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Ihr Lebenswerk ist die Beaglelaborhilfe

CLEEBERG. Gisela Wertich und Noelle im Herbst 2009. Die beiden waren ein Herz und eine Seele. Fotos: ikr

Heute feiert Tierfreundin Gisela Wertich in Cleeberg ihren 80. Geburtstag

CLEEBERG (ikr). „Laborbeagle suchen ein Zuhause! Haben Sie noch ein Plätzchen frei?“ Mit dieser Frage wirbt Gisela Wertich aus Cleeberg seit vielen Jahren dafür, Laborhunde aus Tierversuchen in liebevolle Hände zu vermitteln. Für ihr großes Engagement erhielt die Tierfreundin 2008 den Hessischen Tierschutzpreis des Hessischen Ministeriums für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Heute feiert die langjährige 1. Vorsitzende und heutige Vizevorsitzende des Vereins „Laborbeaglehilfe“, die auch regionale Ansprechpartnerin ist, ihren 80. Geburtstag. 

Am 21. April 1943 in Saarlouis geboren, lebte die Kauffrau, die zuletzt mit einem Büro- und Schreibservice selbstständig war, viele Jahre mit ihrem Mann in Frankfurt. Seit 1990 ist Cleeberg ihre Heimat. Ihr Mann verstarb 2008. Bereits seit den 1980er Jahren engagiert sie sich für den Tierschutz.„1984 bekam ich meinen ersten Beagle, den habe ich als Welpen aus schlechter Haltung für viel Geld freigekauft, Bonny hat mich 14 Jahre begleitet“, erinnert sich die sympathische Tierfreundin an ihre erste Begegnung mit dieser Hunderasse. 

„Wenn für Tierversuche Hunde benötigt werden, sind es in der Regel Beagle, denn sie sind ausgesprochen freundlich, zugleich sehr robust und können als Meutehunde gut im Rudel leben.“ So stieß Gisela Wertich zur „Laborbeaglehilfe“. Ihr erster Laborbeagle war Sarah, „die war sieben Jahre, als sie abgegeben wurde“. Dann kam Ida mit neun Jahren und anschließend Noelle. „Ich habe meine Beagle immer nacheinander angeschafft, es ist aber auch kein Problem, mehrere Beagle gleichzeitig zu halten“, erklärt die Vermittlerin. Nach Noelle übernahm die Cleebergerin zwei bereits ältere Beagle aus dem Tierheim in Butzbach. „Tinka und Gipsy waren zwei richtig nette Hunde“, erinnert sie sich, den beiden war jedoch nur rund ein Jahr bei Gisela Wertich beschieden, erst verstarb Tinka an Herzversagen, ein halbes Jahr später Gibsy an Nierenversagen. „Danach wollte ich eigentlich keinen Hund mehr, auch aus Altersgründen.“ Als Laborbeagle Meta als neunjährige Hündin dann vermittelt werden sollte, wurde Gisela Wertich noch einmal schwach. Seit vier Jahren bereichert die Hündin nun ihr Leben. 

 

CLEEBERG. Die Laborbeagle sind freundlich und fühlen sich in der Meute wohl.  Foto: ikr

Was sind eigentlich Laborbeagle? „Immer wieder stelle ich fest, dass viele Menschen überhaupt nicht wissen, was ein Laborbeagle ist, sie haben noch nie davon gehört.“ Deshalb ist dem Verein, der 2007 gegründet wurde, deutschlandweit und darüber hinaus agiert und aktuell rund 160 Mitglieder hat, Aufklärungsarbeit ganz wichtig. 

Bis heute hat der Verein rund 2800 ehemalige Laborhunde in geeignete Familien vermittelt. „Unsere Arbeit ist völlig legal und seriös“, betont Gisela Wertich. „Einige Labore und Forschungsinstitute haben sich bereit erklärt, gesunde Hunde nach Abschluss der Versuchsreihen über Tierschutzorganisationen abzugeben, denn dann sind die Hunde für diese Unternehmen nicht mehr brauchbar.“ Das ist der Zeitpunkt, an dem Gisela Wertich und weitere Teammitglieder der „Laborbeaglehilfe“, aktiv werden: „Wir holen Tiere in ganz Deutschland ab und vermitteln sie in liebevolle Familien, mit der Zielsetzung, dass sie eine Chance bekommen, ein zweites, schöneres Leben zu verbringen. Es sei allerdings immer wieder eine Gratwanderung, in Kooperation und ohne Konfrontation mit den Unternehmen zu agieren“, weiß sie und erklärt, dass der Verein sehr daran interessiert sei, das Vertrauensverhältnis zu den kooperierenden Firmen nicht zu zerstören: „Es hat sich in deutschen Labors auch schon vieles verbessert, aber solange der Gesetzgeber Tierversuche erlaubt, wird das Thema aktuell bleiben.“ 

Die meisten Laborhunde sind gesund und zwischen ein und acht Jahren alt, wenn sie freigeben werden. „Man muss sie in ihr neues Leben begleiten, sie kennen und können nicht viel, wenn sie das Labor verlassen, oft sind sie ängstlich und nicht stubenrein“, sagt Gisela Wertich. Auch benötigen sie als Jagdhunde viel Auslauf: „Sie sind nichts für Stubenhocker.“ Aber zum Glück sei es zum Lernen nie zu spät und die Erfahrungen zeigten, dass auch ältere Tiere sehr wohl in der Lage seien, sich nach kurzer Zeit zu ganz normalen Hunden zu entwickeln. 

Der Verein sucht immer zeitlich begrenzte Pflegestellen, in denen die Tiere bis zur Vermittlung untergebracht werden. Denn die Hunde müssen erst behutsam und geduldig an ein normales Alltagsleben herangeführt werden. Sie sind oft nicht stubenrein, müssen deshalb anfangs oft raus, sind schreckhaft und müssen erst lernen, an der Leine zu gehen. Kosten wie Steuern und Versicherung und nach Absprache Tierarzthonorare werden vom Verein übernommen, ggf. auch Futterkosten. 

Auch Patenschaften sind erwünscht, die Paten überweisen monatlich eine beliebige Summe für einen bestimmten Hund. Sie bekommen eine Urkunde und regelmäßig Informationen über ihren Schützling. „Auf diese Weise übernehmen sie Verantwortung für ein Tier und ermöglichen ihm für die letzten Jahre einen warmen, fürsorglichen Platz, auch wenn sie es selbst nicht bei sich aufnehmen können.“ 

Die aufnehmenden Familien werden zuvor sorgsam ausgesucht und das Vereinsteam steht dauerhaft mit seinen regionalen Ansprechpartnern zur Verfügung. Der Verein nimmt seine Vermittlungsarbeit sehr ernst, wobei ihm transparente Strukturen wichtig sind. Neben individueller Beratung veranstaltet er auch regelmäßig regionale und überregionale Treffen. 2022 wurde außerdem eine Sachspendenaktion ins Leben gerufen, die Hunden in Südosteuropa zugute kommen soll. 

Im Internet: www.laborbeaglehilfe.de, Spendenkonto: Laborbeaglehilfe e.V. IBAN: DE55 5405 0220 0000 5228 39, BIC: MALADE51KLK,  Kreissparkasse Kaiserslautern 

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