Krebskranke Schülerin dank fahrbaren Tablets wieder im Unterricht dabei

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Krebskranke Schülerin dank fahrbaren Tablets wieder im Unterricht dabei

BUTZBACH. Der Telepräsenzroboter ist ein fahrbares Tablet mit Ladestation. Die erkrankte Schülerin zu Hause ist darüber direkt ins Unterrichtsgeschehen an der Schrenzerschule eingebunden. Foto: poststelle

„Telepräsenzroboter“ an Schrenzerschule / Verein Kolibri hilft auf Initiative von Elternbeirätin und Lehrerin

BUTZBACH (pm). Endlich kann eine Schülerin der Schrenzerschule Butzbach, die seit fast einem Jahr aufgrund einer schweren Krebserkrankung nicht am Unterricht teilnehmen konnte, wieder lernen. Dank des außergewöhnlichen Engagements von Birgyul Nier, einer Mutter im Schulelternbeirat, und der Klassenlehrerin, Barbara Ortmann, gelang es Kontakt zum Verein Kolibri aufzunehmen. Der Berliner Verein engagiert sich insbesondere für an Krebs erkrankte Kinder. 

In der Fernsehsendung „Ein Herz für Kinder“ sah Nier den sogenannten „Avatar“ als Möglichkeit, erkrankte Kinder mittels eines Telepräsenzroboters in den Unterricht an der Schule einzubeziehen. Die Mutter, eines Jungen der Jahrgangsstufe 6, nahm sofort mit dem Geschäftsführer des Vereins Kolibri, Andreas Landgraf, Kontakt auf und erhielt eine positive Rückmeldung. Es standen noch Geräte zur Verfügung. In den nächsten Schritten wurde die Klassenlehrerin der betroffenen Schülerin, deren Eltern und der Schulleiter, Achim Schwarz-Tuchscherer, einbezogen. 

Nun galt es, die nächsten Hürden zu nehmen. Technische Anbindung, Versicherungsschutz und Datenschutz mussten geregelt werden. Nachdem der Wetteraukreis als Schulträger grünes Licht und alle Beteiligten ihr Einverständnis zur digitalen Teilnahme der betroffenen Schülerin gegeben hatten, wurde erneut Kontakt zu Kolibri aufgenommen. Von dort wurde ein Techniker beauftragt, der von Berlin nach Butzbach kam, um den Telepräsenzroboter zu bringen und technisch einzurichten. Die Mutter der Schülerin wurde in die Handhabung der Software und Nutzung des Gerätes eingewiesen. Nachdem dann auch die letzten digitalen Hürden genommen wurden, konnte die Schülerin nach langer Zeit endlich wieder am Unterricht teilnehmen.

Der Telepräsenzroboter ist ein fahrbares Tablet mit Ladestation. Er wird von der Schülerin, die zu Hause am Laptop sitzt, gesteuert. Sie sieht von zu Hause das Tafelbild und die Lehrkräfte beim Unterricht. Sie hört mit und kann mit allen Beteiligten auch sprechen. Die Klasse sieht die Schülerin kann sie hören und ebenfalls mit ihr sprechen.„Wir sind überaus froh und glücklich, dass unsere Tochter nach einer so langen Zeit fern jeglicher sozialen Kontakte wieder ein kleines Stückchen mehr Normalität erfährt“, berichtete die Mutter der erkrankten Schülerin freudestrahlend. Die Familie und die Schülerin konnten ihr Glück kaum fassen. So bekommen die Tage in Isolation wieder neuen Auftrieb und Struktur und werden jetzt auch mit schulischen Inhalten gefüllt.  

Am 15. März war Premiere. Die Schülerin startete zum ersten Mal den Telepräsenzroboter, den sie liebevoll „James“ getauft hat. Ein leises Surren war im Raum zu hören und „James“ fuhr eigenständig zu seinem Standplatz. Ganz in der Nähe der Lehrkraft und Tafel. Dieser Platz eignet sich hervorragend, denn so hat jede Lehrkraft die Schülerin gut im Blick und bei Gruppengesprächen wird „James“ einfach so gesteuert, dass „er“ für die Schülerin mittendrin ist. An diesem Premierentag waren alle sehr aufgeregt, ob wirklich alles funktionieren würde. Ihre Mitschüler hatten den Raum mit Luftballons und Luftschlangen geschmückt und einen Stuhlkreis unter Einhaltung des vorgeschriebenen Abstands gestellt. Doch als die Schüler sahen, wie ungezwungen die Klassenlehrerin mit der sehr neuen und ungewohnten Situation umging und nachdem die erste Vorstellungsrunde stattgefunden hatte, war das Eis gebrochen. 

Die Schülerin ist nach so langer Zeit der Abwesenheit wieder mitten im Leben und ein Mitglied der neuen Klassengemeinschaft. Auch das Schulleitungsteam kam zur Begrüßung. Ein Freudentag, der allen noch lange in guter Erinnerung bleiben wird. „Es ist so schön, am Ende eines Schulvormittages in ein strahlendes Gesicht einer Jugendlichen zu blicken, auch wenn sie nicht unmittelbar anwesend ist“, freut sich die Klassenlehrerin. 

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