Bauunternehmen Hildebrand und VOS Schott erhalten Prädikat „Zukunftsfähige Arbeitskultur“
BUTZBACH (pm/thg). 40 Unternehmen erhielten in einer Online-Veranstaltung am Dienstag das Prädikat „Zukunftsfähige Arbeitskultur“ des Bundesarbeitsministeriums. Staatssekretär Björn Böhning vertrat Arbeitsminister Hubertus Heil, der wegen des G20-Gipfels per Videobotschaft teilnahm. Hessen gilt im Programm als „Musterregion“ mit zehn beteiligten Organisationen. Darunter sind aus Butzbach das Bauunternehmen Hildebrand und die VOS Schott GmbH aus Nieder-Weisel. Beide werden begleitet von Elisabeth Wissler aus Butzbach.
Im Rahmen der Initiative „Neue Qualität der Arbeit“ (Inqa) entschieden sich die Unternehmen, den Wandel der Arbeitswelt auf ihr Unternehmen zugeschnitten zu übertragen. Unter dem Motto „Kulturwandel –Arbeit gemeinsam gestalten“ optimierten Führungskräfte und Beschäftigte gemeinsam Arbeitsprozesse und Personalstrategien. Eigens geschaffene Projektgruppen in den Betrieben kümmerten sich um vielfältige Aufgaben wie zum Beispiel bei Hildebrand um den Aspekt des „Stressmanagements“.
„Die Menschen haben Lust, an den Veränderungsprozessen mitzuwirken“, sagte Wissler in der Veranstaltung. Nur die Betriebsangehörigen wüssten, welche Maßnahmen wichtig und relevant seien. Dies erhöhe dann auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Maßnahmen umgesetzt und akzeptiert werden. Im Verlauf der Beteiligung in den Unternehmen stellten die Geschäftsführer fest, dass Belegschaft und Leitung in die gleiche Richtung wollten und nicht Einzelinteressen verfolgen. „Das setzt Energie und Motivation frei.“
Der Kulturwandel-Prozess widmet sich unter anderem aktuellen Herausforderungen wie Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt. Maßnahmen umfassen unter anderem flexiblere Arbeitszeitmodelle, den Einsatz interner Coaches und offener und abteilungsübergreifender Beteiligungsmöglichkeiten. In vielen ausgezeichneten Organisationen steigern ein neues Führungsverständnis und ein verbesserter Wissenstransfer die Arbeitsqualität sowohl der Führungskräfte als auch der Beschäftigten.
VOS Schott arbeitete an fast zehn Maßnahmen, um die Unternehmenskultur sowie die Arbeitsbedingungen zukunftsorientierter zu gestalten. Ein besonderes Augenmerk lag auf der Entwicklung und Umsetzung der internen Organisationsstruktur und der damit verbundenen Einführung „agiler Arbeitsprozesse“. Aufgrund jahrelanger Prozess-erfahrung handelte das Unternehmen insbesondere im Bereich der Arbeitssicherheit schnell. Einer intensiveren Bearbeitung bedurfte es bei den aufbau- und ablauforganisatorischen Maßnahmen. Diese interne Weiterentwicklung mithilfe des Inqa-Prozesses bewertet Geschäftsführerin Angelika Freier als sehr positiv: „Die gemeinsame Auseinandersetzung mit allen Bereichen des Prozessmanagements hat den Blick und die Wahrnehmung für objektive und individuelle Pro-
bleme entwickelt sowie die Kommunikation im Team trainiert.“
Im Bauunternehmen Hildebrand waren konkrete Ziele und Wünsche des Chefs sowie des gesamten Teams Ergebnisse der ersten Zusammenkunft: zufriedenere Mitarbeiter, klare Zuständigkeiten, optimierte Prozesse und somit ein besserer Außenauftritt des gesamten Unternehmens. Unangenehmere Themen wurden angesprochen, die zuvor vermieden wurden. „Es war ein sehr offener Dialog auf Augenhöhe“, so Frank Hildebrand, Geschäftsführer des Bauunternehmens in fünfter Generation.
Das Handwerk und insbesondere die Baubranche hat stark mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Auch sei es zunehmend schwerer, fähige Beschäftigte langfristig zu halten, sagt Hildebrand. „Deshalb ist es heute wichtiger denn je, sich gut um seine Mitarbeiter zu kümmern.“
Um Klarheit zu schaffen, verfassten die Verantwortlichen zum Beispiel für jede Stelle eine Stellenbeschreibung und verschriftlichten, wer für welchen Bereich zuständig ist. Auch wünschten sich die Mitarbeiter einen besseren Wissenstransfer sowie eine transparentere Organisation, mit der Beschäftigte teamübergreifend mehr lernen konnten. „Wir haben sichergestellt, dass nicht nur ein Mitarbeiter sich im Gebiet auskennt, sondern mindestens zwei“, sagt Hildebrand. Fällt seitdem jemand aus, sind Vertretungen deutlich geklärt – was Mitarbeiter langfristig entlastet.
„Das Ganze ist und bleibt ein Prozess.“ Nur, wenn er und sein gesamtes Team stetig aktiv die Kultur mitdenken, könne sein Unternehmen und seine Branche die neuen Herausforderungen nachhaltig meistern, so Hildebrand. Und das sei ihm wichtig, unter anderem, weil seine Kinder bereits heute planen, das Unternehmen langfristig als sechste Generation zu übernehmen.