Kindergarten „Zauberwald“ Ebersgöns soll zertifizierte Kneipp-Kita werden 

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Kindergarten „Zauberwald“ Ebersgöns soll zertifizierte Kneipp-Kita werden 

BUTZBACH. Kneipp-Vertreter Dr. Lutz Ehnert (l.) überreichte Bürgermeister Michael Merle die 20-Euro-Kneipp-Münze als Dank für die Unterstützung bei der Umsetzung des Kneipp-Konzepts in Butzbach.  Text + Fotos: thg 

Dr. Lutz Ehnert zum „Startschuss“ für Vorhaben / Viele Elemente bereits Bestandteil im Alltag der Kinder

BUTZBACH (thg). Als Startschuss für den Weg zur Kneipp-Zertifizierung der städtischen Kita „Zauberwald“ in Ebersgöns bezeichnete Dr. Lutz Ehnert gestern ein Treffen in der Betreuungseinrichtung. Der Kneipp-Landesvorsitzende und Vorsitzende des Kneipp-Vereins Bad Nauheim berichtete, dass die Vorbereitung auf die Vergabe des Zertifikats etwa ein Jahr benötige. In der Kita Ebersgöns spielt das Naturerleben im Sinne Kneipps aber bereits länger eine Rolle im Alltag der Kinder. 

Hintergrund des Vorhabens ist die Umsetzung des Kneipp-Leader-Projekts in Butzbach, wie André Haußmann und Dr. Andrea Soboth erläuterten. Sie koordinieren das Projekt. Nachdem in den Stadtteilen etwa spezielle Liegen oder auch Hochbeete und Wasseranwendungsmöglichkeiten geschaffen wurden, soll nun Kneipp auch in die „Lebenswelten“ Kita und Schule Einzug halten. 

In der Ebersgönser Einrichtung gibt es beispielsweise schon Kräuterbeete, es wird Marmelade gekocht und Kürbisse direkt vom Feld geholt, ferner gibt es Entspannung mit Kinder-Yoga und in der Hängematte sowie unter anderem das Erleben der Stille und besonderen Geräuschkulisse im Wald. Das berichtete Kita-Leiterin Petra Schindel, die das naturnahe Erleben fördert, ebenso Regionalität und Nachhaltigkeit. Vor Beginn ihrer Tätigkeit in Ebersgöns Anfang 2020 arbeitete sie im Waldkindergarten in Hausen-Oes. „Sie lebt das mit den Kindern“, bestätigte Karin Spieß von der Stadtverwaltung das Engagement der Leiterin. 

Einzig das Thema Wasser, neben Ernährung, Balance, Heilpflanzen und Bewegung eine der fünf Säulen der Kneippschen Lehre, gilt es noch etwas auszubauen. Zu Demonstrationszwecken waren drei Wassergefäße aufgestellt, in denen Ehnert das erfrischende Armbad vorführte. Alternativ zu solchen mobilen Lösungen könne auch ein festes Armbad errichtet werden, eventuell auch mit Zuschuss der Kneipp-Organisation. 

BUTZBACH. Mit den Kita-Kindern Leila und Niklas demonstrierte Dr. Lutz Ehnert im Beisein von Kita-Leiterin Petra Schindel (r.) und Kindergartenkoordinatorin Karin Spieß in der Ebersgönser Kita „Zauberwald“ das Armbad nach Kneipp. Foto: thg

Denn wenn die Ebersgönser Kita Kneipp-Einrichtung würde, profitiere sie auch von der Mitgliedschaft im Verein, wie Ehnert sagte. Daher sei einer der nächsten Schritte die Anmeldung. Zumindest zwei der derzeit drei Erzieherinnen im „Zauberwald“ würden zu Mentorinnen in einem Kurs des Kneipp-Bunds ausgebildet. Sie würden auch künftig von den Weiterbildungen und die ganze Kita von den aktuellen Informationen profitieren. Außerdem werde die Struktur im Konzept der Kita gefestigt. Ziel ist es, Kneipp bereits an der „Basis“ zu vermitteln. Die Kinder seien mit Freude dabei und geben das, was sie lernen und erleben auch in ihren Familien weiter. Derzeit gehe der Trend ohnehin zu Naturheilverfahren, so der Mediziner. 

Ehnert hatte Büchlein für die Kinder mitgebracht, in denen alles rund um die fünf Säulen erläutert wird, und ein Buch über naturheilkundliche Methoden. Bislang gibt es in Hessen acht Kneipp-Kitas, so Ehnert, in Deutschland seien es 450. Auch in Bad Nauheim und Nidda bestehe die Absicht, Kitas zu zertifizieren. Ein nächster Schritt wäre dann die Zertifizierung einer Schule. 

Die Zertifizierung muss alle vier Jahre bestätigt werden, alle zwei Jahre muss sie mit entsprechenden Berichten bestätigt werden. Die Erstzertifizierung kostet 100 Euro, das Wiederholungsaudit 75 Euro. Hinzu kommt eine Sockelpauschale von 50 Euro im Jahr. 

Ehnert würdigte das Engagement von Bürgermeister Michael Merle für die Umsetzung des Kneipp-Konzepts in Butzbach. Unter anderem hob er hervor, dass der Rathauschef am zweiten Butzbacher Kneipp-Tag die gesamte Fahrradtour bestritten habe. Zum Dank überreichte er ihm die 20-Euro-Kneipp-Gedenkmünze, die 2021 zum 200. Geburtstag des Pfarrers herausgegeben wurde. 

Merle unterstrich, dass der Kneipp-Arbeitskreis als Team erfolgreich tätig sei. Vieles sei umgesetzt worden, um die Heilmethoden erfahrbar zu machen. Zugleich betonte er, dass eine Schließung der Kinderbetreuungseinrichtung in Ebersgöns nicht in Frage komme. Die Plätze würden benötigt, anders als vor wenigen Jahren, als die Kita zwischenzeitlich geschlossen war. Es gehe darum, die Kita mit Kneipp attraktiv zu machen, aber auch Lösungen zu finden angesichts des baulichen Zustands der Tagesstätte. Die Stadt werde investieren müssen. Das Angebot soll langfristig sichergestellt werden. 

Derzeit besuchen 13 Kinder die Kita, darunter auch Integrationskinder. In Kürze kommen weitere Kinder hinzu. Schon seit Jahren läuft die politische Diskussion über die Situation des Kindergartens unter anderem im Zusammenhang mit dem Feuerwehr-Neubau. Auch eine Kooperation mit der evangelischen Kirche zur Nutzung des Gemeindehauses Siloah war bereits im Gespräch. 

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