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13. September 2021In Ebersgöns gewinnt Zapfenpflücker hochwertiges Weißtannen-Saatgut
EBERSGÖNS. Der Zapfenpflücker Werner Sennert hat im Ebersgönser Wald Zapfen von Weißtannen zur Gewinnung von wertvollem Samen für die nachhaltige Aufforstung des Waldes gepflückt. Mit Steigeisen, Helm, Sicherungsgurten und einem Sicherungsseil ist er bis in die Baumwipfel geklettert. Text + Fotos: pa
Ernte in den Baumwipfeln dient zur Aufforstung / Hessen Forst organisiert Arbeit von Werner Sennert
EBERSGÖNS (pa). Ein nicht alltägliches Ereignis war in diesen Tagen im Ebersgönser Wald zu bestaunen. Der Zapfenpflücker Werner Sennert kletterte dort auf die hohen Weißtannen. Sein Auftrag war es, deren Zapfen zu ernten, um aus den Baumwipfeln Saatgut für die Pflanzung neuer Bäume zu gewinnen.
Die Zapfen werden gepflückt, um die Samen für einen nachhaltigen Aufwuchs aus der Natur zur Aufforstung des Waldes zu gewinnen. Die Zapfen müssen daher geerntet werden, bevor der Samen ausfällt, das heißt im grünen Zustand, also wenn der Zapfen noch am Baum steht.
Der Staatsforst entscheidet, welche Baumbestände dafür geeignet sind und erteilt die Freigabe für die Samensammlung. Der Baumbestand muss mindestens ein Alter von 40 Jahren haben, um die Zulassung zur Saatgutnutzung zu bekommen. Von jedem Baum werden zehn Zapfen geerntet. Die geernteten Zapfen müssen nach der Ernte sorgfältig behandelt und kühl gelagert werden, um das Saatgut zu erhalten. Die Keimfähigkeit des geernteten Samens wird dann im Labor festgestellt. Bei einem gesunden Baumbestand liegt sie bei 80 bis 90 Prozent.
Über das Ergebnis der Prüfung erhält der gewonnene Samen ein Stammzertifikat, also eine Geburtsurkunde, die das Saatgut und die spätere Pflanze auf seinem weiteren Weg begleitet. So könne später nachvollzogen werden, welche Samen eingebracht wurden und ob sie gut gedeihen. Üblicherweise wird das Saatgut in der Region unter gleichen Bedingungen ausgesät.
Revierleiter Oliver Schneider vom Forstamt Weilrod betreut diese Aktion im Ebersgönser Wald bei Hessen Forst für den Waldeigentümer, die Stadt Butzbach. Er hat die Organisation übernommen und kontrolliert die vorschriftsgemäße Ernteaktion und die Einhaltung der Bedingungen zur Gewinnung nachhaltigen Saatguts.
Im Ebersgönser Wald ist der Weißtannenbestand für die Gewinnung von Saatgut geeignet. Der Bestand dort hat ein Alter von knapp 120 Jahren und ist auch ein anerkannter Weißtannenbestand, der sich als qualitativ hochwertiger Samenlieferant eignet.
Sennert ist in die rund 30 Meter hohen Weißtannen mit Steigeisen und Sicherungsseil gestiegen und hat die Zapfen im Baum geerntet. In der Baumkrone angekommen, sichert er sich doppelt ab. Sennert zieht dann die Äste mit einer Bambusstange zwei, drei Meter zu sich und erntet die Zapfen ab und füllt sie in einen Sack, den er mit sich trägt. Er war zwei Woche zusammen mit seiner Ehefrau Salome tätig, die ihn bei der Sortierung der Zapfen und der Dokumentation und Aufzeichnung der notwendigen Daten unterstützt.

Die beiden land- und forstwirtschaftlich interessierten und erfahrenen Ebersgönser Bernd Schindel (l.) und Helfried Arnold (m.) unterhielten sich in einer kurzen Pause mit dem erfahrenen Zapfenpflücker Werner Sennert (r.). Er berichtete über seinen seltenen und nicht ganz ungefährlichen Beruf. Es gibt noch fünf hauptberufliche Zapfenpflücker in Deutschland.