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Koptischer Bischof Michael ist tot

In Kröffelbach nahmen zahlreiche Christen am gläsernen Sarg Abschied

WALDSOLMS-KRÖFFELBACH. Er hat über 40 Jahre als koptische Priester und Bischof in Kröffelbach gewirkt. Am 5. August starb Bischof Michael El Baramousy im Alter von 80 Jahren, einen Tag vor seinem 81. Geburtstag. Sechs Monate lang hatte er gegen eine schwere Krankheit gekämpft. 

WALDSOLMS. In der Kirche des koptischen Klosters in Kröffelbach beteten Gläubige am Sarg von Bischof Michael. Foto: rühl

In den vergangenen Tagen haben sich hunderte Kopten am gläsernen Sarg vom Bischof verabschiedet. Nicht nur ägyptische Kopten in Deutschland, auch aus Frankreich, den Niederlanden und Österreich waren Kirchenmitglieder nach Kröffelbach gekommen, um vom beliebten und verehrten Priester Abschied zu nehmen. Menschen weinten und berührten bewegt den Sarg. Am Mittwoch wurde Bischof Michael auf dem Gelände des koptischen Klosters bestattet. Dazu kamen rund 400 Trauergäste, unter ihnen sechs koptische Bischöfe, Vertreter der syrisch-orthodoxen Kirche und der politischen Gemeinde Waldsolms mit Bürgermeister Bernd Heine.

WALDSOLMS. Hunderte Gläubige kamen in den letzten Tagen nach Kröffelbach, um sich an einem gläsernen Sarg von Bischof Michael zu verabschieden, der am Samstag nach schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren starb. Foto: rühl

Der beliebte Kirchenmann ist 1942 in Kalubeya in Ägypten geboren. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und wurde leitender Angestellter einer ägyptischen Bank. In dieser Zeit hat er eine theologische Ausbildung absolviert und immer wieder als Eremit Zeiten in einem Kloster verbracht. Schließlich wurde er Priester. 

1980 kam Bischof Michael, der als Michael Samy Salama geboren wurde, nach Deutschland. In Kröffelbach kaufte er das Gelände einer Pension am Ortshand. Hier errichtete er die 1990 eingeweihte koptische Kirche. Es ist neben Höxter-Benkhausen eines von insgesamt zwei koptischen Klöstern in Deutschland. 

Die koptische Kirche gilt als eine der ersten urchristlichen Gemeinschaften, die der Apostel Markus im ersten christlichen Jahrhundert in Ägypten gründete. Dort wurde sie lange verfolgt und die koptische Sprache verboten. Schätzungsweise fünf bis elf Millionen Anhänger hat die koptische Kirche in Ägypten sowie in allen Teilen der Welt.
Im Jahr 2000 baute Michael ein Haus für Priester, Brüder genannt, mit 30 Klosterzellen. 

Im November 2002 wurde in Kröffelbach der Lehrbetrieb im Institut für koptisch-orthodoxe Theologie mit über 30 studierenden Männern und Frauen aufgenommen. 2007 kaufte Michael die ehemalige Grundschule des Ortes, die er zum theologischen Seminar umgestaltete. Im Juni 2013 wurde Michael zum Bischof für die koptisch-orthodoxe Diözese Süddeutschland ernannt und damit Seelsorger und Ansprechpartner für Kopten in Hessen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden-Württemberg und Teilen von Nordrhein-Westfalen. Für die wachsende koptische Bevölkerung hat Bischof Michael neun Kirchengemeinden gegründet und drei Kirchengebäude gekauft in Mainz, Bergneustadt und Wetzlar, wo seit dem letzten Jahr in der ehemaligen katholischen St. Elisabethkirche nun koptische Gottesdienste gefeiert werden. 

2011 wurde auf dem Klostergelände ein Gästehaus mit 40 Zimmern errichtet. Derzeit leben in Kröffelbach 15 Priester und zwei Novizen. 

Der Priester Markarius Antonius, der 20 Jahre an der Seite von Bischof Michael gearbeitet hat, bezeichnet den Verstorbenen als Menschen mit Demut, Bescheidenheit, den Menschen zugewandt und Christus liebend. Sein schlichtes Leben und die Liebe zu den Menschen hätten ihn zum „irdischen Engel und himmlischen Menschen“ gemacht. Bischof Michaels Ausstrahlung sorgte dafür, dass Christen aus Syrien, Eritrea und Ägypten ins Kloster strömen. „Gott hat Michael als Arzt nach Europa geschickt“, sagt Markarius und verweist auf viele seelsorgerliche Gespräche, in denen er Menschen geheilt und geholfen habe. 

Wie geht es nun weiter für die Kopten in Kröffelbach und die koptisch-orthodoxe Diozöse Süddeutschland? Das ist in der koptischen Kirche klar geregelt. Zunächst wird ein Interimsleiter berufen. 40 Tage nach dem Tod eines Bischofs treten Priester und Bischöfe zusammen, um für die Diozöse einen neuen Leiter zu bestimmen. Lothar Rühl

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