Angebote zu Sebastian Kneipps Gesundheitslehre in Butzbach / In Wörishofen Anerkennung gefunden
BUTZBACH (pd). In Butzbach entsteht eine Kneipp-Infrastruktur. An mehreren Stellen im Stadtgebiet wurden bereits Treffpunkte errichtet, die Angebote der Gesundheitslehre von Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 – 1897) zur Verfügung stellen. Der Kneipp-Bund zeichnet das Leben des „Wasserdoktors“ nach.
Die Verhältnisse im Elternhaus von Sebastian Anton Kneipp in Stephansried, heute ein Ortsteil der Gemeinde Ottobeuren, waren einfach und klar geregelt. Am 17. Mai 1821 wurde er geboren. Die Familie lebt von der Arbeit des Vaters Xaver Kneipp als Weber und von einer kleinen Landwirtschaft.
Als 13-Jähriger spürte Sebastian Kneipp erstmals den Wunsch in sich, Geistlicher zu werden. Doch es fehlten die finanziellen Mittel zu einer höheren Schulbildung und zum Studium. Sebastian musste am häuslichen Webstuhl mitarbeiten und verdiente sich Geld als Knecht dazu. An seinem 20. Geburtstag brannte das elterliche Anwesen nieder, damit waren auch Kneipps Ersparnisse verloren. Doch setzte er sich weiter mit Nachdruck für das Erreichen seiner Ziele ein. Er fand Fürsprecher, erhielt Lateinunterricht und besuchte das Gymnasium Dillingen. 1848 nahm er das Studium auf.
1849 belegte er ein Sommersemester der Philosophie an der Universität München, erkrankte an Tuberkulose und wurde zusehends schwächer. In der Hofbibliothek entdeckte er ein Buch, in dem die Wirkung von Kaltwasseranwendungen dargestellt wird und beschloss, sich in Dillingen mit den im Buch beschriebenen kurzen Vollbädern in der Donau selbst zu behandeln. Die Anwendungen waren erfolgreich. Kneipp wurde vollständig gesund.
Kneipp setzte seinen geistlichen, aber auch seinen naturheilkundlichen Weg fort: Am 6. August 1852 weihte ihn Bischof Johann Peter von Richarz zum Priester im Dom zu Augsburg. Am 20. Januar 1853 trat er die Stelle als Kaplan in Boos bei Memmingen an. Dort brach ein Jahr später die Cholera aus. Kaplan Kneipp heilte mehrere Erkrankte durch Behandlungen mit Wickeln und handelte sich prompt Ärger mit der Justiz ein. Ein Arzt und ein Apotheker zeigten ihn wegen „Gewerbsbeeinträchtigung“ an. Vor Gericht verteidigte sich Kneipp erfolgreich, wurde aber als Kaplan an die Pfarrei St. Georg in Augsburg versetzt. Güsse, Bäder und Wickel wendet er bei Kranken aber weiter an. Nach der Versetzung als Beichtvater ans Dominikanerinnenkloster in Wörishofen begann Kneipp am 2. Mai 1855 sein dortiges Wirken.
Kneipp kümmerte sich erfolgreich um die Ökonomie, verfasste in den 1870er Jahren sogar Fachbücher zu Ackerbau und Viehzucht. Und er setzte seine schon im Studium bewährten Wasseranwendungen fort. Im Lauf der Zeit erweiterte er sein Wissen. Der Wasserkunde fügte er nach und nach weitere Wirkprinzipien hinzu – wie die Verwendung pflanzlicher Arzneien, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung. Er sah immer den Menschen als Ganzes. Die Gesundheit der Seele war für ihn die Voraussetzung für Heilung und die beste Vorbeugung. Die innere Balance, das „fünfte Element“ der Kneippkur, war für ihn die Voraussetzung der Behandlung der Kranken.
Wassergüsse aus der Gießkanne, Heusäcke im Bett und Holzhacken im Hof waren typisch Kneippsche Verordnungen. Vielen seiner Patienten ging es nach vier Wochen Kur im Kloster wieder deutlich besser. Nachdem Sebastian Kneipp im April 1881 auch Ortspfarrer von Wörishofen geworden war, kamen immer mehr Heilungssuchende in das Dorf. Einer von ihnen war der Erzabt des Klosters
Beuron, Maurus Wolter. Er überredete Kneipp dazu, seine Forschungen und Erkenntnisse über die Hydrotherapie zu publizieren. Im Januar 1887 erschien das Buch „Meine Wasserkur“.
In Wörishofen trafen fortan Tausende Menschen Monat für Monat ein, alle auf der Suche nach Gesundheit und dem Rat des Pfarrers. 1889 folgte Kneipps zweites Buch „So sollt Ihr leben“. Wenig später entschieden sich die Gemeinderäte von Wörishofen die Entwicklung des Ortes künftig an der Kneipp-Kur auszurichten. Kneipp errichtete 1891 das Sebastianeum, zunächst als Kurhaus für geistliche Patienten. 1893 folgte der Bau des Kinder-Asyls und 1896 fand die Eröffnung des Kneippianums statt, der letzten der drei von Kneipp finanzierten Einrichtungen in Wörishofen.
Ab 1892 ging Sebastian Kneipp auf Vortragsreisen durch halb Europa. Der bereits 71-jährige besuchte in den letzten fünf Jahren seines Lebens nahezu 100 Städte.
Seine wichtigste Reise führte ihn im Februar/März 1894 nach Rom. Dort empfing ihn Papst Leo XIII. in mehreren Audienzen und bat den Wörishofer Pfarrer um gesundheitlichen Rat, den Kneipp dem 84-jährigen Papst gern gab. Schon vor der Reise hatte der Papst den Ehrentitel Monsignore an Kneipp verliehen. Kneipp starb am 17. Juni 1897.