„Ein Schatz, der nach außen strahlt“

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„Ein Schatz, der nach außen strahlt“

OBERKLEEN. Das Foto zeigt bei der Übergabe des symbolischen Schlüssels für das Alte Rathaus (v. l.): Marius Reusch, Ulrike Stiehl, Peggy Engel, Hans-Gerhard Stahl, Thomas Jungherr und Zimmermann Christian Suchsland. Text + Fotos: ikr

ERÖFFNUNG – Altes Rathaus Oberkleen steht nach Sanierung Vereinen offen / Matinee mit Sangesfreunden

OBERKLEEN. (ikr). „Nutzen Sie das Haus fleißig, es hat es verdient, es ist das Herzstück von Oberkleen, und ich hoffe, dass es das für weitere 500 Jahre bleiben wird!“, sagte der Langgönser Bürgermeister Marius Reusch bei der Eröffnung des sanierten Alten Rathauses in Oberkleen. 372 000 Euro nahm die Gemeinde Langgöns für das Projekt in die Hand, das Land investierte 236 172 Euro, die Gesamtkosten lagen somit bei 608 172 Euro.

„Ich freue mich, dieses wunderbare, fast 440 Jahre alte Rathaus in einem würdigen Rahmen wieder einzuweihen. Es ist zugleich als letztes Förderprojekt der Endpunkt der Dorferneuerung in Oberkleen“, unterstrich Reusch beim Dorffest am Sonntag. Die feierliche Eröffnung des renovierten historischen Gebäudes in der Ortsmitte von Oberkleen sowie des umgebenden Geländes als neugestalteter Dorfmittelpunkt war der Höhepunkt einer Veranstaltung mit Volksfestcharakter und viel Musik. Der Verein zur Förderung der Gemeindearbeit in der evangelischen Kirchengemeinde Oberkleen und die Sangesfreunde Oberkleen, die an diesem Tag ihr 30-jähriges Bestehen feierten, hatten unter Mitwirkung weiterer Vereine eingeladen. Es war ein geselliges Beisammensein in familiärer Atmosphäre.

Die Sangesfreunde Kleebachtal feierten am Einweihungstag des historischen Gebäudes ihren 30. Geburtstag.

„Die Vereine haben ihre Kräfte gebündelt und ein richtig schönes Fest organisiert, das entsprechend angenommen wird, Ihnen allen gilt mein Dank!“, würdigte Reusch, selbst ein Oberkleener Bub, das Engagement der Mitwirkenden.

Das Alte Rathaus in Oberkleen, mitten im Ortskern gelegen und im Jahr 1582 erbaut, war im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms des Landes umfangreich saniert und umgestaltet worden. 490 000 Euro kostete die Maßnahme, davon stammen exakt 182 172 Euro aus der Dorferneuerung, der Eigenanteil der Gemeinde lag bei knapp 308 000 Euro. „Das ist eine stolze Summe, aber auch ein besonderes Haus“, betonte der Bürgermeister. Die Kosten seien 13 Prozent höher als ursprünglich im Jahr 2016 geplant. „Das ist eine vertretbare Größe, es musste auch viel gemacht werden“, erklärte Reusch. Die neue Gestaltung des Außengeländes kostete 118 000 Euro, wovon rund 54 000 Euro von der Dorferneuerung getragen wurden. Der Eigenanteil der Gemeinde lag hier bei knapp 64 000 Euro. 

Besonders wichtig sei es den Verantwortlichen gewesen, auch das Innere des Gebäudes zukunftsfähig zu machen, „damit die Nutzung weitergeht“, sagte Reusch. Nun wird der Heimat- und Geschichtsverein Oberkleen (HGO) das Alte Rathaus federführend nutzen und betreuen, „es steht aber allen Vereinen offen“, betonte der Bürgermeister. Er verriet auch, dass es Überlegungen in der Verwaltung gebe, den Saal im Obergeschoss des historischen Gebäudes zukünftig als Standesamt zu nutzen. Auch für das Schloss in Cleeberg gebe es entsprechende Planungen.

„Sie haben hier einen richtigen Schatz, der strahlt nach außen“, würdigte auch Ulrike Stiehl von der zuständigen Fachbehörde, der Abteilung für den ländlichen Raum beim Lahn-Dill-Kreis, die Maßnahme. Architekt Thomas Jungherr aus Gießen erläuterte die Sanierungsarbeiten, die im Februar 2018 begannen. Er unterstrich, dass sämtliche Maßnahmen sehr nachhaltig ausgeführt worden seien. „Es ist noch viel von 1582 vorhanden gewesen, das gut erhalten ist!“, zeigte er sich begeistert und machte klar: „Der heutige Zustand zeigt das gleiche Aussehen wie vor hunderten von Jahren!“ 

Viele Details zeigen noch heute die einstmals große Bedeutung des Gebäudes, so wurde das Rathaus zum Beispiel nicht von einem Architekten aus der Region erbaut, sondern es wurde extra ein Experte aus dem thüringischen Eisenach verpflichtet. Bei sämtlichen Sanierungsarbeiten wurde Wert darauf gelegt, möglichst historische Reparaturmethoden anzuwenden, um die Substanz so schonend und originalgetreu wie möglich zu restaurieren. 

Den symbolischen Schlüssel überreichte Jungherr an Ortsvorsteherin Peggy Engel, den Bürgermeister und Hans-Gerhard Stahl vom HGO. „Wir schauen wie die Generationen vor uns mit Stolz und Achtung auf das Haus“, sagte Stahl. Der HGO hat viele Gegenstände des Alltags und aus der Landwirtschaft als Ausstellungsstücke gesammelt, die nun das Haus schmücken und ein original historisches Ambiente vermitteln. 

Eine sehr gut angenommene Ausstellung des Heimat- und Geschichtsvereins Oberkleen widmete sich historischen Alltagsgegenständen, Flurkarten und Bildern. Die Spinnradgruppe trat in Hüttenberger Tracht auf, die Heimathefte wurden verkauft und auch ein Fotobuch zu Oberkleen wurde vorgestellt.

Das neugestaltete Gebäude wurde von den zahlreichen Besuchern sehr positiv aufgenommen.

Das Dorffest hatte am Morgen mit einem Gottesdienst in der St.-Michaeliskirche begonnen. Im Anschluss gab es eine Matinee anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Sangesfreunde Kleebachtal mit drei Gastchören in der Kirche. In Vertretung des erkrankten Dirigenten Erich Reusch leitete Werner Jung den Chor. Mit dem von Erich Reusch vertonten Gedicht des Oberkleener Heimatdichters Wilhelm Reuter „Es liegt ein Dorf im Kleebachtal“ eröffneten die Sänger stimmungsvoll den Festakt zur Eröffnung des Alten Rathauses. 

Vor großem Publikum präsentierten Kinder der Kleeblattgrundschule das Theaterspiel „Vom Korn zum Brot“, das sie in Kooperation mit dem HGO einstudiert hatten. Mit Martin Hanika am Akkordeon stimmten alle gemeinsam am Schluss das Lied „Runkel-Roiwe-Roppmaschin“ an.

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