9. November und Volkstrauertag in Butzbach ohne übliches Programm und Teilnahme der Bevölkerung
BUTZBACH (thg). Das offizielle Gedenken am Jahrestag der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 und am Volkstrauertag, Sonntag, 15. November, findet in Butzbach in diesem Jahr ohne Öffentlichkeitsbeteiligung statt. Diesen Beschluss hat der Magistrat der Stadt bereits am Dienstag gefasst, wie Bürgermeister Michael Merle gestern berichtete. In der Versammlung der Wetterauer Bürgermeister am Mittwoch in Friedberg rieten dann auch Landrat Jan Weckler und Amtsarzt Dr. Reinhold Merbs dazu, die Veranstaltungen nicht wie üblich abzuhalten.
„Volkstrauertag, Reichspogromnacht, Totensonntag, Fall der Berliner Mauer: Der November ist ein an Gedenktagen reicher Monat“, so der Landrat. „Auch wenn es schwer fällt, aber die Durchführung von Gedenkveranstaltungen gerade jetzt während der Corona-Pandemie sollte überdacht werden.“
„Rein rechtlich könnte zwar unter bestimmten Voraussetzungen ein Anspruch auf Genehmigung bestehen, doch in Anbetracht des dynamischen Infektionsgeschehens ist Vorsicht geboten. Daher rät der Wetteraukreis von Gedenkveranstaltungen in diesem November ab“, sagte Weckler.
Wetterauer Kommunen, darunter Rockenberg, haben bereits die Veranstaltungen zum Volkstrauertag abgesagt. „Es war keine Option für uns, nichts zu machen“, sagte der Butzbacher Bürgermeister Merle. Corona dürfe nicht dazu führen, dass Gedenktage übergangen werden.
Daher habe die Stadt nach neuen Formen des Gedenkens ohne Teilnahme der Bevölkerung gesucht. Am Montag, 9. November, findet ein Gedenken auf dem Synagogenplatz statt, an dem neben dem Bürgermeister weitere Vertreter des Magistrats, Pfarrer Christoph Baumann von der Markuskirchengemeinde und Manfred de Vries von der jüdischen Gemeinde in Bad Nauheim unter anderem mit einer Kranzniederlegung teilnehmen. Für sie herrscht Maskenpflicht.
Am Volkstrauertag gestalten die Ortsbeiräte zusammen mit den jeweiligen Kirchengemeinden ein kurzes nicht-öffentliches stilles Innehalten an den jeweiligen Gedenkorten mit Vertretern des Magistrats. Eine Kranzniederlegung und eine kurze Andacht sind unter Maskenpflicht vorgesehen.
Die Veranstaltung auf der Kriegsgräberstätte in Nieder-Weisel findet ebenfalls ohne das übliche Begleitprogramm statt. Die Landesregierung hatte bereits im Oktober die Teilnahme eines Vertreters unter Hinweis auf die Pandemie abgesagt, berichtete Merle.
Der Bürgermeister unterstrich, dass es möglich ist, außerhalb dieser Veranstaltungen die Gedenkorte zu besuchen, wenn auch nicht in Gruppen. Gerade nach den Taten von Hanau, Halle und zuletzt Wien sei es ganz wichtig, dass das Gedenken an die Opfer der Pogromnacht weiter stattfindet.
Aus der Sitzung mit den Bürgermeistern berichtet der Kreis zudem, dass die Maskenpflicht in städtischen Einkaufsstraßen Thema gewesen sei. Vereinbart wurde, dass Bürgermeister, die für besonders belebte Geschäftsstraßen in ihren Städten und Gemeinden eine Maskenpflicht verbindlich umsetzen möchten, dies dem Wetteraukreis anzeigen. Daraufhin werde der Wetteraukreis im Sinne der meldenden Städte und Gemeinden eine entsprechende Verfügung bezüglich der jeweiligen Straßen erlassen.