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Leserbriefe: „Peinlich“

Betr.: Umgang mit Ergebnis der Bundestagswahl

Der geneigte BZ Leser und bekennende Wechselwähler verfolgte selbstverständlich den Sonntagwahlabend im TV. Die 18h Prognose ergab den allseits erwarteten Vorsprung der SPD vor der Union. Nun folgte ein Auftritt zum Fremdschämen. Nach Zieleinlauf als Verlierer schwadronierte CDU-Generalsekretär Paul Zimiak von einer „Zukunftskoalition“ unter Führung der Union und legte nochmal nach: „Zuerst kommt das Land, dann die Partei“. Zweifellos ließ er Millionen Zuschauer recht ratlos zurück. 

Was hatte der Mann gemeint? In der Tat, aus einem desaströsen Radikalabsturz um ca. neun Prozent einen Wählerauftrag zur Regierungsbildung abzuleiten, erfordert schon recht abwegige Machtfantasien. Leider bestätigte der Kanzlerkandidat Laschet diese Aussage und hatte dabei am Mikrofon, zumindest optisch, die 2. Reihe der Union hinter sich. Bis auf Angela Merkel war keine Prominenz, etwa Ministerpräsidenten, zu sehen. 

Warum noch wählen gehen, fragt sich der Normalbürger, wenn offensichtliche Wahlverlierer nicht von der Macht lassen können? Täuschen wir uns nicht, die Union wird alle Register ziehen, um FDP und die Grünen ins Boot zu holen. Laschet könnte Duzfreund Lindner den Finanzminister anbieten und die Grünen mit der Aussicht auf eine Bundespräsidentin locken. Hier wird letzten Endes die Charakterfrage gestellt und die Spreu vom Weizen getrennt. 

Die Union, auch die CSU lag in Bayern historisch tief, sollte gut überlegen, wie sich ihr radikaler Machtanspruch in der „Provinz“ auswirkt. Für viele engagierte CDU-Hobbypolitiker mit einem demokratischen moralischen Kompass ist die Entscheidung ihrer Parteispitze schlicht und einfach peinlich. Hier wird die kommunale Basis, Fundament jeder Partei, sträflich im Stich gelassen. Ein Trauerspiel!

Wilfried Michael Zimmermann, Butzbach

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