Hat der Mensch das Recht, die Welt nach seinen Bedürfnissen zu formen?

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Hat der Mensch das Recht, die Welt nach seinen Bedürfnissen zu formen?

BUTZBACH. Das Foto zeigt Lothar Jung, Geschäftsführer der Stiftung Kultur und politisches Bewusstsein, die Regisseurin von „The Whale and the Raven“ Mirjam Leuze und Moderator Michael Krause im Kino Butzbach. Text + Foto: win

Mirjam Leuze wirft mit Dokumentarfilm „The Whale and the Raven“ im Butzbacher Kino Fragen auf

BUTZBACH (win). Anlässlich des hessischen Dokumentarfilmtages wurde im Capitol-Kino in Butzbach  auf Initiative der Stiftung Kultur und politisches Bewusstsein der Dokumentarfilm „The Whale and the Raven“ der Filmemacherin Mirjam Leuze gezeigt. Der Film porträtiert zwei Walforscher in Kanada vor dem Hintergrund einer geplanten Tankerroute für LNG-Gas in einem von Walen besiedelten Gebiet an der kanadischen Westküste. Lothar Jung, Geschäftsführer der Stiftung, hat es ermöglicht, in Kooperation mit Kinobetreiber Ralf Bartel, den Film ins Butzbacher Kino zu holen. 

Sind Wale Individuen mit der Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung und Intelligenz? Janie Wray und Hermann Meuter sind fest davon überzeugt. Seit 15 Jahren dokumentieren die beiden Wal-Forscher das Verhalten von Orcas, Buckel- und Finnwalen an der Westküste Kanadas. 70 Meilen von ihren Forschungsstationen entfernt liegt die kleine Küstenstadt Kitimat. Hier wird eine gigantische Exportanlage für Flüssiggas (LNG) geplant. Auf Supertankern soll das Gas nach Asien exportiert werden. Was die Tankerroute für die Wale bedeuten wird, ist nicht absehbar. Auch die Gitga’at First Nation (einer der 14 Stämme der Tsimshian-Nation in British Columbia), die in dem kleinen Ort Hartley Bay leben, haben sich nach einem zehnjährigen Kampf dem Druck von Industrie und Regierung gebeugt. Sie haben zugestimmt, dass zukünftig Hunderte von Supertankern durch die Fjorde ihres Territoriums fahren. Nah dran an den beiden Walforschern Meuter und Wray gibt der Film einen tiefen Einblick in ein einzigartiges Biotop.

Was passiert mit der Natur, wenn schnöde Profitgier regiert? Im Anschluss an den Film stellte Regisseurin Mirjam Leuze sich den Fragen des Moderators Michael Krause sowie der Zuschauer. Es wurde intensiv diskutiert, zum Beispiel über die industrielle Nutzbarmachung des Meeres, die im krassen Gegensatz dazu steht, das Meer als Nahrungsquelle langfristig zu erhalten. In ihrem Film wirft sie die Frage auf, ob Menschen das Recht haben, die Welt ausschließlich nach ihren Bedürfnissen zu formen. Was wäre, wenn Selbstwahrnehmung, Mitgefühl und Denken nicht ausschließlich menschliche Fähigkeiten wären? Leuze ist Filmkünstlerin und „Botschafterin der Sache“ zugleich, wie sie selbst sagt. Sie möchte auf eine bestimmte Art und Weise etwas erreichen. Deshalb sind ihre Bildwelten zwar einerseits magisch, intensiv und beeindruckend, doch andererseits bewusst in trister Farbgebung gehalten. Die Zuschauer verließen beeindruckt und nachdenklich den Kinosaal. Der Film wird in ihren Köpfen sicher noch lange nachhallen.

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