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Gulaschkanone bleibt bei Holzkirmes

TRADITION – Klaraburschen legen Veranstaltung in Hände der neu gegründeten Kirmesgemeinschaft

GAMBACH (pe). Wir leben in Zeiten, in denen sich die Menschen immer mehr in ihr Privatleben zurückziehen. Wertvolle Gemeinschaften wie auch traditionelle Zusammenkünfte der Bevölkerung geraten in Vergessenheit. Die Bereitschaft sich für eben solche einzusetzen schwindet. Bedauerliche Erkenntnisse, die nicht neu, sondern vielmehr seit Jahren gewachsen sind. So ergeht es auch der traditionellen Holzversteigerung im Gambacher Wald, die vor mehr als 170 Jahren ihren Ursprung fand und seit 1979  von der Stadt Münzenberg und in der Folge von den Klaraburschen bis heute liebevoll gepflegt wird. Bereits im Jahre 1848 wurden erste Versteigerungen „Bei Speis und Trank“ im einst noch herrschaftlichen Wald abgehalten. In diesem Jahr, fast zwei Jahrhunderte später, am 9.März, kommen interessierte Bürger wieder zusammen um gemeinsam „bei volksfestartigen Turbulenzen“, wie der Chronist Hagen Vetter schildert, diese Tradition zu ehren und gemeinsam zu feiern. 

Ein letztes Mal … zumindest für die Klaraburschen aus Gambach, die seit nun mehr 25 Jahren  für das leibliche Wohl und die herzliche Gastfreundschaft rund um die Holzversteigerung gesorgt haben. Mit der Zeit kommt das Alter. Mit dem Alter kommen nun auch die Klaraburschen an Ihre Grenzen. Eine gemeinsame Suche nach einer Nachfolge fand am 26. Januar d.J. im „Bürgerwohl“ in Gambach ein vergnügliches Ende. Im Beisein von Bürgermeisterin Dr. Isabell Tammer, dem Heimatchronisten und Stadtrat Hagen Vetter sowie Alt-Bürgermeister Hans-Jürgen Zeiß erfolgte in gemütlicher Runde die symbolische Staffelübergabe an die Verantwortlichen der Kirmesgemeinschaft Gambach e.V. Die Klaraburschen bewiesen, mit einem bebilderten Rückblick von Jürgen Riegelhuth auf die Geschichte der Holzversteigerung, dass sie stets mit Stolz und vollem Einsatz für den Erhalt gekämpft haben. Und auch für jedes Stadtoberhaupt, von  Erwin Müller, Klaus Bolz, Hans-Jürgen Zeiß und nunmehr  Frau Dr. Isabell Tammer,   war und ist  die Waldkirmes auch eine sehr persönliche Angelegenheit. 

Nun übernimmt also die „Kirmesgemeinschaft Gambach“, ein erst im vergangenen Jahr gegründeter Verein, mit dem Ziel, die städtischen Traditionen und hier insbesondere die Gambacher Zeltkirmes zu erhalten, die Organisation der Veranstaltung. Ein Verein, der mit nun schon mehr als 200 Mitgliedern ein Beweis dafür ist, dass auch den folgenden Generationen etwas an der Vergangenheit und ihren Traditionen liegt. „Wer weiß, wo er hin will, muss wissen, wo er herkommt“ fasste die amtierende Bürgermeisterin treffend zusammen. 

„Die Kirmesgemeinschaft wird sich dieser Aufgabe mit aller Dankbarkeit für das entgegengebrachte Vertrauen gerne stellen.“, so der 1. Vorsitzende Andreas Köstler. Man wolle den Kurs der Klaraburschen beibehalten, zeitgleich aber natürlich Wege suchen, diese Veranstaltung zukunftsfähig zu gestalten. 

Für einen besonderen Moment des Abends sorgten die Klaraburschen durch die Übergabe eines Geschenks: Die seit 1994 im Einsatz befindliche und damit ebenfalls traditionelle Gulaschkanone geht ohne jedwede Gegenleistung an die „Kirmesgemeinschaft Gambach“ über. Der Vorstand der Kirmesgemeinschaft war sprachlos ob dieser Großzügigkeit und nahm das Geschenk mit dem Versprechen entgegen, die Kanone weiterhin bei der Gambacher Holzkirmes zum Einsatz zu bringen. 

Die diesjährige Holzversteigerung findet am 9. März statt. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Gambacher Forsthaus. Nach der Versteigerung ist für das leibliche Wohl der Auktionäre gesorgt und danach öffnet das „Bürgerwohl“ für die Rückkehrer aus dem Wald bereits ab 15.30 Uhr, so dass der „Holzstich“ in gemütlicher Runde ausklingen kann. 

Text: Björn Mühle / Jürgen Riegelhuth

Der Beitrag verfällt zur festgelegten VERFALLSZEIT am VERFALLSDATUM.

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