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Ginster muss für Magerrasen weichen

BUTZBACH. Auf dem Exerzierplatz erläuterten (v.l.) Thorsten Haver, Bürgermeister Michael Merle, Matthias Gall und Karin Morkel die Arbeiten der Firma Schultheis an der Ausgleichsmaßnahme. Text + Fotos: thg

Bearbeitung der Offenland-Fläche auf dem ehemaligen Panzer-Übungsgelände Butzbacher Exerzierplatz

BUTZBACH (thg). Dem Ginster rückte der Fachbetrieb von Mario Schultheis aus Erlensee seit vorige Woche Donnerstag auf dem Butzbacher Exerzierplatz zu Leibe. Gestern stellte Bürgermeister Michael Merle zusammen mit Karin Morkel und Thorsten Haver vom Umweltfachdienst und Diplom-Geograf Matthias Gall vor, welche erforderlichen Arbeiten erledigt wurden. Ziel ist der Erhalt des Offenlandes auf dem Areal anstelle einer Verbuschung. 

Ende 2015 hatte Gall die Umgestaltung der „Pfingstweide“ in einer städtischen Ausschusssitzung vorgestellt. Es handelt sich um eine Ausgleichsmaßnahme für vorhergehende Bebauungsplan-Verfahren. Daraus resultiert auch, dass der Exerzierplatz in der seinerzeit vorgesehenen Art und Weise erhalten und gepflegt werden muss. Gall erläuterte gestern, dass die Stadt für diese „Langfristmaßnahme“ auch Ökopunkte erhalten habe. 

„Der Bewuchs stellt sich wieder ein“, sagte der Umweltfachmann. Besonders der Ginster wachse stark und unterdrücke damit die Pflanzen, die eigentlich gewünscht sind. Speziell gegen den Ginster können auch die schottischen Hochlandrinder von Berthold Antony aus Rockenberg, die außerhalb der kalten Jahreszeit mit zehn Tieren plus Nachwuchs auf drei Weiden unterwegs sind, nicht angrasen. Denn Ginster, der laut Haver in größeren Mengen giftig ist, fressen sie nicht. 

Das Landschaftsbauunternehmen hatte nun unter anderem die Aufgabe, auf bestimmten Abschnitten den Ginster samt Wurzel zu entfernen. Dass dabei „Bodenverwundungen“ entstehen, sehe zunächst nicht gut aus. Aber die gewünschten Pflanzen, die einjährige Samenpflanzen seien, vertrügen dies gut, wenn es „ab und zu“ passiert. Außerdem wurde ein größerer Teich von organischem Material befreit – er sei im Sommer immer „umgekippt“ – sowie vertieft und erweitert. Ferner wurde eine kurze Schneise freigemacht, um die Weide am Teich erweitern zu können, damit die Rinder besseren Zugang erhalten. Wegeränder wurden bearbeitet, damit dort künftig einfacher gemulcht werden kann. 

Der dort wachsende Magerrasen ist eine Besonderheit, verschiedene Pflanzen gibt es auf der Freifläche, die dort gute Wachstumsbedingungen finden. Auch Vogel- und Amphibienarten gab es lange Zeit. Dies lässt sich auf die Vergangenheit der Fläche als Panzer-Übungsgelände der US-Armee zurückführen. Unter anderem die entstandenen Mulden dienten den Amphibien als Lebensraum. 

Seit Ende der 90er Jahre und dem Ende der Panzerfahrten gewannen Pflanzen und Büsche wie Ginster oder auch Baumarten die Oberhand und verdrängten die bis dahin dort gedeihenden Gewächse und vertrieben auch Tierarten wie die Kreuzkröte oder den Kammmolch. Wie Gall sagte, sind diese Amphibien seit der Umgestaltung des Areals noch nicht zurückgekehrt, aber weil es in der Umgebung Populationen gebe, sei dies in Zukunft möglich. Bei den Vogelarten sei die Wiederkehr des Neuntöters oder auch der Heidelerche gelungen. 

Ein anderes Problemfeld benannte Geschäftsführer Schultheis: Hinterlassenschaften von Mensch und Tier. So habe sein Team viel Müll gefunden von kleinen Teilen bis hin zur Autofelge. Davon geht ebenso Gefahr für die weidenden Rinder aus wie vom Hundekot, den freilaufende Vierbeiner auf den Weiden hinterlassen. Schultheis, spezialisiert auf solche Projekte, ist selbst Halter von Hochlandrindern und weiß um die Folgen, wenn eins der Tiere den Kot aufnimmt und wegen einer Wurminfektion nicht mehr zu retten ist. 

Sein Unternehmen betreibe eine umweltschonende Bearbeitung, führte er an. Auf Landschaftsbau und -pflege spezialisiert liefen die Maschinen mit biologisch abbaubarem Öl, auch wenn dies deren Lebensdauer verkürze. Aber sollte es zu Undichtigkeiten kommen, entstehe kein Umweltschaden. 

Vor Beginn der Umgestaltung hatte es seinerzeit Diskussionen um den Pflanzenbestand seit Ende der Panzerübungen gegeben, unter anderem um die Bäume und die Definition von Wald. Forstverwaltung und Umweltbehörden wurden in das Projekt einbezogen. 

Foto: thg

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