Feinheiten des mittelhessischen Dialekts

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Feinheiten des mittelhessischen Dialekts

MÜNZENBERG. „Fäägmeel“ Siegward Roth und Berthold Schäfer traten im Bürgerhaus Gambach anlässlich des Stadtjubiläums auf.

Gefeierter Auftritt der Gruppe Fäägmeel in Gambach anlässlich des Jubiläums 775 Jahre Stadt Münzenberg

MÜNZENBERG (pm). Anlässlich der Feiern zum Jubiläum „775 Jahre Stadt Münzenberg“ hatte der Freundeskreis Burg und Stadt Münzenberg Siegward Roth und Berthold Schäfer von der im mittelhessischen Raum legendären, nicht mehr existierenden Mundartgruppe Fäägmeel am Freitag ins Bürgerhaus Gambach eingeladen. Die eigentlich für den 20. März vorgesehene Veranstaltung fand aufgrund der bekannten Coronaproblematik somit fast ein halbes Jahr später statt. 

Im vollbesetzten Haus entwickelte sich vor ausgewiesenen Kennern der Gruppe ein besonderer Abend. Trotz des fortgeschrittenen oder gerade wegen des fortgeschrittenen Alters der beiden Fäägmeelmitglieder zeigten sie eine Frische und eine Spiel- und Lesefreude, die das dankbare Publikum schier von den Sitzen riss. 

Zu Beginn des Konzerts begrüßte der Vorsitzende des Freundeskreises Burg und Stadt Münzenberg, Uwe Müller, das Duo und erinnerte an den Auftritt von Fäägmeel im Sommer 1997 vor über 1000 Zuschauern auf Burg Münzenberg. Zwei der im Archiv des Vereins bewahrten Originalplakate überreichte er den sichtlich überraschten Musikern. Mit dem originalen Motto der Gruppe, abgedruckt in derem Liederbuch von 1994, das auch der Freundeskreis nachdringlich unterschreibt, beendete Müller seine Einleitung: „Fäägmeel“ stitt fier Mittelhesse, die mittelhessisch Sprooch, oawwer aach entschieden geje Ausländerfeindlichkeit un Nazischwachkepp un fier Offenheit gejeeawwer alle Völker, Sprooche un Kulturn.“

Abwechselnd gestalteten beide Künstler das Programm, das den vorgegebenen zeitlichen Rahmen sprengte: Roth war für die sprachliche, „musiklose“ Darstellung des mittelhessischen Dialekts zuständig. Er wies zunächst darauf hin, dass das Jahr 2019 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum internationalen Jahr der indigenen Sprachen ausgerufen wurde, was die Zuhörerschaft zunächst nicht verstand. Doch mit erfrischenden Erklärungen zog er den Bogen zum mittelhessischen Dialekt, der für ihn die wahre Zweisprachigkeit der Oberhessen ausmache. Kurz unterbrochen von hochdeutschen Lyrikeinsprengseln aus seinem neuen Buch „Lichtes Dunkel“ stellte er die Feinheiten des und seine Liebe zum mittelhessischen Dialekt auf gekonnte und sehr einfühlsame Weise her. 

Schäfer zeichnete verantwortlich für den musikalischen Teil und zeigte mit virtuosem Gitarrenspiel und den alten, aber immer noch hoch aktuellen Liedern der Gruppe Fäägmeel dem Auditorium so viel Spielfreude, dass diese sofort übersprang: Lieder wie De Gaastebock, Die Äcker, Schnobbe un Houste, Die Rure-Roiwe-Robbmaschin, Die Buuhne und viele andere begeisterten die Zuhörer. Nicht nur Heiteres, sondern auch viel Besinnliches drückten diese Lieder aus, wie es der berühmte Refrain des Liedes Bont un narrich nachdrücklich zeigt: Un des Leawe eas bont un so narrich, es stürmt aafach so vir sich hie, es nimmt un es hebt dich, es streichelt un trät dich, un dann leßt dich´s aafach so irgendwu stieh. 

Mit stehenden Ovationen verabschiedete sich das dankbare Publikum von Roth und Schäfer. Das Versprechen, im Februar 2021 mit der Nachfolgegruppe von Fäägmeel, der Gruppe Meelstaa, ins Bürgerhaus nach Gambach zu kommen, erfüllte alle Anwesenden mit Freude. 

 

 

 

 

 

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