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In den letzten Kriegstagen gefallen

BUTZBACH. Viererblock einer AM-Post-Ausgabe, am Ersttag (19. März 1945) in Aachen gestempelt. Foto: bidmon

Günter Bidmon zum Kriegsende 1945 / Kriegsgräber in Nieder-Weisel / Alliierte geben „M“-Briefmarken aus

BUTZBACH. Auf dem Soldatenfriedhof in Nieder-Weisel ist auf einer Grabplatte zu lesen, dass der 18-jährige Heinz-Christian Altmann am 13. April 1945 in der Umgebung gefallen ist. Dabei war der Krieg eigentlich schon lange verloren; denn bereits am 20. Oktober 1944 hatten die vorrückenden Amerikaner die deutsche Großstadt Aachen eingenommen, hatten am 7. März 1945 bei Remagen den Rhein über die unzerstörte Brücke überquert; waren am 29. März 1945 (Gründonnerstag) die Panzer der 6. US-Panzerdivision in Butzbach eingefahren, womit für Butzbach (fünf Wochen vor der Kapitulation des Deutschen Reiches) der Krieg zu Ende war. 

Welch eine Tragik, dass in den Apriltagen trotzdem noch viele junge Menschen ihr Leben lassen mussten. 

Wie siegessicher die US-Führung bereits im Herbst 1944 war, zeigt, dass sie zu diesem Zeitpunkt schon genau plante, wie die eroberten Gebiete in der Zukunft verwaltet werden sollten. Unfassbar erscheint uns auch, dass schon im Herbst 1944 neue Briefmarken als Ersatz für die Hitlermarken in der US-Staatsdruckerei in Washington gedruckt und am 9. September 1944 auf dem Seeweg nach Europa und schließlich nach Deutschland gebracht wurden: sie gingen als „AM-Post-Briefmarken“ in die Philateliegeschichte ein. 

Als ich 1952 als Sextaner des Weidiggymnasiums anfing, Briefmarken zu sammeln, war ich auch bemüht, durch Tauschen den Satz der Briefmarken mit dem „gotisch anmutenden M im Zentrum“ vollständig zu bekommen: vor allem die große grüne Marke mit dem Wert „1 Reichsmark“ war nur schwer zu haben. Die Marken, die alle das gleiche Motiv hatten und sich nur durch die Wertangabe und die Farbe unterschieden, erschienen uns eher „langweilig“, ganz im Gegensatz zu den farbenfrohen Bildmarken der Französischen Zone, die mit bunten Landschaften und bekannten Persönlichkeiten geschmückt waren. 

Dass die Briefmarken mit dem „M“ bereits am 19. März 1945 im besetzten Aachener Postamt ausgegeben worden waren, wussten wir nicht und interessierte uns auch nicht; wir waren einzig von der „Sammelwut“ ergriffen. 

Erst heute, nach 75 Jahren, erfasse ich (nach Lektüre eines Jubiläumsartikels in der Postzeitschrift „postfrisch“) so richtig, dass in den von Alliierten besetzten Gebieten in und um Aachen bereits ein lokal begrenzter, aber zuverlässiger Postdienst gestartet war, während in Restgegenden des Deutschen Reiches noch gekämpft und gestorben wurde. Diese „AM-Post-Briefmarken“ waren somit die ersten Briefmarken, die schon vor dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur im bereits besetzten Deutschland („Bizone“: amerikanische und britische Zone) verwendet wurden. Jetzt weiß ich auch: das „AM“ bedeutet „Allied Military“, zu Deutsch „Alliiertes Militär“, auch als „Alliierte Militärpost“ zu verstehen. Am 3. September 2020 wird aus Anlass des Jubiläums „75 Jahre AM-Post-Marken“ eine den postalischen Neuanfang Deutschlands würdigende Gedenkmarke erscheinen.  

Günter Bidmon

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