Initiative will mit betreuten Schlägen Taubenproblem in Butzbach lösen

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Initiative will mit betreuten Schlägen Taubenproblem in Butzbach lösen

BUTZBACH. Am Marktplatz in Butzbach, am Bahnhof und am Kaufhaus in der Weiseler Straße (Foto) sind die „Hot­spots“ der Stadttauben. Die Initiative „Columba Livia“ hat Ideen, um die Population unter Kontrolle zu bringen.

Ehrenamtliche vom Verein Columba Livia Mittelhessen starten mit Zählung / Tierheim unterstützt Ziele

BUTZBACH (thg). Stadttauben haben einen schlechten Ruf, die Bezeichnung „Ratten der Lüfte“ ist gängig. Die Stadttaubeninitiative Mittelhessen „Columba Livia“ will dies ändern, denn die Aktiven sind davon überzeugt, dass mit der richtigen Betreuung der wild lebenden Vögel Probleme wie zum Beispiel ätzender Kot gelöst werden können.

Die Butzbacherin Annegret Maas, eine der beiden Vorsitzenden von Columba Livia, das ist der lateinische Name der Felsentaube, erläuterte im Gespräch mit der BZ, was die Initiative vorhat. Sie hatte sich vom Ornithologen Professor Peter Berthold beraten lassen. Hanne Kolb, Vorsitzende des Tierschutzvereins Butzbach und Umgebung, schilderte, dass das Tierheim die Pläne unterstützt, nicht zuletzt, weil vermehrt verletzte Tauben im Tierheim abgegeben würden – etwa 20 Vögel im Jahr.

Ziel der Initiative ist es, betreute Taubenschläge in der Stadt einzurichten. Sie würden dann von Ehrenamtlichen betreut. Entsprechende Standorte müssten gefunden werden, sei es in bereits bestehenden Gebäuden, sei es in zusätzlich zu errichtenden Schlägen. Das „Augsburger Modell“ gilt dabei als Vorbild. Das Tierheim könnte einen Beitrag leisten, indem es eine Voliere bereitstellt für flugunfähige Tauben, die nicht mehr ausgewildert werden können.

„Man muss mit den Tieren und ihren Instinkten arbeiten“, sagt Maas. Die Tauben hielten sich dort auf, wo sie Nahrung finden wie zum Beispiel in der Innenstadt weggeworfene Essensreste. Zudem seien sie standortgebunden und hätten ihr Nest immer an derselben Stelle. Wichtig zu wissen sei, dass den Tauben der Brutzwang angezüchtet sei. Das heißt, dass sie die gelegten Eier auch ausbrüten. Gäbe es betreute Schläge, könnten dort die Ehrenamtlichen die echten Taubeneier in beispielsweise Gipseier austauschen und so die Populationsgröße unter Kon-
trolle halten.

Ein weiterer positiver Effekt wäre dann, dass der Kot vorwiegend in diesen Taubenschlägen bleibt. Denn die Tiere erhielten dort auch zuverlässig Futter, mit dem sie zunächst auch in den Schlag gelockt würden. Maas führte aus, dass die Futterversorgung insofern wichtig sei als speziell der aggressive „Hungerkot“, der bei mangelndem oder nicht artgerechtem Futter wie zum Beispiel Essensreste in der Fußgängerzone, entstehe.

Dem Fütterungsverbot, das in der Stadt Butzbach gilt, steht Maas mit ihrer Initiative daher derzeit kritisch gegenüber. Denn die Tauben würden weiter brüten, einen Mechanismus, wonach die Tiere bei unzureichendem Nahrungsangebot nicht legen und brüten, gebe es nicht. Das Verbot habe womöglich erst einen Sinn, wenn betreute Schläge bestehen und damit die wilde, unkontrollierte Fütterung ausbleiben könne. Derzeit sei es aus Sicht des Tierschutzes eher „tragisch“, die Tiere verhungern zu lassen. Alle Versuche der Vergrämung schlügen letztlich fehl. Zudem seien sie meist aufwändig und teuer. Schutzmaßnahmen wie Spikes oder Netze müssten gepflegt werden, sie seien mit unter auch tierschutzrechtlich bedenklich.

Dass den Vögeln überhaupt der Brutzwang angezüchtet wurde, hat historische Gründe. Denn in früheren Zeiten standen Tauben auch auf dem Speiseplan. Auch wenn dies längst nicht mehr so sei, das Legen bleibe für die Tiere weiter „existenziell wichtig“, so Maas. Als Brieftauben werden die Tiere von Züchtern geschätzt. Wenn sie vom Weg abkommen und stranden, würden sie aber geradezu abgeschrieben, wie Kolb erfuhr. Wegen einer beringten Fundtaube hatte sie einen Züchter in Nordrhein-Westfalen kontaktiert, der aber kein Interesse mehr an dem Tier gehabt habe. Bedenklich sei auch der Hochzeitsbrauch, weiße Tauben fliegen zu lassen.

Für die Umsetzung ihrer Initiative in Butzbach ist zunächst eine Taubenzählung geplant. Sie soll am 12. Februar stattfinden. Geschätzt seien es derzeit 200 bis 300 Tauben in der Stadt. Sinnvoll könnten drei Schläge sein, und zwar an drei Hauptpunkten. Derzeit sind die Tiere meist auf dem Marktplatz, am Drogerie-Kaufhaus in der Weiseler Straße und am Bahnhof versammelt.
Die Kosten zur Errichtung eines Schlags können laut Maas unterschiedlich ausfallen. Sie richten sich nach Größe, vor allem aber Standort und Beschaffenheit des Schlags. Einen Dachboden als Schlag zu verwenden, sei die kostengünstigste Lösung mit etwa 1500 Euro. Ein Schlag, der komplett errichtet werden muss, könne zwischen 10 000 und 30 000 Euro kosten. Die laufenden Kosten lägen bei monatlich 70 bis 80 Euro, seien also „übersichtlich“.

Nach der Bestandsaufnahme will die Initiative weitersehen. Sie will dann um Unterstützung werben. Auch mit der Stadt und den politischen Parteien in Butzbach soll Kontakt aufgenommen werden. Auch Informationsveranstaltungen unter anderem zusammen mit dem Tieheim und das Anwerben von Spenden und Sponsoren sind weitere Schritte.
Informationen gibt es auch im Internet unter https://columba-livia.de.

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