Würdenträger, sondern vor allem wegen seiner versöhnenden Wesensart herausragendes Ansehen. „Willi argumentiert unstreitig wortgewaltig, gleichwohl gelingt es ihm regelmäßig mit großem Geschick, widerstreitende Meinungen konstruktiv zusammen zu führen. So ist Willi eine Bereicherung für die Meinungsbildenden Prozesse in der Partei“, lobt der Pressesprecher der SPD Butzbach, Michael J. Mentz.
Am 23. Mai 2018 belohnte die hessische SPD Görlach mit der Holger-Börner-Medaille, ihrer höchsten Auszeichnung für herausragendes, zivilgesellschaftliches Engagement. Die Unterbezirksvorsitzende Lisa Gnadl gratulierte Görlach zur Auszeichnung: „Er ist für viele Wetterauer ein Vorbild, und sein Wort hat bis heute Gewicht. Er hat sein Leben der Politik und den Zielen der Sozialdemokratie gewidmet.“ Görlach wurde von der damaligen SPD-Generalsekretärin und der heutigen Vorsitzenden der SPD Hessen, Nancy Faeser, als „Ikone der Sozialdemokratie“ bezeichnet. Faeser beschrieb Görlachs viele Wirkungsstätten und den langen Weg, der ihn mit Holger Börner verbunden habe. Als Staatsminister saß Görlach viele Jahre in dessen Kabinett. Görlach berichtete dazu: „Mit Holger war es nicht immer ganz einfach, wir hatten so manche Auseinandersetzung, aber am Ende haben wir immer gute Lösungen für Hessen gefunden.“
„Die Butzbacher SPD ist stolz auf Görlach“, so Mentz. Die SPD-Landtagsfraktion und der Bezirk Hessen-Süd der SPD schließen sich den Glückwünschen an.