Neuanfang nach Entpflichtung von Kirchenvorstand und Pfarrer Fröhlich in der Johannitergemeinde
NIEDER-WEISEL (pm). Beim traditionellen Abendmahlsgottesdienst der Johanniter am dritten Advent in Nieder-Weisel stand etwas Besonderes im Mittelpunkt: „Wir gestalten einen Übergang: Wir verabschieden die evangelische Johannitergemeinde und den Kirchenvorstand“, erklärte Pfarrer Jörg Fröhlich. Die Gemeinde wende gleichzeitig ihre Blicke in die Zukunft und begrüße das künftige Geistliche Zentrum der Johanniter in Nieder-Weisel. „Unter diesem Namen will der Ort auch weiterhin Menschen einladen, ihren Alltag zu unterbrechen und sich geistlich zu stärken.“ Fröhlich wurde von seinem Dienst in der Johannitergemeinde entpflichtet – in Zukunft wird er ihn für das Geistliche Zentrum ausüben.
Gemeinsam mit ihm gestalteten der Propst für Oberhessen, Matthias Schmidt, der Wetterauer Dekan Volkhard Guth und Ordensdekan Professor Dr. Christoph Markschies (Berlin) den Gottesdienst in der Komturkirche.
Propst Schmidt ging auf einen Liedtext ein, in dem es heißt: „Komm in unser festes Haus, der du nackt und ungeborgen. Mach ein leichtes Zelt daraus, das uns deckt kaum bis zum Morgen; denn wer sicher wohnt, vergisst – dass er auf dem Weg noch ist.“ Schmidt: „Heute, wo wir Abschied von der Johannitergemeinde in der Komturei Nieder-Weisel nehmen, erinnert uns der Vers in besonderer Weise daran, dass auch unsere Strukturen ihre Zeit haben.“ Schmidt bat die Kirchenvorstandsmitglieder nach vorn, um sie zu entpflichten, ebenso Fröhlich aus seinem Dienst als Gemeindepfarrer.
Wie Dekan Guth sagte, hätten viele Menschen in den zurückliegenden Jahren gespürt, dass die Komturei ein besonderer Ort sei. Die Begegnungen der letzten Jahre hätten stattfinden können, weil es eine Johannitergemeinde mit Pfarrer und Vorstand, ein Tagungshotel, Tagungsräume und die Komturkirche gab. „Wir, die verfasste Kirche und die Johannitergemeinde, haben gemerkt, dass wir zwei evangelische Partner sind, die auf wunderbare Weise eine Schnittmenge hatten und erleben konnten. Nun ist uns ein gemeinsamer Auftrag gegeben worden, wir ermöglichen den Aufbau und Ausbau einer geistlichen Gemeinschaft in der Komturei.“
Markschies, Dekan des Johanniterordens, verglich in seiner Predigt eine Passage des Lukas-Evangeliums mit dem Theaterstück „Publikumsbeschimpfung“ des frisch gekürten Nobelpreisträgers Peter Handke. Denn Johannes hatte die Menschen, die zur Taufe kamen, als „Otterngezücht“ und „Schlangenbrut“ bezeichnet. Er wollte ihnen damit vermitteln, dass es nicht reiche, sich taufen zu lassen, um Vergebung der Sünden zu erreichen. Sicher hätten sich damals viele Menschen über die Worte von Johannes geärgert, fuhr Markschies fort, denn die meisten seien rechtschaffen gewesen. Aber vielleicht hätten sie sich auch ein Stück weit über sich selbst geärgert und sich die Predigt zu Herzen genommen. „Denn wer kann sagen, dass er genug für die Armen gegeben, genügend für andere und den Frieden getan hat?“
Markschies spannte den Bogen nach Nieder-Weisel. Wichtig sei, sich zu fragen, inwieweit alles beim Funktionieren der Johannitergemeinde gelungen sei. „Hätten wir mehr tun können in den letzten Jahren? Hätten wir bei der Ordensleitung in Berlin diese Gemeinde und Pfarrer Jörg Fröhlich nicht viel energischer unterstützen können?“, fragte er. Nicht alles sei gelungen, trotz sämtlichen Engagements. In der Selbstkritik zu verharren, bringe aber nichts, „wir sollten einen freundlichen Blick auf uns werfen“. Unendlich viel Gutes sei getan worden. Johannes habe auch gesagt, dass alle, die zur Taufe kamen, das Heil Gottes sehen konnten: „Diese Verheißung soll auch für das kommende Geistliche Zentrum wahr werden.“
Die Angebote des Geistlichen Zentrums der Johanniter: www.geistliches-zentrum-johanniter.de.
Die Auflösung der evangelischen Johannitergemeinde ist für den 31. Dezember terminiert. Die entpflichteten Mitglieder des Kirchenvorstands der Johannitergemeinde in Butzbach-Nieder-Weisel sind Henn-Wolfram Riedesel Freiherr zu Eisenbach, Hans-Joachim Knigge, Ursula Merboth-Strauch, Dr. Inga Schüttmann, Dirk Waßmann, Professor Dr. Alexander Dietz und Moritz Freiherr Schenck zu Schweinsberg.