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Kostenlose Passfotos und Spenden sammeln für Flüchtlingshilfe vor Ort

BUTZBACH. Die Butzbacher Fotografin Ludmilla Naumann erstellt kostenlos biometrische Passbilder für Flüchtlinge aus der Ukraine. Sie hofft angesichts des steigenden Bedarfs, dass ihre Berufskollegen ihrem Beispiel folgen. Eine Gruppe von 30 Flüchtlingen, die in Gießen untergebracht sind, nahm das Angebot gestern in Anspruch. Text + Fotos: thg

30 Ukrainer aus Gießen bei engagierter Butzbacherin Ludmilla Naumann / Aktion mit Feuerwehr am 2. April

BUTZBACH (thg). Flüchtlinge aus der Ukraine benötigen für ihre Unterlagen bei der Ankunft in Deutschland biometrische Passfotos. Weil das Kosten verursacht, die die Menschen nicht tragen können, war es für Ludmilla Naumann „logisch“, dass sie in ihrem Fotostudio „Lumière“ die Betroffenen kostenlos fotografiert. Dies hat sie in sozialen Medien veröffentlicht. Die Vernetzung ist so gut, dass sich ihr Angebot verbreitete. Gestern war eine Gruppe von 30 Geflüchteten aus Gießen gekommen. Ferner plant sie weitergehende Hilfsaktionen und ruft zu Geldspenden auf.

„Das war für mich keine große Überlegung“, sagte Naumann auf die Frage, wie sie auf die Idee kam, die Gratis-Fotos anzubieten. Innerhalb der vergangenen Tage waren bis gestern etwa 30 Ukrainer gekommen, um Fotos machen zu lassen. Nun war es die ganze Gruppe, die mit dem Zug in die Weidigstadt gekommen war. Daher ruft sie ihre Berufskollegen in der Umgebung dazu auf, ebenfalls kostenlos Ausweisfotos für Flüchtlinge anzubieten. 

Laura Loew, Studentin an der Uni Gießen, die zusammen mit drei Kommilitoninnen Ansprechpartnerin der Gruppe ist, schilderte, dass sie bereits bei Fotografen in Gießen herumgefragt habe – mit der Bitte um Rabatt. Der günstigste Anbieter habe elf Euro genannt, immer noch teuer für die Kriegsflüchtlinge. 

Naumann machte die Aufnahmen in ihrem Atelier, zwei, drei oder vier Bilder pro Person. Ihre Kunden können sonst das beste aussuchen, bei der Größe der Gruppe übernahm sie dies aber am Ende selbst. Von der Foto-Chipkarte spielte sie die Dateien auf den Computer. Mit einer selbst entwickelten Maske bearbeitete sie den Fotoausschnitt so, dass das Bild den Vorgaben der Bundesdruckerei für biometrische Passfotos entspricht. Größere Veränderungen am Aussehen des Fotografierten sind nicht erlaubt, allenfalls Pickelchen können retuschiert werden. Für Kinder gelten eigene Regeln. Vier Fotos wurden jedem ausgehändigt. 

Das Fotoshooting ging auch deswegen so zügig vonstatten, weil Naumann selbst Russisch spricht. Sie stammt aus Kasachstan, ihre Vorfahren lebten in Odessa. Haltung, Blick in die Kamera oder auch die Aufforderung zum Lächeln waren damit kein Problem. 

Die Gruppe, die gestern ins Fotostudio kam, setzt sich ganz unterschiedlich zusammen. Einzelne kannten sich bereits vorher, andere kamen etwa am Bahnhof in Gießen an. Ihre Unterkunft haben sie im Liebig-Hotel, dessen Inhaber freie Zimmer zur Verfügung stellte. „Aber das kann nur eine Übergangslösung sein“, so Loew, die selbst Russisch lernt. Die Studentinnen stellten zudem fest, dass es den Kindern gar nicht an Spielzeug oder Kuscheltieren mangelt. „Wir brauchen Stifte und Papier“, sagten sie laut Loew. Einige seien auch noch zeitweise – wenn es der Krieg erlaubt – digital mit einem Lehrer in der Ukraine verbunden.  

Naumann möchte sich unterdessen weiter für die Flüchtlinge, aber auch für die Helfer einsetzen. So möchte sie kurzfristig eine Facebook-Gruppe einrichten, in der „ganz simpel“ Informationen ausgetauscht werden können. Dort sollen alle Angaben zu den notwendigen Formalitäten für die neu Ankommenden, zu Wohnung oder Geld bereitgestellt werden. „Dort soll alles gebündelt werden.“ Auch Flüchtlinge selbst sollen dort auf wichtige Punkte aufmerksam machen können. Wichtig seien auch Übersetzungen von Formularen. 

Außerdem plant sie zusammen mit der Feuerwehr unter Beteiligung der Genossenschaft das gute Haus und der Evangelischen Stadtmission für Samstag, 2. April, eine Aktion auf dem Butzbacher Marktplatz. Dort soll Begegnung möglich sein, eine Vernetzung mit dem Ziel Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. 

Für eine Spendenaktion hat sie mit dem Butzbacher Vereinsring Kontakt aufgenommen, der nun ein Spendenkonto führt. Ziel ist es, Geld für den Bedarf direkt in Butzbach zu sammeln, sei es für Flüchtlinge in Not, sei es aber auch für Helfer, die gern aktiv werden möchten, es sich aber beispielsweise finanziell nicht leisten können, Menschen zu Hause aufzunehmen. Vieles sei vorstellbar, aber wichtig sei: „Es wird in der Stadt geholfen“, das motiviere vielleicht die Menschen vor Ort, etwas zu geben. Wichtig ist Naumann, dass der Vereinsring über die Vergabe von Mitteln entscheidet. Am 2. April soll es gemeinsam mit der Feuerwehr eine Aktion rund um die Spenden geben. 

Das Spendenkonto für die regionale Hilfe der Butzbacher Feuerwehr und „lumière fotografie“ lautet: Konto-Inhaber: Vereinsring Butzbach e.V.; IBAN: DE65 5186 1403 0100 0868 60.

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