Philipp Brücher aus Butzbach tritt heute Abend in Fernsehshow „The Voice of Germany“ vor Jury auf
BUTZBACH (thg). Wenn der Fernsehsender ProSieben heute die neue Folge von „The Voice of Germany“ ab 20.15 Uhr zeigt, ist auch ein Butzbacher auf der Bühne dabei: Philipp Brücher rappt vor der Jury in einer „Blind Audition“ – das heißt, die Profimusiker hören ihn nur, ohne ihn zu sehen. Drehen sich die Juroren um, erreicht der Kandidat die nächste Runde. Wie es für den 27-Jährigen ausgegangen ist, darf er vor der Ausstrahlung nicht verraten, wie er im Gespräch mit der BZ sagte.
Mit fünf Jahren interessierte sich Brücher für die Gitarren im Keller seines Vaters – als eines von fünf Kindern. Das war der Einstieg in die Musikerkarriere. Mit zwölf begann er Schlagzeug zu spielen und hatte seine erste Band mit anderen aus der Nachbarschaft. Drei Jahre später begann er, eigene Lieder zur Gitarre zu schreiben und zu texten, alles auf Englisch.
Nach dem Abi an der Weidigschule, mit Anfang 20, fing er an, zu rappen. „Ich habe gemerkt, das ist moderner und ich kann in den Liedern mehr erzählen“, berichtet er. Denn der schnell gesprochene Rap enthält letztlich viel mehr Wörter als die Liebessongs auf der Gitarre, die er früher machte. Und der Rap bietet ihm auch mehr Raum für Themen. „Das ist eine große Bandbreite“, weiß er aus Erfahrung. Seien es Texte „für meine Jungs“ zum Lachen oder auch ernste Sachen.
Unterlegt sind die Texte mit verschiedenen Beats. Die macht er nicht selbst, denn es kostet viel Zeit, sondern findet beispielsweise im Internet auf Youtube Stücke, die man verwenden darf. Auch ein Bekannter aus Gießen stellt ihm Stücke zur Verfügung. So holt er sich Eindrücke und Inspiration.
Wenn er seine Stücke schreibt, dann ist zuerst die Musik da. „Erst ist der Beat da, darauf schreibe ich dann den Text.“ Er notiert sich aber zwischendurch auch Texte ohne Musik, die er dann oft später verwendet.
Mit seiner ersten Band hatte er seinen ersten Auftritt bei einem Wettbewerb in der Butzbacher Gaststätte Wilhelmshöhe. Vor rund dreieinhalb Jahren organisierten dann Geschwister und Freunde ein Konzert für ihn in der Alten Turnhalle. Vor Familie und Freunden, etwa 80 Zuhörern, trat er dann mit drei, vier Leuten auf. Mit dabei sein Kumpel Mast, mit dem er dann weiter unterwegs war, unter anderem in der kleinen Gießener Bar „Lieblingsmensch“, open air in Bad Nauheim, zudem im Theater Alte Feuerwache und im Usa-Wellenbad. „Da haben wir schonmal in das Musikerleben hineinschnuppern dürfen.“ Zwei Rapper und ein DJ, dazu ein Kameramann und Brüchers kleiner Bruder sind seitdem zusammen unterwegs.
Zu sehen sind die Musikvideos dann auf Brüchers Youtube-Kanal. Dort ist er ebenso zu finden wie auf Social-Media-Kanälen. „Aber eine CD würde ich auch gern veröffentlichen.“ Das fände er eine „coole Sache“, die Scheibe mitsamt Cover dann in der Hand zu halten. Aber das „höchste der Gefühle“ sei bislang ein „Mixtape“ gewesen.
Zu „The Voice of Germany“ kam der Außendienstmitarbeiter für Sportplatz- und Plakatwerbung über seine Freundin Nelly. Nachdem der Rapper Sido im vergangenen Jahr in der Jury saß, hatte sie die Idee, ihren Freund für die aktuelle Runde anzumelden. Als er eines Tages nach Hause kam, erfuhr er, dass er nach Frankfurt zu den ersten Vorrunden eingeladen wurde. Er sei zwar ein „Schisser“, habe sich dann aber darüber gefreut.
Bei aller Nervosität überzeugte er die Vokal-Coaches in Frankfurt. „Deine Stimme gefällt uns gut“, war das ausschlaggebende Urteil, mit dem er in die Sendung nach Berlin fahren durfte, die morgen ausgestrahlt wird.
In die Hauptstadt begleitete ihn die ganze Familie. „Wir hatten an dem Wochenende richtig Spaß.“ Auf der „Riesenbühne“ der Fernsehshow zu stehen, sei „mega aufregend“ gewesen, er wollte am liebsten wieder umdrehen. „Aber ich habe mein Ding gemacht“, auch die Band sei „richtig gut“ gewesen. Und das Gespräch mit den Jurymitgliedern sei etwas Besonderes gewesen, auch wenn Sido nicht dabei war.
Einen eigenen Rap, konnte Brücher in der Sendung nicht auf die Bühne bringen. Aus der Bandbreite an Songs, die er eingereicht hat, wählte die Produktion „Jein“ von „Fettes Brot“ aus. „Ich habe meinen Auftritt selbst noch nicht gesehen“, sagt Brücher, der deswegen dann heute Abend auch vor dem Fernseher sitzen wird. Er stapelt tief: „Das war nicht mein bester Auftritt.“
Egal, wie sein Gastspiel bei „The Voice of Germany“ ausgeht, ist für Brücher klar, dass er seinen Weg weitergeht. Er freut sich schon darauf, wenn sich die Corona-Pandemie wieder legt und er auch wieder in der Region auftreten kann.