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Hänsel und Gretel ohne Handynetz

Deutschlands erfolgreichster Kinderbuchautor Paul Maar bei „Stadtlesen“ auf dem Marktplatz

BUTZBACH (dt). Gretel hat Pech. Sie ist mit Bruder Hänsel unterwegs zum Haus der Hexe. Beide mögen jedoch nicht die dort vorhandenen und servierten Lebkuchen. Gretel zückt ihr Handy aus der Tasche und will bei der Hexe vorab  Currywurst bestellen. Doch das klappt nicht, denn Gretel hat in dem einsamen Wald kein Netz. „Pech gehabt“, so nennt Paul Maar schmunzelnd sein Gedicht zum vergeblichen Versuch seiner Gretel. Damit hatte der fast 82-jährige aktuell erfolgreichste Kinderbuchautor in deutscher Sprache die in großer Zahl auf Sitzkissen vor ihm liegenden oder sitzenden zahlreichen Kinder am Freitagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein auf dem Butzbacher Marktplatz sofort auf seiner Seite. 

Vorab hatte sich Paul Maar der BZ zu einem Kurzinterview zur Verfügung gestellt (siehe dazu gesonderten Artikel). Der prominente Autor war das „Highlight“ beim – nach 2017 zum zweiten Mal in Butzbach stattfindenden – „Stadtlesen“ am Pfingstwochenende. Perfekt unterstützt wurde Paul Maar von zwei einfühlsamen Musikern, die auch zwischenzeitlich Sprechrollen übernahmen. Wolfgang Stute (Gitarre) und Konrad Haas (musikalisches Multitalent) machten das mal gefühl- mal temperamentvoll. Beifallstürme löste Haas zwischenzeitlich mit dem von ihm komponierten und gesungenen schmissigen Song über den „Skater Kater“. Der passt zum ersten „schiefen Märchen“, das Paul Maar – pardon, er war der perfekte Vorleseopa – als erstes präsentierte. 

Vorher gibt Maar seinen über ein hundert Zuhörern plaudernd Erläuterungen. Er habe sich das bekannte Märchen vom gestiefelten Kater vorgenommen, um es „neu zu erzählen“. In einem ersten Versuch habe er das „a“ in ein „ö“ verwandelt. So sei aus dem „gestiefelten Kater“ ein „gestiefelter Köter“ geworden. Das habe ihm aber nicht gefallen. Im zweiten Versuch habe er vor den „Kater“ den Buchstaben „S“ gesetzt. Den nun entstandenen „gestiefelten Skater“ habe er Adelbert genannt. Bald sei dieser zu einem perfekten Skateboard-Artisten geworden, wie Maar nun aus seinem neuen Buch vorliest. In der Geschichte verliebt sich Skater Adelbert in die hübsche Katze Ramira, besorgt sich über Umwege schöne Stiefel, doch alles ist am Ende vergebens, denn Ramira ist bereits nach Paris abgereist.  

Weiter geht es dann mit drei Geschichten in einer Geschichte in „Der Fön, der Ofen und die Milch“. Da wird der „goldener Haarfön“ der Prinzessin Elli von einer Fee auf skurrile Weise in ein Telefon verwandelt und ein Koch erzählt die Geschichte von seinem Kohleherd, der – nach eingehender Beratung in der Küche mit seinem Freund, dem Wasserkessel – ins Kino geht, um sich einen Film über „Coole Kerle auf heißen Öfen“ anzuschauen; enttäuscht verlässt er den Kinosaal vorzeitig, weil die „Öfen“ sich als Motorräder herausstellen. 

Lustig und urkomisch danach auch Maars Verwandlung des Märchens von „Schneewittchen“. „Was haben die Zwerge wirklich gesagt?“ fragt Maar seine kleinen und großen Zuhörer, als jene entdeckten, dass ein fremder Gast in ihr Häuschen eingedrungen war. Autor Maar verrät es augenzwinkernd: „Wer hat mein Tellerchen zerschnitten?“ oder „Wer hat in mein Bettchen gepinkelt?“ Nach gut einer Stunde beendet Paul Maar auf dem Marktplatz seine Lesung und signiert geduldig seine Bücher, wobei er unterstreicht, dass er selbstverständlich nicht nur die vor Ort gekauften persönlich signiert, sondern „auch die, die ihr von zu Hause mitgebracht habt.“

Der Beitrag verfällt zur festgelegten VERFALLSZEIT am VERFALLSDATUM.

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