Bürgermeister Wetz über 18 Jahre Amtszeit, die im Jahr des 50-jährigen Bestehens der Gesamtgemeinde enden
ROCKENBERG (thg). Als Manfred Wetz zum ersten Mal in der Bürgermeisterwahl im Jahr 2004 in Rockenberg antrat, fragten sich die Wähler, wer das denn sei. Erster Beigeordneter Berthold Antony gab in der Verabschiedungsfeier am Montag die Antwort: „Der Sohn vom Fleischbeschauer und Maurer August Wetz und der Hilde, seiner Frau aus der Mühlgass’.“
„Wo gehört er denn hin?“ sei früher die im Dorf wichtige Frage gewesen, wenn es um die nächste Generation ging, sagte Wetz im Gespräch mit der BZ. Wie bei seinem Vater so sei früher in praktisch jedem Haus geschlachtet worden, und weil er als Fleischbeschauer tätig war, kannten den Vater fast alle im Dorf. Beide Eltern kamen zudem aus Rockenberg. „Auch bei mir ist es heute so, dass ich manchmal, wenn ich junge Leute sehe, danach frage, wohin sie gehören“, sagte der 68-Jährige.
Am Montag wurde viel über die Projekte und Leistungen des am 28. Februar aus dem Amt scheidenden Bürgermeisters berichtet. In seine Amtszeit fallen unter anderem die Dorferneuerung in Rockenberg, die Umsetzung der beiden Neubaugebiete, der Ausbau der Straßen Mühlgasse, Am Graben und der Siemensstraße, der Bau der Radwege Rockenberg–Griedel, Rockenberg–Gambach und der Umfahrung der Ortsdurchfahrt Oppershofen, die Sanierung und der Ausbau der Kita Rockenberg für die U 3-Betreuung.
Ein wichtiges Anliegen war ihm die Abwasserbeseitigung. Denn der gelernte Bauzeichner und spätere Diplom-Ingenieur war seit 1981 im Stadtentwässerungsamt in Frankfurt tätig. Seit Anfang der 90er Jahre hatte er die Verantwortung für den Betrieb der Schlammentwässerungs- und Verbrennungsanlage. Der Anschluss der Rockenberger und Oppershofener Abwasseranlagen an die Kläranlage Butzbach war ein auch wirtschaftlich sinnvoller Schritt.
18 Jahre lang hat Wetz die Gemeinde geleitet. Dabei ist sie mehr als volljährig. Im Jahr ihres 50-jährigen Bestehens als zusammengeschlossene Gemeinde verlässt er das Rathaus. „Ich denke, die Gegensätze zwischen Rockenberg und Oppershofen sind heute eigentlich nur noch folkloristischer Art und spielen keine wirkliche Rolle“, sagte er. Das zeige sich unter anderem daran, dass die Feuerwehren an einem Standort zusammenarbeiten wollen. Ihm sei es wichtig gewesen, dass beide Ortsteile gleich behandelt werden. Bei seiner ersten Wahl, mit 18 Stimmen Mehrheit, habe er mehr Stimmen aus Oppershofen als aus Rockenberg erhalten, erinnerte er sich.
In den zurückliegenden Jahren seien die Baugebiete gewachsen. Es seien Neubürger hinzugekommen. Das mache sich in den Kindergärten und der Schule bemerkbar, allerdings „noch nicht im Vereinsleben“, so seine Wahrnehmung. Aber einige würden sich auch politisch betätigen. „Das dörfliche Leben hat sich verändert, auch wenn das dem einen oder anderen schwerfällt“, so Wetz.
Dass er im Parlament keine „Hausmacht“ hatte, hat es dem Bürgermeister nur zeitweise schwer gemacht. „Es war mir wichtig, parteilos zu sein, und das bis zum Schluss.“ Zwar habe er in der Verbandskammer der SPD hospitiert, was aber auch an der Fraktion der Unabhängigen gelegen habe. In seiner ersten Amtsperiode habe er zunächst keine unterstützende Mehrheit gehabt. Das habe sich gewandelt und so habe er die meiste Zeit Gruppen gehabt, die ihn unterstützt hätten. Nach den beiden letzten Kommunalwahlen habe es Abstimmungen nach wechselnden Mehrheiten im Parlament gegeben und eine offene Diskussion. „Es war ein vertrauensvolles Miteinander mit allen Parteien.“
Zehn Jahre lang sei die Gemeinde „dran“ gewesen, den Burgweg und „Rockenberg Süd“ umzusetzen. Nun wurden die Voraussetzungen geschaffen, dass beides angegangen werden kann. „Das ist eine Entscheidung, die für eine kleine Gemeinde alle 40 oder 50 Jahre getroffen wird. Ja, sie kostet Geld, bedeutet Schulden und Kredite.“ Gleichzeitig müsse man sehen, dass der Haushalt ausgeglichen bleibt. In der Krise vor wenigen Jahren sei auch an der Instandhaltung der Infrastruktur gespart worden, was schlecht war. Der Weg zur Finanzierung sei, Einnahmen zu generieren, an den Ausgaben sei es schwierig zu sparen.
Was Wetz gern noch in seiner Zeit angestoßen hätte, hat auf andere Weise mit der Attraktivität der Gemeinde zu tun. Ein historischer Rundgang mit Schildern, auf denen Informationen per QR-Code abgerufen werden können oder Informationstafeln in der Gemarkung über die vielen Sandgruben und Steinbrüche zählen dazu. „Das weiß irgendwann niemand mehr“, so Wetz. „Aber der Tourismus ist bei uns nicht gewollt. Es wurde kein Bedarf gesehen. Aber das ist ein Mosaikstein, um als Gemeinde attraktiv zu sein.“ Ein wichtiges Projekt sei die Wettertalhalle, in der noch einiges zu erledigen sei.
Die Geschenke, die Wetz in der Sitzung seiner Verabschiedung erhielt, drehen sich um den Genuss. Unter anderem erhielt er mehrere Flaschen Wein. Aber auch das Reisen mag er, und so erhielt er einen Gutschein für einen Aufenthalt in der Pfalz zusammen mit seiner Frau Conny, mit der er seit 34 Jahren verheiratet ist. „Uns gibt es nur im Doppelpack“ hatte Wetz schon in der Sitzung gesagt bezogen auf die gemeinsame Teilnahme des Paars an den Terminen des Bürgermeisters im Dorf. Für die große Unterstützung gab es Blumen für die Ehefrau, mit der er zwei erwachsene Kinder hat. Dass der Ruhestand auch Zeit für die Enkeltochter mit sich bringt, für Sport und Arbeit im und am Haus, ist fest eingeplant.