Männerfreundschaft hält seit 50 Jahren

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Männerfreundschaft hält seit 50 Jahren

1969 — Ehemaliger US-Soldat Ken Smith und Hüttenberger Ex-Bürgermeister Dr. Manfred Schmidt blicken zurück

KIRCH-GÖNS/RECHTENBACH (ikr). Das Jahr 1969: In den USA regiert Präsident Richard Nixon, Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond und in Deutschland wird Willy Brandt zum Bundeskanzler gewählt. An der Landstraße, die von Kirch-Göns nach Rechtenbach führt, hält der 23-jährige US-Soldat Ken Smith an einem Tag im September den Daumen hoch und hofft auf eine Mitfahrgelegenheit nach Wetzlar, wo er wohnt. Manfred Schmidt aus Rechtenbach, damals 21 Jahre jung, hält an und nimmt den jungen Mann in Uniform mit. Dies ist der Beginn einer engen Freundschaft, die sich in diesen Tagen zum 50. Mal jährt.

„Es gab damals viele Berührungspunkte mit den in der Gegend stationierten US-Amerikanern. Sie waren Teil des öffentlichen Lebens. Zwischen Ken, der in Kirch-Göns stationiert war, und mir ist etwas ganz Besonderes entstanden, es war und ist eine intensive deutsch-amerikanische Freundschaft im Kleinen“, erinnert sich Dr. Manfred Schmidt, langjähriger Bürgermeister von Hüttenberg, im Gespräch mit der BZ, das er gemeinsam mit Ken Smith und dessen Ehefrau Leslie führt. Die beiden sind gerade wieder einmal für zwei Wochen zu Besuch bei den Schmidts. Seit 1998 kommen sie jährlich. Vorher schrieben sich die Freunde viele Briefe und telefonierten, heute nutzen sie regelmäßig Skype und WhatsApp, „um am Leben des anderen und seiner Familie teilzunehmen“, schmunzeln die alten Kumpel und betonen: „Wir haben noch Briefe von früher, lange Briefe, aus denen ersichtlich ist, was sich in der Gesellschaft alles geändert hat.“ 

Was hat ihre Freundschaft über 50 lange Jahre getragen? „Wir haben sehr schnell festgestellt, dass wir ähnliche Interessen haben. Wir haben uns ganz oft in meiner Garage getroffen, hauptsächlich, um an Käfermotoren zu schrauben. Bis heute arbeiten wir fast blind zusammen“, erzählt Schmidt. Bei Ken, der drei Jahre in Deutschland stationiert war, lernte er amerikanische Kultur kennen und feierte Thanksgiving. „Die Eltern von Manfred waren für mich wie meine eigenen, und ich war für sie der zweite Sohn, es war richtig familiär“, erinnert sich Smith, dessen Vorfahren aus Deutschland stammen und ursprünglich auch Schmidt hießen. „Ken war mit Manfreds Familie enger zusammen als mit der eigenen“, ergänzt seine Frau Leslie. Diese enge Bindung an die gastfreundliche Familie in Rechtenbach hat wohl auch dazu beigetragen, dass diese Freundschaft über 5000 Meilen entfernt 50 Jahre lang hielt. Ken reiste sogar extra zu den Beerdigungen von Manfreds Eltern.

„Es gab viele Parallelen in unserem Leben, und es ist erstaunlich, dass man in vielen Dingen ähnlich denkt und sich versteht. Für mich ist es außergewöhnlich, dass wir 50 Jahre durchgehalten haben“, resümiert der Hüttenberger eine vielleicht typische Männerfreundschaft, bei der sich die beiden gerne über Politik, Autos und Frauen bei einem Bier, „früher auch mehreren“, wie Ken schmunzelt, austauschten.

Nachdem Smith wieder in die USA zurückkehrte, absolvierte er ein Studium zum Flugzeugingenieur und arbeitete bei verschiedenen Airlines. „Auch Flugzeuge sind eines unserer gemeinsamen Hobbys, Ken war bei jeder Ausgrabung von Flugzeugwracks dabei“, betont Schmidt, der Mitglied der Initiative Fliegerschicksale in Hessen ist und sich dafür sehr engagiert.

Klar, dass die beiden Männer auf die Frage nach den Höhepunkten ihrer 50-jährigen Freundschaft einhellig den Besuch der größten zivilen Luftschau der Welt in Oshkosh /Wisconsin nennen. Eine Woche lang waren sie 2010 Teil eines Spektakels mit 600 000 Besuchern, 60 000 Campern und 6000 Flugzeugen. Bei den Besuchen von Ken und Leslie gab es früher ein strammes Besuchsprogramm: Verschiedene Ziele in Deutschland, aber auch in Frankreich, Italien und Osteuropa, wo neben Prag auch Auschwitz auf dem Programm stand, wurden bereist. „Wir lieben Deutschland, es ist unsere zweite Heimat, aber in Manfreds Haus gefällt es uns am besten“, schwärmt Ken. „Wenn ich zu ihm komme, dann komme ich nach Hause!“

„Wir haben viel übereinander und uns schätzen gelernt. Die Wertschätzung für das jeweilige Land ist groß. Wir haben Dinge gesehen, die wir als Touristen nie erlebt hätten und außergewöhnliche Menschen kennengelernt. Beide hatten wir die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu blicken“, sagen die beiden.

Die Freundschaft über den „großen Teich“ wird inzwischen in der jüngeren Generation fortgesetzt: Schmidts Sohn war 2018 mit seiner Familie bei den Smiths in Collinsville / Oklahoma zu Besuch, in diesem Jahr flog Schmidts Nichte mit ihrer Familie dorthin. „Das war toll“, freuen sich die amerikanischen Gastgeber noch heute über die jungen Gäste.

„Wird auch unser Aktionsradius inzwischen etwas kleiner, wollen wir uns natürlich weiterhin treffen, am liebsten ein bis zweimal im Jahr, solange es gesundheitlich noch geht“, sind sich die Freunde einig. Der nächste Besuch der Amerikaner in Hüttenberg steht schon fest: Anfang Dezember wollen sie kommen und die regionalen Weihnachtsmärkte besuchen. 

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