Konfirmanden reinigten „Stolpersteine“

Volkstrauertag: Unsere Welt ist noch weit vom Frieden entfernt
16. November 2020
Sparkassen-Filiale Oberkleen bleibt dauerhaft geschlossen 
17. November 2020

Konfirmanden reinigten „Stolpersteine“

NIEDER-WEISEL. Die Konfirmandinnen Hanna Amos und Milena Häuser reinigen die Stolpersteine vor dem Wohnhaus Zum Bahnhof 7. Text + Foto: dt

2016 und 2018 waren in Nieder-Weisel 13 Gedenksteine verlegt worden

NIEDER-WEISEL. (dt). Im Rahmen ihrer einjährigen „Konfi“-Zeit beschäftigten sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde Nieder-Weisel in den letzten Wochen mit den jüdischen Opfern des Holocaust in ihrem Stadtteil. Anlass dazu war der 9. November als historischer Gedenktag. Fragen dazu wurden gestellt nach der aktuellen Situation jüdischer Mitbürger in Deutschland wie „Gibt es heute noch jüdische Mitbürger in Nieder-Weisel?“ oder „Wo gibt es heute eine jüdische Gemeinde in unserer Region?“ Thematisiert wurde der sich aktuell wieder zeigende Antisemitismus in Deutschland und Europa. 

Offenkundig wurde, dass einem Teil der Konfirmanden der Begriff „Stoperstein“ unbekannt war. Weiter waren einige nicht darüber informiert, dass in ihrer Gemeinde in den Jahren 2016 und 2018 von dem Künstler Gunter Demnig – in Zusammenarbeit mit Butzbachs Museumsleiter Dr. Dieter Wolf -sogenannte „Stolpersteine“ verlegt worden waren. Im Konfirmandenunterricht hatte eine Konfirmandin ein erschreckendes, authentisches Zeugnis mit in den Unterricht eingebracht. Von einer 92-jährigen Nieder-Weiselerin hatte die junge Konfirmandin einen Original-Schmäh-Liedtext aus dem Jahre 1941 erhalten. Die Frau war als Mädchen im Rahmen der „Kinderland-Verschickung“ in die Tschechoslowakei gebracht worden, wo die Kinder folgenden Liedtext singen mussten: „Schmeißt sie raus, die alte Judenbande, / schmeißt sie raus aus unsrem Vaterlande. / Schickt sie über’s Rote Meer. / Die Wellen schlagen zu – / die Welt hat Ruh’.“ 

Pfarrerin Cornelia Hankel regte im Rahmen des Konfirmandenunterrichts an, dass es dringend erforderlich sei, die 13 in Nieder-Weisel vor den ehemaligen Wohnhäusern der Opfer verlegten Gedenksteine zu reinigen. Aktuell waren die eingravierten Namen und der Kurztext zum Schicksal der Verfolgten für Fußgänger auf dem Bürgersteig unlesbar geworden. Darum startete die zehnköpfige Konfirmandengruppe am vergangenen Samstagvormittag in Zweiergruppen eine Reinigungsaktion in den drei Nieder-Weiseler Ortsstraßen, in denen „Stolpersteine“ verlegt worden waren: In der Straße „Zum Bahnhof“ vor den Häusern Nr. 7, 10 und 17, in der „Butzbacher Straße“ vor der Hausadresse 63 und in der Weingartenstraße 3 bzw. 5, wo auch die ehemalige zerstörte Synagoge stand und an deren Ende die Anlage des jüdischen Friedhofs zu finden ist.

Der Beitrag verfällt zur festgelegten VERFALLSZEIT am VERFALLSDATUM.

Comments are closed.