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Inzwischen an lange Hosen gewöhnt

SCHÜLERAUSTAUSCH – Dario Bergmann geht nach fünf Monaten Weidigschule zurück nach Australien

BUTZBACH (thg). Fünf Monate an der Weidigschule enden nun für einen australischen Austauschschüler. Nun zog der 15-Jährige eine kleine Bilanz, und zwar in fließendem Deutsch. Doch ist das nicht etwa ein Wunder, stammt Dario Bergmann doch aus Deutschland. 

„Ich bin in Hamburg geboren. Als ich zwei Jahre alt war, gingen meine Eltern nach Australien“, berichtete er gestern im Gespräch mit der BZ. Hinzu kommt, dass er Verwandte in Deutschland hat, die er im Schnitt einmal im Jahr mit seinen Eltern zusammen besucht. Darunter ist auch seine Tante, die in Butzbach lebt und bei der der 15-Jährige während seines Lernaufenthalts wohnt. 

„Es war schon länger geplant, dass ich auch eine Zeit in Deutschland verbringe“, sagte Bergmann zur Motivation. Die familiären Beziehungen erleichterten dies. In Australien lebt er in Newcastle, einer Stadt circa zwei Autostunden nördlich von Sydney. Aber das ist in dem großen Land keine wirklich große Entfernung. Dort besucht er eine High School, in der es strenger zugeht als auf einem hessischen Gymnasium. 

Ein Element, auf das geachtet wird, ist die Schuluniform. Sie besteht aus einem kurzärmligen blauen Hemd und einer kurzen schwarzen Hose. Dazu sind eigentlich schwarze Lederschuhe Pflicht. Bergmann trägt aber gern schwarze Sportschuhe mit einem weißen Marken-Logo. Viele Lehrer lassen das durchgehen. Aber prinzipiell werden Verstöße gegen die Uniform-Vorschriften mit einer Art Nachdenk-Pause bestraft. 

Weitere Unterschiede sind die Unterrichtsfächer. In Deutschland werden mehr Fremdsprachen unterrichtet. „Powi“ gibt es in Australien nicht, und die Naturwissenschaften bilden nur ein Fach. Mehr Sport gibt es in Australien, aber meist Fußball und Rugby, womit weniger Aufwand notwendig ist als in Deutschland, wenn etwa für das Turnen Geräte aufgebaut werden müssen. Und hierzulande ist der Unterricht früher beendet. Als Wahlpflichtfach belegt der 15-Jährige in der Heimat unter anderem Ingenieurwesen. Deutsch möchte er im Abi machen. Was sein berufliches Ziel ist, hat er noch nicht festgelegt. 

Außerdem hat Bergmann festgestellt, dass die Weidigschule in einem besseren baulichen Zustand ist als seine zu Hause. In Australien sind Handys im Unterricht nicht verboten – zu Recherchezwecken. Auch Laptops können die Schüler mitbringen – darüber finden sie ihr Material, anstatt schwere Bücher mitzuschleppen. 

Auf australische Gewohnheiten musste der Austauschschüler wenig verzichten. In Frankfurt gibt es ein Geschäft, das Produkte aus dem Land verkauft. Unter anderem hat er Mitschüler und Lehrer für „Vegemite“ interessiert, ein in Australien überaus beliebter Brotaufstrich. Dieser Hefeextrakt ist  zum Frühstück sehr beliebt. Andersherum freut sich der Schüler darüber, dass er in Deutschland Sprudelwasser trinken kann, zu Hause gibt es in aller Regel stilles Wasser. Und er hat sich nun lange Hosen für den Winter zugelegt, was er bislang nicht gewohnt war. Denn auch wenn im australischen Winter die Temperaturen auf bis zu zwei Grad sinken könnten, lägen die niedrigsten Tageswerte bei etwa 17 Grad. „Das Klima ist extrem warm und trocken. Und man bekommt sehr schnell einen Sonnenbrand.“ 

In seiner Freizeit hat er Verschiedenes mit seinen Verwandten und Schulkameraden unternommen. Unter anderem hat er auch mehrfach Frankfurt besucht. Nach Hamburg, in seine Geburtsstadt, ist er mit dem Fernbus gefahren. Wegen der großen Verspätungen war dies eine besondere Erfahrung. Auch dort hat er Verwandtschaft. 

„Für die Weidigschule stellt der Schüleraustausch eine sehr große Bereicherung dar“, unterstrich Koordinator Matthias Lepper. Regelmäßig kämen Schüler „aus allen Ecken der Erde“ ans Butzbacher Gymnasium, oftmals aus Mittelamerika. Im vergangenen Jahr sei es außergewöhnlich gewesen, dass gleich zwei Australier an der Schule gewesen seien, Bergmanns Mitstreiter ist aber bereits vor wenigen Wochen abgereist (die BZ berichtete). Für die Mitschüler sei dies auch eine besondere Zeit gewesen, unter anderem hätten die Australier ihnen in einem Quiz ihr Land vorgestellt. 

Am kommenden Dienstag tritt Bergmann die Heimreise an. Dann sind dort noch Ferien. Auch nach den vielen Eindrücken aus fünf Monaten Deutschland am Stück wird er wohl den Daheimgebliebenen vertraut sein, denn, so seine Einschätzung: „Ich bin gleich geblieben.“

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